Neues zur Zellmigration durch Gewebe
In den meisten Geweben ist die Lokalisation der Zellen streng vorherbestimmt. Ausnahmen bilden das blutbildende und das Immunsystem, da die Zellen von dort aus Entzündungsstellen oder Verletzungen im Körper erreichen müssen. Bei vielen pathologischen Prozessen wie Metastasen können auch andere Zellen befähigt werden, Gewebe zu durchdringen. Damit diese Invasion gelingt, verändert sich die Biologie der eindringenden Zellen und die Durchlässigkeit der Barriere. Diesen Vorgang untersuchte das EU-finanzierte Projekt BB: DICJI (Breaking Barriers: Investigating the junctional and mechanobiological changes underlying the ability of Drosophila immune cells to invade an epithelium) am Tiermodell Drosophila, insbesondere, wie Hämozyten bzw. Blutzellen während der Embryonalentwicklung die Epithelschranke überwinden. Ziel des Projekts war, die morphologischen und biophysikalischen Veränderungen des Epithels bei dieser Transmigration von Immunzellen zu ermitteln. Frühere Arbeiten hatten gezeigt, dass die kleine GTPase RHOL der Hämozyten während der Invasion die Expression von Cadherin verändert. Mittels Immunfluoreszenz und Bildgebung an lebenden Zellen wurden Veränderungen an Cadherinkontakten und am Aktinnetzwerk verfolgt. Als Adherens Junctions (Adhäsionskontakte) werden Verbindungen zwischen Zellen bezeichnet, die die Epithelzellen zusammenhalten und widerstandsfähig gegen mechanische Kräfte machen. Die Ergebnisse von BB: DICJI zeigten, dass die Migration von Blutzellen bei der Drosophila-Entwicklung die Cadherin-Lokalisierung bei benachbarten Zellen verändert, was teilweise durch Apoptose geschieht. Weiterhin wurden bei der Invasion Veränderungen der Junction-Spannung beobachtet. Insgesamt wird die Studie die komplexen Prozesse bei der Zellmigration durch Gewebe klären helfen, um auf diese Weise neue molekulare Zielstrukturen im Kampf gegen Metastasen zu finden.
Schlüsselbegriffe
Zellmigration, Entwicklung, Krebs, Drosophila, Blutzelle, Cadherin, Adhäsionskontakte