Theorien der Vergangenheit beeinflussen Psychologie der Zukunft
Die Psychologie ist ein stetig wachsendes Gebiet, insbesondere dort, wo es um das Verständnis der menschlichen Psyche geht, ohne dabei allzu reduktionistisch vorzugehen. Ein bemerkenswerter italienischer Philosoph des 18. Jahrhunderts, Giambattista Vico, dachte diesbezüglich über den Tellerrand hinaus, und sah die Psychologie nicht im kartesianischer Hinsicht, sondern als Teil einer Einheit, die gleichermaßen Linguistik, Philosophie, Philologie und Erkenntnistheorie umfasst. Das EU-finanzierte Projekt EPICS (Epistemology in psychological science, the heritage of Giambattista Vico and the cultural psychology) untersuchte seine vereinheitlichte Theorie der menschlichen Psyche, um neue Forschungsrichtungen in Hinsicht auf innovative Veränderungen in Erkenntnistheorie, Theorie und Methodik der qualitativen Psychologie zu untersuchen. Das Projektteam rekonstruierte die wichtigsten Einflüsse Vicos, wobei mehrere Publikationen entstanden, die seine Ideen mit der Entwicklung der Psychologie des 19. und 20. Jahrhunderts verbinden. Man betrachtete den Fortschritt der Erkenntnistheorie der Psychologie auf Grundlage von Vicos Theorie in der heutigen Forschung. Im Sinne seiner Ziele untersuchte EPICS die Beziehung zwischen Methodik, Theoriebildung und Generalisierung in der Psychologie. Es zeigte sich, wie psychologische Prozesse stattfinden, wobei man das Ganze einschließlich Erkenntnis, Affektion und Handlung berücksichtigte. Das Projekt sah das Erleben als einen Entwicklungsprozess, wobei psychologische Phänomene eher als eine kontinuierliche Produktion der Neuheit in Bezug auf Lebenserfahrungen anstelle eines Wechsels von Aktivierungs- und Gleichgewichtszuständen betrachtet wurden. Hier wird Psychologie auf eine Weise dargestellt, die nicht auf einfache Elemente wie Sprache oder Verhalten reduziert werden kann, was die Wissenschaftler dazu veranlasst, die aktuellen Methoden des Gebiets zu überdenken. Außerdem betrachtete das Projekt die Vorstellungskraft im Rahmen von Vicos Forschung, worin sie als eine fundamentale höhere psychische Funktion angesehen wird, die sich der semiotischen Manipulation des komplexen Ganzen von ikonischen und sprachlichen Zeichen widmet. Diese neuen Sichtweisen resultierten in zehn von Experten begutachteten Artikeln, zehn von Experten begutachteten Buchkapiteln, zwei Sammelbänden und 19 internationalen Veranstaltungen, wozu Workshops, Konferenzpräsentationen, Vorträgen und Symposien zählten. Ein Überdenken der wichtigen Arbeit und der Schlussfolgerungen Vicos, die oftmals von der akademischen Welt übersehen wurden, könnte im Endeffekt eine Weiterentwicklung auf diesem Gebiet unterstützen. Das EPICS-Projekt führte zu einem neuen Langzeitforschungsprojekt über Imagination als höhere psychische Funktion, das am Centre for Cultural Psychology at Aalborg University(öffnet in neuem Fenster) initiiert wurde, sowie zur Begründung einer internationalen Winterschule zum Thema über "The Method of Imagination" (Die Methode der Imagination).
Schlüsselbegriffe
Psychologie, Giambattista Vico, menschliche Psyche, Erkenntnistheorie, Kognition, semiotische Manipulation