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Social capital and enforcement of informal contracts in developing economies

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Die Rolle sozialer Sanktionen für den wirtschaftlichen Austausch in Entwicklungsländern

Das Sozialkapital trägt in hohem Maße zur Eindämmung von Armut bei und spielt beim wirtschaftlichen Austausch eine Schlüsselrolle. Eine EU-Initiative hat gesellschaftliche Sanktionen in Entwicklungsländern erkundet.

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Im wirtschaftlichen Austausch stellt das Sozialkapital leistungsstarke Sanktionsmechanismen dar. Bestehen jedoch keine formellen Verträge und Sanktionierungsgremien, verlässt man sich im wirtschaftlichen Austausch vielfach auf informelle Vereinbarungen oder Verträge, die von den Gerichten nicht durchgesetzt bzw. von externen Parteien nicht überwacht werden können. Das EU-finanzierte Projekt SSD (Social capital and enforcement of informal contracts in developing economies) hat nachgeprüft, wie Sozialkapital bei der Durchsetzung informeller Vereinbarungen soziale Sanktionen erzeugt. Unter dem Schwerpunkt der Mikrofinanzierung untersuchten die Projektpartner die Funktion sozialer Sanktionen bei der Durchsetzung von Rückzahlungen an die Bank. Sie fanden heraus, dass soziale Sanktionen unter den gleichen Bedingungen auch von einer Gruppe dazu eingesetzt werden könnten, um kollektive Standards zu erzwingen. Des Weiteren sind Vorstellungen oder Normen grundlegend wichtig, um bei den Gruppenmitgliedern ein ordnungsgemäßes Rückzahlungsverhalten auszulösen. Das SSD-Team führte ein Laborexperiment durch, an dem eine Mikrofinanzierungsgruppe mit gemeinsamer Haftung beteiligt war, bei der die Mitglieder entscheiden konnten, dass ein Mitglied aus einer kollektiven Aktivität ausgeschlossen wird. Man stellte fest, dass Rückzahlungsentscheidungen, abgesehen von sozialen Sanktionen, innerhalb von denen die Mitglieder die Betrüger sogar auf Kosten ihres eigenen direkten Nutzen bestrafen, mit individuellen Anreizen verknüpft sind. Zum Zweck der Untersuchung der langfristigen Beteiligung traditionell benachteiligter Dorfbewohner führten die Forscher eine Erfassung der Mikrofinanzierungsgruppen in Nordindien durch. Die Erkenntnisse bestehen darin, dass die untere Kaste häufiger auf Selbsthilfegruppen verzichtet bzw. deren Gruppen eher zum Scheitern verurteilt sind. In umgekehrter Weise profitieren arme landlose Feldarbeiter stark von der Teilnahme und erhalten normalerweise mehr als das Doppelte der Menge an Bankkrediten, die an Mitglieder mit größeren Grundbesitz ausgegeben werden. Mit einer Panelbefragung unter 1 500 Familien untersuchte man die langfristigen Auswirkungen der Beteiligung an Mikrofinanzierungsgruppen und fand heraus, dass die Mitglieder der Selbsthilfegruppen viel eher bereit waren, ihre Kinder in der Schule anzumelden. Daraus folgten eine weiterführende Bildung und geringere Abbrecherquoten. Die Untersuchung der sozialen Sanktionen und Zwänge in Bezug auf zwischenmenschliche Umverteilung unter den Bamileke in Kamerun ergab, dass die älteren Geschwister schon früh die Jüngeren unterstützen. Später kehrte sich das um. Übereinkommen dieser Art wirken sich jedoch negativ auf Investitionen und Anstrengungen aus. SSD hat Aufschluss über Beschaffenheit und Einsatz sozialer Sanktionen bei der Durchsetzung informeller Verträge erbracht.

Schlüsselbegriffe

soziale Sanktionen, gesellschaftliche Sanktionen, ökonomischer Austausch, wirtschaftlicher Austausch, Sozialkapital, Entwicklungsländer, SSD, informelle Verträge

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