Sind sie gegangen oder geblieben - Bevölkerungshiatus im späten Pleistozän
Das Projekt HIATUS LPLEIS IBERIA (Testing population hiatuses in the Late Pleistocene of Central Iberia: a geoarchaeological approach) untersuchte die Wechselwirkung zwischen frühzeitlichen Menschen und ihrer Umgebung vor etwa 60.000 bis 20.000 Jahren. Den etablierten Modellen zufolge wäre eine permanente menschliche Besiedlung der Region erst am Ende des letzten glazialen Maximums nach dem Rückzug des Eises möglich gewesen. Allerdings wurde diese Theorie nun nach jüngsten Daten von den südöstlichen Ausläufern des iberischen Zentralgebirges in Frage gestellt. Die Projektpartner glaubten, dass neue Feldforschungen zeigen würden, dass traditionelle Modelle durch einen Mangel an Forschung im Zentrum der iberischen Halbinsel im Vergleich zu den Küstenregionen der Halbinsel fehlerhaft waren. Daher führten sie Feld- und Laborstudien an drei paläolithischen Stätten im Nordwesten der spanischen Provinz Guadalajara durch. Diese umfassten interdisziplinäre Techniken wie hochauflösende Geoarchäologie, lithische Technologie und chronometrische Datierung. Die Ergebnisse zeigten, dass die drei Standorte meist geoarchäologische In-situ-Ablagerungen enthalten, die von der Gegenwart von Neandertalern und moderner menschlicher Besiedlung zeugen. Pollen, Holzkohle, Kleinsäugetiere (wie Mäuse) und Phytolith-Evidenzen lieferten unschätzbare Aufzeichnungen für die Umwelt- und Klimaforschung in der Region. Darüber hinaus führten palynologische und mikrofaunale Analysen zu besonders genauen Markern möglicher ökologischer Refugien, während Reste von Tieren und Steinartefakten interessante Existenzstrategien aufzeigten. Die Forscher entdeckten auch die Verwendung von tiefen Höhlen durch Neanderthaler für spezifische Aktivitäten sowie das Vorhandensein einer spezialisierten Quarzproduktion. HIATUS LPLEIS IBERIA erweiterte die Kenntnis von der Populationsdynamik und den menschlichen Umweltinteraktionen in Zentraliberien während des Spätpleistozäns. Die bahnbrechenden Ergebnisse umfassen die Neubewertung der Theorie, dass die Region während der späten Pleniglazialzeit unbewohnt war, und zum späten Überleben der Neandertaler südlich des Ebro-Beckens.