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LISTening Effort in the European population: a New innovative programme of research and training

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Neue „Sicht“ auf Messung der Höranstrengung

Werden Menschen älter, vermindert sich besonders unter ungünstigen Hörbedingungen wie etwa bei Hintergrundgeräuschen ihre Fähigkeit zur Sprachwahrnehmung. Von der EU finanzierte Forscherinnen und Forscher haben sich diesem Problem gewidmet und einen innovativen Ansatz zur Messung der Höranstrengung entwickelt.

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Hörbeeinträchtigungen sind eine der am häufigsten anzutreffenden Behinderungen, welche die Betroffene dazu bringen, sich aus dem gesellschaftlichen Umgang zurückzuziehen. Resultat dessen sind negative Auswirkungen auf die Arbeitsleistung, Belastungen (Disstress), längere krankheitsbedingte Fehlzeiten, Frühverrentung und ein größeres Erholungsbedürfnis aufgrund vermehrter Höranstrengung und dem Mangel an Energie. So ist mehr Wissen in Hinsicht auf die Höranstrengung erforderlich, um den Zusammenhang zwischen Ermüdung und Energiemangel im realen Leben zu erklären. Das EU-finanzierte LISTEN-Projekt hat untersucht, welche gängigen und neuen Hörgerätetechnologien das Niveau der bei Sprachwahrnehmung erforderlichen Anstrengung mit Erfolg reduzieren können. „Zwei Nachwuchsforscher wurden geschult und zu einem der größten Hörgerätehersteller Europas entsandt, der ihnen eine spezielle Ausbildung anbot“, berichtet Projektkoordinatorin Professorin Sophia Kramer. „Gleichermaßen wurden neue Strategien und praktische Verfahren entwickelt, die für weiterführende Neuerungen in der Hörgerätetechnik und zur Messung von Ergebnissen erforderlich sind.“ Die Nachwuchsforscher arbeiteten mit Pupillometrie, bei der Pupillengröße und -reaktivität des Auges mittels Infrarotfotografie gemessen werden. „Die durch einen Reiz oder eine Aufgabe verursachte Änderung im Pupillendurchmesser gibt bei geregelter Beleuchtungsstärke einen Hinweis darauf, wie anstrengend oder mühsam die Aufgabe ist. Je anstrengender die Aufgabe, desto stärker die Pupillenerweiterung“, erklärt Professorin Kramer. Spracherkennung mit höherer Empfindlichkeit Die Forscher entwickelten einen neuen Ansatz, um bewerten zu können, in welchem Ausmaß Lösungen zum besseren Hören wie beispielsweise Hörgeräte die Anstrengung mindern. In der Hörgeräteentwicklung und -forschung arbeitete man bisher mit Reintonaudiometrie, zuweilen in Kombination mit traditionellen Spracherkennungsmaßnahmen. Professorin Kramer dazu: „Da es herkömmlichen Spracherkennungsmaßnahmen an Empfindlichkeit zum Einsatz unter diesen einfacheren, ruhigeren Bedingungen mangelt, sind Spracherkennungstests nicht in angemessener Weise anwendbar, um Ergebnisse für die Erforschung des Nutzens von Hörgeräten zu liefern.“ Mit Hilfe der Weiterentwicklung der Pupillometrie als eine alternative Form der Messung konnte offengelegt werden, auf welche Weise die Höranstrengung – mit und ohne Hörgerät – über den gesamten Bereich des täglichen Hörens, vom unmöglichen bis zum extrem leichten Sprachverständnis, moduliert wird. Anstatt Bedingungen anzuwenden, die schwierige und laute Hörsituationen im tagtäglichen Leben repräsentieren, lieferte LISTEN Wissen und Beweise für realistischere (das heißt leichtere und ruhigere) Hörsituationen. „Eine neuartige Feststellung besteht darin, dass Hörgeräte, während sie einerseits das Auffassen von Sprache in schwierigen Hörsituationen verbessern, andererseits jedoch die Hörleistung unter einfacheren Hörbedingungen erheblich reduzieren“, erklärt Professorin Kramer. Wichtiger Beitrag zur Wissenschaft des Hörens Die zugrundeliegenden Mechanismen der Pupillenerweiterungsreaktion wurden anhand von Untersuchungen zur Messung des Pupillenlichtreflexes weiter aufgeklärt. Diese Studien ergaben, dass der Ermüdungszustand einer Person den Grad der Anstrengung beeinflusst, die jemand aufbieten kann. „Das ist ein echter Durchbruch in unserem Verständnis der Mechanismen, die hinter Höranstrengung und Pupillenerweiterungsreaktion stecken“, kommentiert Professorin Kramer. „Sowohl im akademischen als auch im industriellen Umfeld hatte LISTEN enorme Auswirkungen. Dieses neue Wissen und die neuen Verfahren im Zusammenhang mit der Pupillometrie wurden von vielen Labors rund um die ganze Welt übernommen.“ LISTEN leistete einen Beitrag zu einem weltweiten Prozess, der mit einem Paradigmenwechsel auf dem Gebiet der Wissenschaft des Hörens verbunden ist. Diese Verlagerung steht im Zusammenhang mit Veränderungen bei den diagnostischen Verfahren, die der Bewertung der Vorteile von Hörgeräten dienen. Zudem gelangten die Nachwuchsforscherinnen und -forscher an Wissen über juristische Fragen, kommerzielles Bewusstsein, FuE sowie Organisation und Funktionsweise eines großen Industriekonzerns. Sie wirkten außerdem an der Einreichung von Patenten mit und erhielten eine Schulung zu dem Thema, wie man eigene wissenschaftliche Ergebnisse aufwertet. Professor Kramer abschließend: „Das Projekt verschaffte den Nachwuchsforscherinnen und -forschern eine einzigartige Umgebung, die es ihnen ermöglichte, Experten für Forschung zu werden, welche hilfreich das gesunde Altern in unserer kommunikationsgestützten Gesellschaft begleitet.“

Schlüsselbegriffe

LISTEN, Hörgerät, Spracherkennung, Pupillometrie, Hörbeeinträchtigungen, Schwerhörigkeit, Pupillenlichtreflex

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