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Effective Clinical reasoning in Virtual Patients

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Virtuelle Patienten verbessern diagnostische Kompetenz von Medizinstudenten

EU-finanzierte Forscher entwickelten ein Lern-Tool für Medizinstudenten, um ihnen am virtuellen Patienten ohne Risiken diagnostische Kompetenzen zu vermitteln.

Jedes Jahr kommt es in Krankenhäusern laut Schätzungen der Europäischen Kommission zur Patientensicherheit und Versorgungsqualität bei etwa 8-12 % der Patienten zu Zwischenfällen, u.a. Fehlern bei der Diagnose. Eine Weiterbildung der klinischen Kompetenzen von Medizinstudenten könnte hier dazu beitragen, solche Fehler zu reduzieren. Kompetenz im Clinical Reasoning (diagnostischen Überlegungen) wurde bislang im Frontalunterricht, direkt am Patienten, in problemorientierten Tutorien oder über Praktika vermittelt. Zunehmend kommen in der medizinischen Ausbildung aber auch virtuelle Patienten zum Einsatz, mit denen die Studenten in sicherer Umgebung Fehler machen dürfen, um daraus zu lernen. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts VirtualPatients wurde ein Online-Lernwerkzeug entwickelt, das diese Fähigkeiten speziell im Gruppenunterricht oder im Selbststudium schult. „Medizinstudenten müssen klinisches Denken und klinische Entscheidungsfindung üben. In realer Umgebung, am echten Patienten und in der Frühphase ihrer Kompetenzentwicklung sind Studenten jedoch häufig durch viele ablenkende oder soziale Faktoren überfordert“, erklärt Projektkoordinator Martin Fischer vom Institut für Medizinische Ausbildung am Universitätskrankenhaus der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München . „In der Medizin haben wir nur die Symptome, um daraus eine Diagnose zu erstellen, was allerdings mitunter sehr uneindeutige Ergebnisse liefert“, erklärt Professor Fischer. Obwohl virtuelle Patienten – d.h. interaktive computergestützte Programme, die reale klinische Begegnungen simulieren – schon relativ lange existieren, wurde nun im Rahmen des EU-Projekts VirtualPatients ein neues Werkzeug speziell für die Schulung differenzialdiagnostischer Fähigkeiten entwickelt, das in Kombination mit dem virtuellen Patienten die diagnostischen Überlegungen verbessern soll. Symptomatik wie beim echten Patienten „Am virtuellen Patienten werden reale Probleme nachgestellt, um diesen Denkprozess zu schulen“, sagt Professor Fischer. Ambulante Patienten müssen mitunter mehrere Wochen lang behandelt oder ins Krankenhaus eingewiesen werden. „Wegen zeitlicher Einschränkungen können wir Studenten aber nur in einem bestimmten Zeitrahmen unterrichten, wenn auch Patienten für den klinischen Unterricht zur Verfügung stehen“, erklärt Professor Fischer. Oft müssen die Patientendaten aus Diagrammen und Fallstudien, Bildern und Röntgenaufnahmen zusammengesucht oder vom Patienten selbst bereitgestellt werden, und da können alle möglichen Kommunikationshürden auftreten. „VirtualPatients verkürzt diese Abläufe“, wie er erklärt, „nimmt damit den Zeitdruck weg und liefert alle Informationen auf einmal.“ Dutzende virtueller Patienten Im Rahmen des Projekts wurden etwa 80 virtuelle Patienten mit spezifischen Symptomen konzipiert. „Als erstes sehen die Studenten einen Patienten mit einer bestimmten Symptomatik. Dann müssen sie sich Schritt für Schritt durch den Prozess arbeiten und die Daten des Patienten auswerten, ihre Differenzialdiagnose zu jenem Zeitpunkt erklären und ihr weiteres Vorgehen umreißen“, sagt Inga Hege, außerordentliche Professorin im Bereich medizinische Ausbildung an der Medizinischen Fakultät der LMU München, die das www.virtualpatients.net (Projekt VirtualPatients) im Rahmen eines 2½-jährigen internationalen Marie Skłodowska-Curie-Stipendiums in Kooperation mit der LMU München, der Geisel School of Medicine(öffnet in neuem Fenster) in Dartmouth, Vereinigte Staaten, und dem Münchner eLearning-Unternehmen Instruct(öffnet in neuem Fenster) entwickelt hat. „Der Student kann auf diese Weise genau nachvollziehen, wie eine klinische Diagnose gestellt wird“, sagt sie. Dabei wird der Student über ein integriertes Unterstützungssystem oder „Gerüst“ angeleitet. „Das Tool kann auch Fehler erkennen, und das ist ein enormer Vorteil: Studenten können aus ihren eigenen Fehlern lernen. Dabei wird erklärt, wie es zu dem Fehler kam, und wie er sich vermeiden lässt“, erklärt sie. Die virtuellen Patienten sind auf die verschiedenen Phasen der medizinischen Ausbildung abgestimmt, da Studenten in höheren Semestern schon mehr Erfahrung haben. In seiner Pilotphase wurde das System durch Feedback der Studenten verbessert und derzeit wird es bereits an medizinischen Ausbildungseinrichtungen in Deutschland, Polen und den Vereinigten Staaten eingesetzt. Medizinstudenten werden rund 150 Stunden an strukturierter Arbeit am virtuellen Patienten empfohlen, erklärt Professor Fischer, er entwarnt aber auch, dass es gar nicht zulässig ist, die direkte menschliche Interaktion im klinischen Alltag zu ersetzen. „Dass dadurch womöglich das Lernen am Krankenbett entfällt, ist nicht zu befürchten“, sagt er.

Schlüsselbegriffe

VirtualPatients, virtuelle Patienten, Gesundheit, E-Learning, kombiniertes Lernen, medizinische Ausbildung, Medizinstudenten, Diagnose, Gesundheitswesen

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