TPIS: Sicherheit für nachhaltiges Wachstum der europäischen Industrie
Eine neue Technologieplattform für industrielle Sicherheit (Technology Platform on Industrial Safety - TPIS) wurde gestartet, um zur Ermöglichung des nachhaltigen Wachstums der europäischen Industrie beizutragen. Ebenso wie bei anderen Technologieplattformen besteht das Hauptziel von TPIS in der Vorbereitung einer strategischen Vision der Forschungsprioritäten für industrielle Sicherheit und in der Umsetzung eines detaillierten Aktionsplans. Laut Eurostat-Statistiken wird in der EU15 alle fünf Sekunden ein Arbeitnehmer Opfer eines Industrieunfalls und alle zwei Stunden stirbt ein Arbeitnehmer. Im Jahr 2001 entsprach dies 7,6 Millionen Arbeitsunfällen, von denen 4,9 Millionen zu mehr als dreitägigen Arbeitsversäumnissen und 4.900 zu Todesfällen führten. Die Kosten für Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten in der EU15 reichen von 2,6 bis 3,8 Prozent des Bruttosozialprodukts (BSP). Zusätzlich wurden im Jahr 2002 fast 2,5 Millionen Arbeitsunfälle und 1.400 Todesfälle in den neuen EU-Mitgliedstaaten verzeichnet. Die Herausforderung besteht darin, "Nullunfälle" in der Industrie zu erreichen, wovon Arbeitnehmer, Gemeinschaften und die Umwelt durch eine Reduzierung der Kosten und eine Verbesserung der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit profitieren. Ein größerer Unfall wie beispielsweise die Katastrophe von Toulouse am 21. September 2001 führte zu einem Schaden von 1,5 Milliarden Euro, 27.000 beschädigten Häusern und 1.300 beschädigten Unternehmen. Bei der Explosion wurden 30 Menschen getötet, 2.242 wurden verletzt und 5.000 Menschen wurden wegen akuter Stresssymptome behandelt. Darüber hinaus beunruhigte die Katastrophe die Öffentlichkeit, traumatisierte eine Industriestadt und veranlasste Politiker zur Schließung mehrerer Industrieanlagen mit anschließenden Arbeitsplatzverlusten in der Region. Gemäß der Datenbank des Berichtssystems für größere Unfälle (Major Accident Reporting System - MARS), die von der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission in Ispra verwaltet wird, ereignen sich jedes Jahr etwa 30 größere Unfälle. Per Definition hatten diese Unfälle das Potenzial für schwerwiegende Konsequenzen für Menschen und die Umwelt und obwohl viele von ihnen glücklicherweise keine derart schweren Auswirkungen haben, haben sie ernsthafte wirtschaftliche Auswirkungen auf die Industrie und die Gemeinschaften, die die mit ihr verbundenen Arbeitsplätze benötigen. Eine hochrangige Gruppe bestehend aus Vertretern der Industrie, Gewerkschaften, Behörden, NRO, Banken, Versicherungen und Forschern, die sich der Bedeutung dieses Themas bewusst ist, ist zusammengekommen, um eine Technologieplattform einzurichten, um ein höheres Niveau an industrieller Sicherheit in Europa zu erreichen und somit ein nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. Diese Initiative, die sofort die Unterstützung der Generaldirektionen für Beschäftigung, Unternehmen, Umwelt und Forschung der Kommission erhielt, zielt darauf ab, eine strategische Forschungsagenda für industrielle Sicherheit zu erstellen und einen detaillierten Aktionsplan umzusetzen, sobald das Siebte Rahmenprogramm (RP7) gestartet wird. Die Plattform zielt auf neues Wissen, neue Methoden und Verfahren ab und hofft außerdem, Verbesserungen im Bereich der industriellen Sicherheit durch einen besseren Transfer von vorhandenem Wissen an Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), und die neueren EU-Mitgliedstaaten zu erzielen. Weitere Prioritäten sind die bessere Schulung und Bildung der an der Verwaltung der Umwelt- und Berufsrisiken beteiligten Personen sowie die Entwicklung einer Kultur zur Eliminierung von Zwischenfällen. TPIS wird ihren Organisatoren zufolge außerdem Auswirkungen auf diverse andere Technologieplattformen haben und da ihre Vision in eine Charta und detaillierte Ziele übertragen wird, werden messbare Ziele und "Meilensteine" definiert, um sicherzustellen, dass echte Vorteile erzielt werden. Da die übergeordnete Priorität von TPIS "Forschung zu industrieller Sicherheit" ist, ist der Großteil der Mitglieder an "Forschungsschwerpunktgruppen" beteiligt, die alle eine Hauptherausforderung zur Verbesserung der industriellen Sicherheit angehen. Bisher wurden die folgenden Schwerpunktgruppen identifiziert: - SG1: Methoden und Technologien zur Reduzierung von Risiken bei der Arbeit, für die Umwelt, größerer Unfälle; - SG2: Methoden für Risikobewertung und -management; - SG3: menschliche und organisatorische Faktoren; - SG4: Aus- und Fortbildung; - SG5: Forschungsgründerzentren - sich abzeichnende und übergreifende Risiko- & Sicherheitsfragen.