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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Europa und Asien sind bereit, die USA von Führungsposition in Wissenschaft und Ingenieurwesen zu verdrängen

Fünfzig Jahre globale Vorherrschaft der USA in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen (W&I) könnten zu Ende gehen, da der Anteil der amerikanischen Hochschulabsolventen in diesen Bereichen stagniert, während die Absolventenzahlen für W&I an europäischen und asiatischen ...

Fünfzig Jahre globale Vorherrschaft der USA in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen (W&I) könnten zu Ende gehen, da der Anteil der amerikanischen Hochschulabsolventen in diesen Bereichen stagniert, während die Absolventenzahlen für W&I an europäischen und asiatischen Hochschulen enorm ansteigen. Richard Freeman, vom National Bureau of Economic Research in Washington, hat ein Papier veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass Veränderungen auf dem weltweiten Arbeitsmarkt für Arbeitnehmer im Bereich W&I die Vorherrschaft der USA in diesem Bereich untergraben. Dies verringert den vergleichsweisen Vorteil der USA bei der Hightech-Produktion und schafft Probleme für die amerikanische Industrie und die amerikanischen Arbeitnehmer zu Gunsten der aufstrebenden Wirtschaften in der EU und in Asien. Die USA sind seit dem Zweiten Weltkrieg weltweit führend in Wissenschaft und Technologie. Mit nur fünf Prozent der Weltbevölkerung beschäftigen sie fast ein Drittel der Forscher in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen, geben 40 Prozent der Ausgaben für Forschung und Entwicklung aus und veröffentlichen 35 Prozent der Forschungspapiere in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen. Die USA sind die führende kapitalistische Wirtschaft, da sie neues Wissen in mehr Sektoren anwenden als jedes andere Land. Aber die Wurzeln dieser Spitzenposition könnten untergraben werden, warnt Freeman. Der unverhältnismäßig hohe Anteil der USA an den weltweiten W&I-Arbeitnehmern in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war auf historische Gründe zurückzuführen, argumentiert er. Europa war vor dem Krieg führend in der Wissenschaft, aber das Exil führender europäischer Wissenschaftler, die vor den Nazis flohen, gefolgt von der langsamen Erholung der Hochschulbildung und Wissenschaft in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg gekoppelt mit der schnellen Ausweitung der umfangreichen College-Ausbildung in den USA in den 1950er und 1960er Jahren kehrten diese Führungsposition um. UNESCO-Statistiken zeigen, dass die Spitzenposition der USA im Jahr 1970 derart stark war, dass in dem Land etwa 30 Prozent der Hochschüler weltweit eingeschrieben waren, wohingegen im Jahr 2000 auf die USA nur noch 14 Prozent der eingeschriebenen Hochschüler entfielen. Seit den 1970er Jahren hat der Rest der Welt begonnen, die USA in der Hochschulbildung und insbesondere in der Ausbildung von W&I-Spezialisten einzuholen. Die Anzahl der Studenten, die die Hochschule besuchen, hat sich in anderen OECD-Ländern und in vielen Entwicklungsländern, insbesondere China, schnell erhöht. Einige europäische Länder (Niederlande, Norwegen, Finnland, das Vereinigte Königreich und Frankreich) hatten im Vergleich zu den USA einen höheren Anteil an eingeschriebenen Studenten zwischen 20 und 24 Jahren an Hochschulen oder Universitäten und/oder einen höheren Anteil von Absolventen unter den 24-Jährigen. Bei den Doktoranden - der Schlüssel zu fortgeschrittener wissenschaftlicher Forschung - sind die Daten sogar noch beeindruckender. Im Jahr 2001 wurden an Universitäten in der Europäischen Union 40 Prozent mehr Doktortitel in den Bereichen Wissenschaft und Ingenieurwesen verliehen als in den USA. Der Studie zufolge wird diese Zahl voraussichtlich bis etwa 2010 fast 100 Prozent erreichen. Der US-Arbeitsmarkt für Absolventen in den Bereichen Wissenschaft und Technologie hat sich auf allen Ebenen verschlechtert und sich verschlechternde Möglichkeiten und Vergleichsgehälter für junge Wissenschafts- und Technologieabsolventen führen dazu, dass sich US-amerikanische Studenten weniger für diese Bereiche interessieren. Die Auswirkungen dieses Trends machen sich in der EU langsam bemerkbar und der fünfzigjährige Brain Gain in den USA könnte zu Ende gehen. Die europäischen Postdoktoranden haben einer kürzlich durchgeführten Studie von Sigma Xi zufolge heutzutage bessere Gründe, in ihrer Heimat zu bleiben, denn ausländische Postdoktoranden in den USA arbeiten länger und veröffentlichen mehr als ihre einheimischen Kollegen, bekommen aber weniger Gehalt. Aktuelle Bemühungen auf EU-Ebene, die besten Forscher anzuziehen und zu halten, beispielsweise die Europäische Charta für Forscher und der Aktionsplan zur Verminderung der Hindernisse für Wissenschaftler von Weltklasse und ihre Angehörigen, die in die EU und innerhalb der EU umziehen möchten, können diese Umkehr nur beschleunigen. Ein verringerter vergleichsweiser Vorteil in den Hightech-Bereichen wird zu einem langen Anpassungszeitraum für Arbeitnehmer aus den USA führen. Vorboten hierfür sind die Verlagerung von IT-Arbeitsplätzen nach Indien, das Wachstum der Hightech-Produktion in China und die Entstehung multinationaler F&E-Einrichtungen in Entwicklungsländern. Um die Anpassung an eine weniger führende Position in Wissenschaft und Ingenieurwesen zu erleichtern, werden die USA neue Arbeitsmarkt- und F&E-Politiken, die auf vorhandenen Stärken aufbauen, und neue Möglichkeiten entwickeln müssen, um von wissenschaftlichen und technologischen Fortschritten in anderen Ländern zu profitieren, so Freeman abschließend.

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