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Inhalt archiviert am 2023-03-01

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Lord May warnt vor Bedrohung des wissenschaftlichen Fortschritts

"Vor uns liegen gefährliche Zeiten", so Lord May of Oxford, scheidender Präsident der britischen Royal Society. Aktuelle und künftige Herausforderungen der Wissenschaft umfassten Klimawandel, Rückgang der Artenvielfalt sowie Infektionskrankheiten, sagte er am 30. November. Ung...

"Vor uns liegen gefährliche Zeiten", so Lord May of Oxford, scheidender Präsident der britischen Royal Society. Aktuelle und künftige Herausforderungen der Wissenschaft umfassten Klimawandel, Rückgang der Artenvielfalt sowie Infektionskrankheiten, sagte er am 30. November. Unglücklicherweise werde die Suche nach wissenschaftlichen Lösungen durch fundamentalistisches Denken behindert. "Leider besteht die Antwort für viele darin, mit fundamentalistischem Denken vor Schwierigkeiten und Problemen zurückzuweichen. Die zentralen Werte der Aufklärung - freie, offene, unvoreingenommene, uneingeschränkte Hinterfragung und Untersuchung, Freiheit des Einzelnen, Trennung von Kirche und Staat -, die auch im Mittelpunkt der Royal Society stehen, werden von wieder auflebendem fundamentalistischem Denken in West und Ost bedroht", sagte Lord May in seiner letzten Jubiläumsrede als Präsident der Royal Society. Er erläuterte, wie dieser Fundamentalismus den Fortschritt in seinen drei vorrangigen Bereichen behindert. Obwohl bewiesen ist, dass der Klimawandel tatsächlich stattfindet, von menschlichen Aktivitäten verschärft und extreme und irreversible Folgen haben wird, weigern sich einige Länder und Industriegruppen, einen Zusammenhang zwischen menschlichem Handeln und diesem Phänomen zu sehen. In seiner Rede kritisierte Lord May vor allem die USA. Die Treibhausgasemissionen der USA sind seit 1990 gestiegen, und "das Versäumnis von Präsident George W. Bush, die Verpflichtungen seines Vaters im Namen der USA weiterzuverfolgen, wird dadurch unterstrichen, dass er in seiner 2.700 Worte umfassenden Rede anlässlich der Verabschiedung des neuen US-Energiegesetzes im August 2005 weder Klimawandel noch globale Erwärmung oder Treibhausgase auch nur erwähnte". Das Ergebnis ist laut Lord May "ein klassisches Beispiel des Problems oder Paradoxes der Zusammenarbeit (auch bekannt als Gefangenendilemma oder Allmendeproblematik)". Wie die Wissenschaft zeigt, sind sofortige Maßnahmen erforderlich, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, "doch solange nicht alle Länder einen gerechten Beitrag leisten, sind die Rechtschaffenden wirtschaftlich benachteiligt, während alle unter den Folgen der Untätigkeit der Sünder zu leiden haben". "In diesem Zusammenhang ist die Klimawandel-Problematik, die sich in diesem Jahrhundert bedrohlich abzeichnet, ein erschreckend umfassendes Experiment der Sozialwissenschaften", sagte Lord May. Das Leugnen der Fakten verlangsamt darüber hinaus die Arbeit in Zusammenhang mit der Eindämmung des Rückgangs der Artenvielfalt. Im vergangenen Jahrhundert sind nachweislich pro Jahr durchschnittlich eine Vogel- und eine Säugetierart ausgestorben. Und dies ist lediglich eine vorsichtige Schätzung. Die Zahl der ausgestorbenen wirbellosen Tierarten ist höchstwahrscheinlich noch höher, sie lässt sich allerdings nur sehr viel schwieriger ermitteln. Aus diesen Zahlen ergibt sich eine durchschnittliche Lebenserwartung - vom Entstehen bis zum Aussterben - von rund 10.000 Jahren. Im Vergleich dazu betrug die Lebenserwartung von Tierarten früherer Epochen zwischen einer Million und zehn Millionen Jahre. In früheren Zeitaltern gab es fünf extreme Fälle von Massenaussterben. Sie unterscheiden sich jedoch von dieser sechsten dahingehend, dass sie nicht auf menschliches Handeln zurückzuführen waren. Trotz dieser bekannten Fakten ist die Artenvielfalt weiter bedroht. "Die Fischerei ist ein besonders aufschlussreiches Beispiel für die tiefe Kluft zwischen der eindeutigen Identifizierung eines Problems und dem Ergreifen wirksamer Maßnahmen", so Lord May. In einigen Meeresgebieten betrage das Gesamtgewicht des Fischfangs heute weniger als ein Zehntel dessen vor Beginn der industriellen Fischerei. "Natürlich werden sich diejenigen, die auf schnellen Gewinn aus sind, sei es in der Fischerei oder in Bezug auf andere stark dezimierte biologische Ressourcen, durch - reale oder eingebildete - Unklarheiten der Wissenschaft motiviert fühlen", sagte Lord May. Die Glaubenslehre stünde auch bei der Ausbreitung von Krankheiten, insbesondere sexuell übertragbarer Krankheiten, im Konflikt mit der Wissenschaft. Sich auf auf Glaubenslehren berufende Kampagnen gegen die Nutzung von Kondomen beziehend, räumte Lord May ein, dass "Vertrauen und Glauben sich nicht nur über Beweise hinwegsetzen, sondern auch bewusst zu falschen Darstellungen von Tatsachen führen". Abschließend betonte Lord May, dass die Royal Society heute wichtiger sei denn je. Die Royal Society "ist ein Resultat der Aufklärung", und jetzt, da "erneut fundamentalistische Kräfte auf dem Vormarsch sind", ist die internationale Präsenz "noch wichtiger als zu irgend einem Zeitpunkt in der 345-jährigen Geschichte der Royal Society".