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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Unternehmenscluster treiben regionale Innovation voran

Am Abschlusstag des European Business Summit (EBS) lud die GD Unternehmen und Industrie der Kommission zu einer Mittagsveranstaltung mit dem Titel "Europäische Innovationscluster: Wie man lokale Stärken in globale Erfolge verwandelt" (European innovation clusters: turning loca...

Am Abschlusstag des European Business Summit (EBS) lud die GD Unternehmen und Industrie der Kommission zu einer Mittagsveranstaltung mit dem Titel "Europäische Innovationscluster: Wie man lokale Stärken in globale Erfolge verwandelt" (European innovation clusters: turning local strengths into global achievements), bei der ausgelotet werden sollte, wie Unternehmenscluster als positive Kraft regionaler Innovation gewirkt haben. Geladene Redner waren unter anderem Jozef Cornu, Mitglied der Aho-Gruppe, die vor kurzem den Bericht über europäische Innovation veröffentlicht hat, Christian Ketels, Cluster-Experte von der Harvard Business School, Carmen Becerril, Direktorin von Acciona Energ¡a und verantwortlich für die Entwicklung eines Unternehmensclusters in Nord-Spanien, sowie Hannes Leo von Sectoral Innovation Watch. David White, Direktor für Innovationspolitik bei der GD Unternehmen und Industrie, wies einführend darauf hin, dass Innovationscluster "einer der größten Vermögenswerte sind, die die EU-Unternehmen besitzen". Dr. Cornu erläuterte zunächst einige der Ergebnisse der Aho-Gruppe: "Die Trendlinien innerhalb der EU sind nicht gut - Produktion, Überalterung der Bevölkerung usw. - es gibt zahlreiche wichtige Herausforderungen. Wenn der Trend weitere 15 Jahre lang anhält, wird sich die EU noch nicht einmal unter den sechs besten Wirtschaftszonen befinden. Die Politiker sind den Herausforderungen nicht gewachsen. Es ist so eine Art 'Des Kaisers neue Kleider-Phänomen': Jeder sieht, was verkehrt ist, aber niemand tut etwas", analysierte Dr. Cornu die aktuelle Lage. "Wir müssen einen europäischen Binnenmarkt schaffen. Wir haben Regierungscluster und den Euro, aber der Markt ist fragmentiert. Pharma-Unternehmen verlegen ihre Sitze aus der EU in die USA, einfach weil sie hier mit einem fragmentierten Markt konfrontiert sind. Dasselbe passiert in anderen Bereichen. Die Mautsätze sind in der ganzen EU unterschiedlich. Wir haben immer über den Eurostar oder den Thalys gelacht, weil sie sechs verschiedene Signalsysteme haben, aber die Straßensysteme sind noch komplizierter, weil der Markt so fragmentiert ist", erklärt Dr. Cornu. "Diese Fragmentierung ist ein Problem für alle Unternehmen, insbesondere die Start-ups. Start-ups in der EU erhalten ein Sechstel der Förderung, die ein Start-up in den USA erhält - und das ist ein Ergebnis der Fragmentierung. Neue Firmen in der EU haben Schwierigkeiten, sich auch nur zu mittelgroßen Unternehmen zu entwickeln. Innovationscluster verbessern die Lage etwas, da wir Exzellenzzentren bilden können. Das ist gut für die Einrichtung von Standards auf EU- und auf der kulturellen Ebene und für die Entwicklung eines Binnenmarkts", betonte er. Hannes Leo von Sectoral Innovation Watch untersucht Bereiche, in denen Parallelen zu Clusteraktivitäten bestehen und erklärte deren Vorteile für Unternehmen: "Es gibt drei Dimensionen: Die Firmen haben durch Fachkräfte einen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt, es gibt Outsourcing-Möglichkeiten und Technologie-Vorteile." Christian Ketels untersuchte, was Cluster genau sind. Er stimmte im Großen und Ganzen mit Dr. Cornu überein, war jedoch der Meinung, dass Cluster nur einen Teil einer EU-weiten Lösung für die allgemeine Malaise bieten können: "Cluster sind nicht das Werkzeug, mit denen diese Herausforderungen gemeistert werden. Der Binnenmarkt muss auf jeden Fall kommen, aber das reicht nicht aus. Wir müssen individuelle Infrastrukturen aufbauen. Cluster sind auf keinen Fall eine Lösung für den Mangel an politischer Kompetenz." "Aber wir sollten dennoch EU-Cluster fördern - Cluster als Teil der Antwort. Cluster geben Unternehmen einen Produktivitätsvorteil. EU-Firmen ziehen zum Beispiel in den Bostoner Cluster. Innovation ist eher geografisch orientiert und zeigt Aktivitätsspitzen auf der Karte. Sie verändern die Art und Weise, wie Unternehmen über Innovation nachdenken. Es geht nur um Ergebnisse. Cluster bieten ein Umfeld, in dem sich Ideen in Produkte verwandeln lassen", so Ketels. Ketels skizzierte zwei Cluster-Modelle: "Magnetcluster ziehen Ressourcen an, während Network-Cluster ihre Netzwerke interdisziplinär spannen. Beide Modelle funktionieren, aber man muss die unterschiedlichen Anforderungen beachten. In der EU gibt es viele Cluster, die aus einer einzigen Industrie entstehen, oder regierungsgeförderte Cluster. In den USA gibt es mehr Zusammenarbeit zwischen den Clustern." Carmen Becerril von Acciona Energ¡a erläuterte, wie die Pionierarbeit ihres Unternehmens für Windkraftanlagen in einer recht abgelegenen Region Spaniens in der Nähe von Pamplona Clusteraktivitäten anregte. "1990 errichteten wir unsere ersten Windkraftanlagen bei Navarra und entschieden, dass ausreichend Ressourcen für ein florierendes Unternehmen vorhanden sind. 1994 installierten wir sechs 500 KW-Turbinen in der Nähe des Dorfes Perdon. Unserer Überzeugung nach war es wichtig, die Unterstützung der lokalen Bevölkerung zu gewinnen, da der Standort der Turbinen in der Nähe des Dorfes liegt. Eine Umfrage hat ergeben, dass wir eine Unterstützung von 85 Prozent hatten", so Becerril. "Wir hatten 1.000 MW um Navarra geplant und sind bereits bei 900 MW. Es hat eine Weile gedauert, die lokale Bevölkerung zu unterrichten und zu informieren, aber man hat uns von Beginn an einen Vertrauensvorschuss gegeben. Unser Fokus lag auf erneuerbaren Energien. Jetzt kommen 45 Prozent des Stroms aus Windenergie, und wir liefern weltweit 3.500 MW - das bedeutet eine Reduktion der CO2-Emissionen um 2,3 Millionen Tonnen." Diese Aktivitäten haben dazu geführt, dass in Navarra mehrere Ausschreibungen gewonnen wurden, insbesondere für die Herstellung von Turbinen und für F&E. Das hat mehr als 3.000 Arbeitsplätze geschaffen, und dieses Wachstum hat Spanien zur Nummer 2 weltweit für Windkraft gemacht. "Wir gehen jetzt auch in die Bereiche Photovoltaik, Solarthermalstrom und viele andere, damit wir eine breite Palette erneuerbarer Energien anbieten können", fügt sie hinzu. Becerril wies abschließend darauf hin, dass "die Cluster zwar in Navarra begonnen haben, sich aber durch ganz Spanien verbreiteten und jetzt überall in der EU sein könnten". White schloss mit der Frage, was die Panelteilnehmer tun würden, um EU-weit Wachstum zu fördern. Dr. Cornu forderte mehr Binnenmarkt und höhere Ausgaben für kreative Projekte. Ketels wünscht sich klare Strategien zur Lissabon-Agenda und eine Regionalentwicklung mit EU-Instrumenten. Becerril forderte, dass die Industrie sich stärker in der Entwicklung engagiert und Leo schlug eine breitere Definition von Innovation vor.

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