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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Konferenz diskutiert Möglichkeiten der Steigerung von Stiftungsmitteln für F&E

Der Beitrag gemeinnütziger Stiftungen und anderer nicht gewinnorientierter Organisationen zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung (F&E) in Europa könnte wesentlich gesteigert werden, wenn man auf europäischer Ebene Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit intensivieren wü...

Der Beitrag gemeinnütziger Stiftungen und anderer nicht gewinnorientierter Organisationen zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung (F&E) in Europa könnte wesentlich gesteigert werden, wenn man auf europäischer Ebene Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit intensivieren würde, so das Fazit einer Konferenz in Brüssel. Anders als in den USA, wo fast 13 Milliarden Euro bzw. 4,5 Prozent der Gesamtinvestitionen in F&E aus dem gemeinnützigen Sektor kommen, ist in Europa der Beitrag von Stiftungen zur Forschung nach wie vor gering. Das VK bildet hier eine bemerkenswerte Ausnahme: Die Geberkultur ist stark ausgeprägt, und Organisationen wie der Wellcome Trust und Cancer Research UK investieren bedeutende Summen. Um dieses oft übersehene Thema einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, hat die Kommission eine Expertengruppe eingesetzt. Ergebnis ihrer Arbeit ist der Bericht "The role of foundations and the non-profit sector in boosting R&D investment" (Die Rolle von Stiftungen und dem gemeinnützigen Sektor bei der Steigerung von F&E-Investitionen), der im September 2005 veröffentlicht wurde. Im Nachgang zu diesem Bericht fand am 27. und 28. März in Brüssel eine Konferenz zu dem Thema "Giving more for research in Europe" (Mehr geben für Forschung in Europa) statt. Ziel der Konferenz war es, die Empfehlungen des Berichts zu diskutieren und die Schritte zu definieren, die zur Verbesserung der Lage notwendig sind. In seiner Eröffnungsansprache betonte der EU-Wissenschafts- und Forschungskommissar Janez Potocnik, dass der Betrag, der in Europa von Stiftungen in F&E fließe, zwar nach wie vor gering sei, dass aber einige EU-Regierungen erfolgreiche Maßnahmen ergriffen und gesetzgeberische Schritte unternommen hätten, um diese Situation zu ändern. "Diese Initiativen müssen besser bekannt gemacht werden, da sie anderen Ländern als nützliche Vorbilder dienen können", so Potocnik. Deshalb unterstützt der Kommissar eine der zentralen Empfehlungen des Berichts der Expertengruppe: die Einrichtung eines europäischen Forums für Forschungsstiftungen. Das Forum, so die Gruppe, biete "einen permanenten Mechanismus auf europäischer Ebene, über den Erfahrungen ausgetauscht, beste Praktiken überprüft und Synergien und Zusammenarbeit gefördert werden können". Die Empfehlung fand die breite Unterstützung der Konferenzteilnehmer - Vertreter von Stiftungen, Universitäten, Forschungsinstituten, Unternehmen und Behörden aus ganz Europa. Dr. Wilhelm Krull, Vizevorsitzender des Europäischen Stiftungszentrums (European Foundation Centre - EFC), das die Veranstaltung mit organisiert hat, gab zu, dass die Stiftungen eine "heterogene Gruppe" seien, aber auch viele Gemeinsamkeiten hätten. "Es gibt Möglichkeiten voneinander zu lernen, und wir würden die Schaffung eines solchen europäischen Forums begrüßen." Andere Redner betonten, dass es für die Stiftungen wichtig sei, grenzüberschreitend miteinander zu arbeiten, um so Synergien, Skaleneffekte und die verbesserte Sichtbarkeit zu nutzen, die aus solchen Kooperationen resultieren. Das sei besonders dann der Fall, wenn gemeinnützige Organisationen in Bereichen aktiv sind, die bereits unterfinanziert sind. Aus den Diskussionen ergaben sich auch mehrere Schlüsselfaktoren auf der Ebene der einzelnen Organisationen, die vorhanden sein müssen, damit die Mittel für F&E erhöht werden können. Transparenz und Rechenschaftspflicht sind absolut unabdingbar, so waren sich die Teilnehmer einig, wenn Stiftungen das Vertrauen von Gebern gewinnen möchten. Auch die Idee eines europäischen Verhaltenskodex für Stiftungen fand einigen Anklang. Robin Stephenson von der Health Foundation im VK ist der Ansicht, ein Verhaltenskodex könne nicht nur Befürchtungen in der Öffentlichkeit über den potenziellen Missbrauch von Spendengeldern, zum Beispiel für Terrorismus, beseitigen, sondern auch den allgemeinen Ansatz und die Reaktionsfähigkeit der Stiftungen verbessern. "Die große Mehrheit der Stiftungen ist legitim und handelt völlig korrekt, deshalb sollten wir einen Kodex als etwas sehen, was dem Bereich insgesamt nutzt", sagte er. Ein anderer Teilnehmer unterstrich die Tatsache, dass die Organisationen, die am erfolgreichsten Gelder akquirieren, über eine klar definierte und langfristige Fundraising-Strategie und über professionelle Mitarbeiter in diesem Bereich ihrer Aktivitäten verfügen. In fast allen Fällen, so die Teilnehmer übereinstimmend, müsse eine Stiftung optimalerweise ihren Zweck und ihre Ziele klar formulieren und der breiten Öffentlichkeit den Nutzen ihrer Arbeit erläutern, diesen Ansatz jedoch gleichzeitig an die lokalen Gegebenheiten und die lokale Kultur anpassen. Parallel dazu gibt es jedoch eine Reihe externer Faktoren, die die Arbeit von Stiftungen beeinflussen, die ebenfalls angesprochen werden müssen. Am häufigsten genannt wurde hier das regulatorische und steuerliche Umfeld, in dem die Stiftungen agieren. Die Regierungen wurden aufgefordert sich zu überlegen, wie sie Spenden für karitative Organisationen fördern können. Unter Umständen seien zwar gesetzgeberische Maßnahmen notwendig, aber es gebe auch eine Reihe "sanfter" Maßnahmen, die die Behörden in Betracht ziehen könnten, zum Beispiel so genannte Matching Funds. "Es ist oft einfacher, einen Matching Fund einzurichten als neue Steueranreize", erläuterte Kari Oiseth vom norwegischen Bildungs- und Forschungsministerium ihre eigenen Erfahrungen. Auch die Kommission kann eine zentrale Rolle spielen und zum Beispiel den derzeitigen Datenmangel über F&E-Finanzierung durch Stiftungen in Europa beseitigen. Die EU-Exekutive wurde aufgefordert, die Idee der Formulierung einer europäischen Stiftungssatzung zu erwägen. Diese Satzung könne als rechtliches Instrument dienen, um die grenzüberschreitende Kooperation zwischen Organisationen und internationale Spenden von "europäisch gesinnten Bürgern" zu fördern. Isi Saragossi von der GD Forschung unterstrich, dass die Kommission weiterhin eine Katalysatorfunktion übernehmen werde und wies darauf hin, dass nicht legislative Maßnahmen in den meisten Fällen einer Regulierung vorzuziehen seien. Er sehe jedoch eine Aufgabe der Kommission darin, Forschungsausgaben von Stiftungen und öffentlichen Gebern besser aufeinander abzustimmen. "Sofern Stiftungen nicht allein eine Finanzierungslücke komplett schließen, werden Synergien und Kooperationen in diesem Bereich voraussichtlich immer wichtiger", sagte er. Der Generaldirektor der GD Forschung, José Manuel Silva Rodriguez, betonte zum Abschluss der Konferenz, dass gemeinnützige Unterstützung von F&E als Quelle für Investitionen in Wissen ernsthafte Beachtung verdienten. "Es ist wichtig, dass Sie sich vor Augen halten, dass die Zukunft der Stiftungen in deren eigenen Händen liegt. Sie hängt zum Beispiel davon ab, inwieweit Sie einen strategischen Ansatz zu F&E wählen. Europa hat eine außergewöhnliche Vielfalt an philanthropischen Einrichtungen. Das ist eine Stärke, die bewahrt werden muss. Aber Sie müssen auch Wege suchen, um Synergien und Wissensaustausch durch Kooperation zu fördern", schloss er.

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