CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-02

Article available in the following languages:

Studie stellt Prionen als Infektionsweg für BSE in Frage

Eine Untersuchung, deren Ergebnisse im Journal of Pathology veröffentlicht wurden, deutet darauf hin, dass die Erreger von BSE und der Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) vielleicht nicht so gut verstanden werden, wie bisher gedacht. Prionen (kurz für proteinöse ...

Eine Untersuchung, deren Ergebnisse im Journal of Pathology veröffentlicht wurden, deutet darauf hin, dass die Erreger von BSE und der Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) vielleicht nicht so gut verstanden werden, wie bisher gedacht. Prionen (kurz für proteinöse infektiöse Partikel) sind sehr ungewöhnliche infektiöse Partikel, die weder DNA noch RNA tragen und sich dadurch grundlegend von Viren und Bakterien unterscheiden. Sie sind anormale Proteinpartikel, die normale Proteinpartikel infizieren, indem sie sie in ihre anormale Form umwandeln. 1982 entdeckte ein Team unter der Leitung von Stanley Prusiner von der Universität San Francisco die Prionen - eine Leistung, die dem Forscher 1997 den Nobelpreis für Medizin einbrachte. Derzeit geht man davon aus, dass in Krankheiten wie BSE, CJD und Scrapie die anormalen Prionen das Gehirn des Wirts infizieren und dadurch die Form und letztendlich die Funktion des Gehirns bedeutend verändern. Die Art und Weise, wie genau die Prionen andere Proteine infizieren, ist noch nicht bekannt. An der neuen Studie unter der Leitung von Martin Jeffrey von der britischen Veterinary Laboratories Agency (VLA) in Penicuik, Schottland, beteiligten sich Forscher der norwegischen Schule für Veterinärmedizin in Oslo, der VLA-Laboratorien und des Moredun Research Institute, ebenfalls in Penicuik. Sie wurde unter dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) der Kommission sowie vom britischen Ministerium für Umwelt, Nahrung und ländliche Angelegenheiten (Department for Environment, Food and Rural Affairs - DEFRA) kofinanziert. Ziel der Studie war es, an Schafen zu zeigen, was mit den Prionen-Proteinen, den angeblichen Scrapie-Erregern, passiert. Bisher wurde davon ausgegangen, dass Prionenpartikel unverdaut in den Darm aufgenommen werden und von dort in die Blutbahn und in das Lymphgewebe, die so genannten Peyer'schen Platten, gelangen, wo sie sich vermehren und dann das zentrale Nervensystem infizieren. In der kontrollierten Untersuchung verabreichte das Forscherteam Schafen entweder große Dosen infektiöser Hirnzellen, gleiche Mengen nicht infektiöser Hirnzellen und eine Zuckerlösung. Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass die große Mehrheit der bewusst infizierten Schafe die Krankheit nicht entwickelten und dass die Prionen verdaut worden waren. Allerdings erkrankten drei Schafe nach 30 Tagen doch noch an Scrapie, also lange, nachdem die ersten Infektionen vorbei waren. Das Team fand heraus, dass sich die infektiösen Prionen "frisch" in den Peyer'schen Platten bildeten. "Es wäre ein Überinterpretation", so Dr. Jeffrey, "zu sagen, dass wir Hinweise auf einen anderen Erreger haben. Aber die Prionenhypothese ist weniger als befriedigend." Diese Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Prionen nach wie vor die wahrscheinlichen Erreger von Krankheiten wie Scrapie sind, aber dass der Infektionsweg weniger klar ist, als bisher angenommen. Es scheint, dass Prionen im Darm verdaut werden, aber dass sie vielleicht auf eine andere Art und Weise in die Blutbahn gelangen.

Länder

Norwegen, Vereinigtes Königreich