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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Potocnik plädiert für Beibehaltung des Budgets für den Europäischen Forschungsrat

Der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik hat die Beteiligten der Haushaltsverhandlungen für das Siebte Rahmenprogramm (RP7) dazu aufgerufen, von einer Kürzung der Mittel für den Europäischen Forschungsrat abzusehen, und erläutert, weshalb der Forschungsra...

Der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik hat die Beteiligten der Haushaltsverhandlungen für das Siebte Rahmenprogramm (RP7) dazu aufgerufen, von einer Kürzung der Mittel für den Europäischen Forschungsrat abzusehen, und erläutert, weshalb der Forschungsrat insbesondere Grenzforschung und nicht Grundlagenforschung unterstützen wird. Der Europäische Forschungsrat wird erstmals im Rahmen des RP7 Mittel für Forschungsprojekte zuteilen. Als Rechtfertigung für die Schaffung der Einrichtung führte Potocnik aus, dass "Länder mit einer führenden Position im Forschungsbereich die besten Chancen haben, ihr Wohlstandsniveau und ihre Bedeutung im internationalen Vergleich aufrechtzuerhalten oder zu verbessern. Ihnen wird es am ehesten gelingen, führende Branchenpositionen und Dienstleistungen einzunehmen bzw. zu entwickeln und langfristig einträgliches geistiges Vermögen hervorzubringen." Der Europäische Forschungsrat wird jedoch mehr sein als eine einfache Forschungsfinanzierungseinrichtung: Er wird es Forschern ermöglichen, neue Chancen und Forschungsrichtungen selbst auszumachen, anstatt einfach nur den von Politikern festgelegten Prioritäten zu folgen. Hinsichtlich des Budgets für den Forschungsrat sagte Potocnik, die Kommission habe zwar Mittel in Höhe von durchschnittlich gut einer Milliarde Euro pro Jahr für die siebenjährige Dauer des RP7 vorgeschlagen, doch sei die Finanzierung der neuen Einrichtung noch nicht gesichert. Der Vorschlag der Kommission sieht eine progressive Erhöhung der Mittel für den Europäischen Forschungsrat von 300 Millionen Euro 2007 auf 1,7 Milliarden Euro 2013 vor. Jedoch sei es zu Beginn der Haushaltsverhandlungen immer einfacher, sich auf allgemeine Kompromisse zu verständigen, so der Kommissar. "Gegen Ende der politischen Verhandlungen gibt es immer gewisse Risiken, denn dann treten die unterschiedlichen Interessen zutage, und die Gespräche werden oftmals fast zum Pokerspiel. Dies gilt insbesondere für Bereiche wie den Forschungsrat, die keinem festen Sektor zuzuordnen sind." In seiner Ansprache zeigte sich Potocnik ungewöhnlich kampfeslustig: "Glauben Sie mir: Wenn es jemals ein Ziel gab, für das es sich zu kämpfen gelohnt hat, dann ist es dieses! Der Erfolg des Europäischen Forschungsrates hängt stark von seiner kritischen Masse ab, und es ist von maßgeblicher Bedeutung, dass die anderen Institutionen […] diese Tatsache bis zum Ende der Verhandlungen im Hinterkopf behalten." "[…] der Europäische Forschungsrat darf nicht als einfache Finanzierungseinrichtung für Grundlagenforschung im herkömmlichen Sinne des Wortes verstanden werden", sagte der Kommissar. Um die Rolle des Forschungsrates klarer zu definieren und ihm eine modernere Konnotation zu geben, verwandte Potocnik statt des Begriffs "Grundlagenforschung", der seines Erachtens eher für die "Forschungsentwicklung in der Mitte des 20. Jahrhunderts" steht, den Ausdruck "Grenzforschung". Ferner betonte der EU-Kommissar, dass der Forschungsrat auch Mittel für die Sozial- und Geisteswissenschaft bereitstellen werde. In Bezug auf die Interaktion zwischen ehemals getrennten Forschungsbereichen - ein Beispiel dafür ist der Bereich Nanobiotechnologie - schlug er vor, dass der Europäische Forschungsrat etwa religiöse Forschungsstudien sowie Netzwerktheorien zum Verständnis der Entstehung von Terrorismus unterstützen könne. Des Weiteren führte Potocnik einige Gebiete an, in denen Europa gegenüber anderen Ländern einen Rückstand aufweist, zeigte sich aber zuversichtlich, dass der Forschungsrat dazu beitragen könne, diese Defizite zu beheben. "Der Europäische Forschungsrat ist sicherlich kein Allheilmittel, aber strukturell gesehen, ist er wahrscheinlich das wichtigste Instrument zur Überwindung der Schwäche Europas im Bereich der Spitzenforschung in neuen, sich rasant entwickelnden Gebieten", erläuterte er. In wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden europäische Wissenschaftler deutlich seltener zitiert als US-Forscher, und während Europas Stärken in den Bereichen Chemie, Physik, Mathematik und Medizin liegen, gibt es in neuen Gebieten wie Biotechnologie und Nanowissenschaften noch Nachholbedarf. Vor diesem Hintergrund fragte der Kommissar: "Wie ist das zu erklären? Europa als Ganzes scheint Schwierigkeiten zu haben, neue und wichtige Forschungsbereiche auszumachen und zu fördern sowie Quantität und Qualität der Aktivitäten in diesen Bereichen gleichermaßen zu steigern." In diesem Zusammenhang werde sich der Europäische Forschungsrat als wertvolles Instrument erweisen, da er einen offenen und direkten Wettbewerb unter den besten Forschern Europas um Fördermittel herbeiführen und somit höheres Engagement und größere Errungenschaften zur Folge haben werde. Außerdem werden die Forschungsprojekte aus einem größeren Pool als auf nationaler Ebene ausgewählt, sodass laut einem Bericht von wirtschafts- und wissenschaftspolitischen Experten damit zu rechnen ist, dass die Erwartungen und daraufhin auch die wissenschaftlichen Leistungen ansteigen werden. Durch die auf Wettbewerb basierende Finanzierungsstruktur, die sich im Vergleich zu anderen Systemen durch ihre überaus hohe Flexibilität auszeichnet, ist darüber hinaus gewährleistet, dass die Fördermittel in die viel versprechendsten Bereiche fließen. Außerdem wird der Forschungsrat als international bekannte Finanzierungseinrichtung der europäischen Grenzforschung zu mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung verhelfen. Des Weiteren nahm Potocnik seine Ansprache an der London School of Economics (LSE) zum Anlass, dem VK für die Unterstützung des Europäischen Forschungsrates und die Verdeutlichung der Bedeutung der Forschung im Allgemeinen während des EU-Ratsvorsitzes 2005 zu danken, und die Forschungsgemeinschaft für die Verwirklichung der Idee des Forschungsrates zu beglückwünschen. Nur dreieinhalb Jahre nach den ersten Gesprächen über den Europäischen Forschungsrat habe dieser die uneingeschränkte Unterstützung der Kommission, der Mitgliedstaaten und des Europäischen Parlaments. "Die Bedeutung dieser Entwicklung sollte nicht unterschätzt werden, denn sie zeigt zum einen, dass die europäische Forschungsgemeinschaft in der Lage ist, sich wichtigen Herausforderungen gemeinsam zu stellen, und zum anderen, dass die Strukturen der Gemeinschaft es ermöglichen, rasch und entschlossen zu handeln, um die Förderung der Grenzforschung in Europa effektiv zu verbessern", schloss der Kommissar.

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