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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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ITER-Partner haben sich über Bau des weltweit größten wissenschaftlichen Projekts geeinigt

Die Partner des Internationalen Thermonuklearen Versuchsreaktors (ITER) brachten am 24. Mai ihre jahrelangen Verhandlungen zum Abschluss und einigten sich darauf, im Jahr 2007 mit dem Bau des Fusionsreaktors in Cadarache, Frankreich, zu beginnen. Vertreter aller sieben Partner...

Die Partner des Internationalen Thermonuklearen Versuchsreaktors (ITER) brachten am 24. Mai ihre jahrelangen Verhandlungen zum Abschluss und einigten sich darauf, im Jahr 2007 mit dem Bau des Fusionsreaktors in Cadarache, Frankreich, zu beginnen. Vertreter aller sieben Partner kamen in Brüssel zur Paraphierung der Vereinbarung zusammen und gaben damit grünes Licht für das Projekt. Die Vereinbarung wird jetzt zur Ratifizierung an die nationalen Regierungen weitergeleitet. Anschließend wird eine formelle Unterzeichnungszeremonie stattfinden, wodurch eine Aufnahme der Arbeiten im kommenden Jahr ermöglicht wird. An dem Projekt sind die EU, China, Indien, Japan, Südkorea, Russland und die Vereinigten Staaten beteiligt, die zusammen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren. Der EU-Kommissar für Wissenschaft und Forschung Janez Potocnik unterzeichnete das Dokument für die EU und hob hervor, wie die Partner im Rahmen eines ehrgeizigen Versuchs zur Untersuchung der Fusion als neue Energiequelle, die theoretisch sowohl umweltfreundlich als auch unbegrenzt ist, vereint sind. Potocnik erklärte als Gastgeber der Konferenz, dass er und die anderen Unterzeichner auf zwei Arten Geschichte schreiben würden. "Wir treffen eine historische Entscheidung zu der Suche nach Energie und wir treffen außerdem eine historische Entscheidung zu weltweiter Zusammenarbeit. Ich hoffe, dass dies ein Modell für die Zukunft sein wird", sagte er. Der Reaktor in Cadarache wird die Fusionsreaktion reproduzieren, die in der Sonne und in Sternen zu beobachten ist. Wenn die Kerne kleiner Atome bei sehr hohen Temperaturen zusammenkommen, vereinen sie sich und erzeugen riesige Energiemengen. Um diesen Effekt auf der Erde zu rekonstruieren, sind für die Reaktion Temperaturen von über 100 Millionen Grad Celsius erforderlich. Bei diesen Temperaturen würden feste Stoffe sofort verdampfen. Starke Magnetfelder halten die Teilchen von den Wänden des Containers fern, um eine Verdampfung zu verhindern und den Wärmeverlust zu minimieren. Die Fusion ist äußerst attraktiv, da sie von einer unbegrenzten Ressource abhängig ist - die Rohstoffe sind im Meerwasser zu finden, sie produziert keine Treibhausgasemissionen, es müssen keine radioaktiven Materialien transportiert werden, sie produziert keinen radioaktiven Abfall und ein Schmelzen ist nicht möglich. Potocnik war bestrebt hervorzuheben, dass die Kernfusion keines der Risiken der Kernspaltung, wie beispielsweise Explosionen, birgt. "Dies ist eine ganz andere Sache", sagte er. Wenn die Fusion funktioniert, könnte sie die Antwort auf die weltweiten Energieprobleme sein, nämlich die Abhängigkeit von nicht nachhaltigen Ressourcen wie Öl und Kohle und die schädlichen Emissionen, die bei der Nutzung fossiler Brennstoffe entstehen. Aber es ist ein Glücksspiel, und zwar ein teures. Der Bau des Reaktors wird 4,57 Milliarden Euro kosten und zehn Jahre dauern. Die geschätzten Betriebskosten für die erwartete Lebensdauer von 20 Jahren werden sich voraussichtlich auf etwa denselben Betrag belaufen. Die EU wird als Standort rund 50 Prozent der Baukosten tragen, während die anderen Parteien einen Beitrag von jeweils zehn Prozent leisten werden. Der EU-Kommissar ist der Ansicht, dass die Investition und das Risiko "es wert" sind, und die Tatsache, dass sechs weitere Parteien nach monatelangen schwierigen Verhandlungen ebenfalls unterzeichnet hätten, beweise, dass sie ebenfalls an das Projekt glauben. Dies ist eine "potenzielle Antwort" auf die aktuellen Energieprobleme "und wenn wir die Antwort wirklich bekommen, dann wird dies für immer sein", sagte er. Auf die Frage von CORDIS-Nachrichten, ob alle EU-Mitgliedstaaten durch den EU-Partnerstatus von dem ITER profitieren werden, hob Potocnik die Vorteile für die Industrie hervor, die sich seinen Worten zufolge auf die gesamte EU erstrecken werden. "Ich denke, die Menschen unterschätzen den Umfang, in dem die Industrie beteiligt sein wird, und wie umfassend die Ergebnisse genutzt werden", sagte er.

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