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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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EU und Südostasien erörtern rasante Entwicklung von IKT

"Die Technologie ist derzeit mit einem Schnellzug vergleichbar. Wir wissen noch nicht einmal, auf welchem Gleis bzw. auf welcher Plattform wir stehen sollen, um auf den Zug aufzuspringen", sagte Keng Yong Ong, Generalsekretär von ASEAN, auf dem Forum "Euro-South East Asia" zu ...

"Die Technologie ist derzeit mit einem Schnellzug vergleichbar. Wir wissen noch nicht einmal, auf welchem Gleis bzw. auf welcher Plattform wir stehen sollen, um auf den Zug aufzuspringen", sagte Keng Yong Ong, Generalsekretär von ASEAN, auf dem Forum "Euro-South East Asia" zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), am 19. Juni in Singapur. Ong, der die ASEAN-Teilnehmer auf der Konferenz - rund 550 von insgesamt 800 Mitgliedern - vertrat, sagte, er hoffe, die südostasiatischen Länder könnten auf dem Forum erfahren, wie die EU mit den Herausforderungen der neuen Technologien umgegangen ist und wie alle ASEAN-Länder auf den Zug aufspringen könnten. "Vielleicht können ASEAN und die EU dann eine Party im Zug auf dem Weg zu dem endgültigen Ziel feiern", fügte er hinzu. Viele der Herausforderungen, mit denen sich Südostasien derzeit auseinandersetzt, wurden tatsächlich in Europa angegangen. Für einige wurden möglicherweise bereits Lösungen gefunden, an anderen wird hingegen noch gearbeitet. Während beispielsweise das Regulierungsumfeld für IKT innerhalb der EU weitgehend harmonisiert und der Markt völlig offen für den Wettbewerb ist, versucht Europa hingegen immer noch, die digitale Kluft zu überwinden. Ong führte die Alphabetisierungsraten und den Zugang zu IKT als die beiden Bereiche auf, in denen die südostasiatischen Länder hinter den europäischen zurückstehen. Vergleicht man die ländlichen Gemeinschaften Europas mit Bergbewohnern in Laos, so hat Europa nach Ansicht von Ong für südostasiatische Verhältnisse die digitale Kluft bereits überwunden. Sicher sind die europäischen Regionen nicht so abgelegen, aber nach den jüngsten Statistiken von Eurostat zur digitalen Kluft lag der Anteil von Haushalten mit Internetzugang im Jahr 2004 zwischen 16 Prozent in Rumänien und 85 Prozent in Island. Für die EU-25 liegt der Durchschnitt bei 25 Prozent. In der EU laufen zahlreiche Initiativen zur Erhöhung des Zugangs. Ong brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass sich seine asiatischen Kollegen daran orientieren werden. Die Zahlen für die ASEAN-Region variieren beträchtlich. In Thailand, das im südostasiatischen Durchschnitt liegt, besitzen rund 11,7 Prozent der Bevölkerung Internetanschluss, während sich sieben Millionen von insgesamt 63 Millionen Menschen im Jahr 2005 als Internetnutzer bezeichneten. Die Aufholjagd dürfte schwierig werden. Die EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien Viviane Reding bemerkte dazu: "Die IKT entwickeln sich so rasch, dass selbst Experten fast nicht mit den Neuerungen Schritt halten können." Sie bezog sich auf die aktuellen Beispiele der Markteinführung des hochauflösenden Fernsehens (HDTV) und der Mobiltelefone der dritten Generation (3G). Beide werden in Europa weitaus häufiger genutzt als in Asien. "Die Länder, die nicht Schritt halten können, geraten ins wirtschaftliche Hintertreffen. In einer Wissensgesellschaft ist das für die Bürger problematisch", sagte sie. Mehrere Redner - darunter die singapurische stellvertretende Ministerin für Information, Kommunikation und Kunst, Vivian Balakrishnan - erörterten auf der Eröffnungsversammlung, wie eine engere IKT-Zusammenarbeit die Kooperation im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) fördern kann. An GÉANT 2, dem europäischen Hochgeschwindigkeits-Multi-Gegabit-Forschungs- und Bildungsnetz, sind 34 Länder beteiligt. Reding sagte, das Netz werde in Bezug auf Geschwindigkeit und geografische Abdeckung noch weiter ausgebaut. Mit GÉANT können die Forscher von ihren Labors aus in Echtzeit zusammenzuarbeiten. "Wir wollen keinen Brain Drain [aus Südostasien], wir wollen die Forscher dort lassen, wo sie nützlich sein können. Wir wollen, dass Sie nach Europa kommen, Kontakte knüpfen und dann in Ihre Labors zurückkehren und sich per Hochgeschwindigkeitsnetz über die Veranstaltung austauschen", sagte die Kommissarin. Die Einladung zum Besuch in Europa bezog sich insbesondere auf die IST-Konferenz, die im November in Helsinki stattfindet. Die vernetzten Verbindungen für eine verstärkte Zusammenarbeit erfordern jedoch eine gemeinsame Infrastruktur und diese ist in den ASEAN-Ländern noch nicht vorhanden. "Der Marktzugang ist ein Problem", sagte Reding. Europäische Unternehmen sind bereits die größten Investoren in den ASEAN-Ländern. "Wir würden gerne mehr investieren, treffen aber auf Barrieren. Daher brauchen wir einen Dialog für Regulierung, Marktöffnung und Wettbewerb." Wie sie betonte, hat in Europa der verstärkte Wettbewerb zur Überwindung der digitalen Kluft beigetragen. Dies sei ihrer Ansicht nach auch in Südostasien möglich. Ong wies darauf hin, dass es sehr schwierig sei, eine gemeinsame Plattform für IKT einzurichten, da die Durchdringungsraten der Länder so unterschiedlich seien. Man hoffe jedoch, bis Ende 2007 einen gemeinsamen rechtlichen Rahmen abzustecken. Eine Zusammenarbeit in der Forschung wird bereits in gewissem Maße betrieben. Derzeit laufen mehr als 20 EU-Projekte zu Technologien der Informationsgesellschaft (IST), an denen Partner aus Südostasien beteiligt sind. Sowohl die Europäische Kommission als auch die asiatischen Teilnehmer der Konferenz hoffen, dass diese Zusammenarbeit ausgeweitet wird. Reding sagte den Teilnehmern der Konferenz, dass das nächste EU-Rahmenprogramm für Forschung, RP7, viel offener für die Zusammenarbeit mit Forschern aus Drittländern sein werde und außerdem über mehr Mittel zur Unterstützung der IKT-Forschung - neun Milliarden EUR über einen Zeitraum von sieben Jahren - verfügen werde. Vorrangige Themenbereiche werden Netzwerke der nächsten Generation, eingebettete Systeme, neue Instrumente wie Technologieplattformen, E-Gesundheit, IKT für ein selbstständiges Leben sowie intelligenter Verkehr sein. Nach Ansicht der Kommissarin könnten südostasiatische Wissenschaftler durch den Aufbau engerer Beziehungen zu ihren Kollegen in Europa möglicherweise Einfluss auf die von der Europäischen Kommission finanzierten Forschungsbereiche nehmen. "Wir sind nicht der Meinung, dass die Forschung von oben nach unten erfolgen kann", sagte sie. Nachdem sie die anwesenden Südostasiaten zur Knüpfung engerer Kontakte zu europäischen Wissenschaftlern aufgefordert hatte, betonte sie, dass Ideen für die Forschung von unten nach oben, also von den Wissenschaftlern, kommen müssten, und dass aus diesem Grund Forscher beider Kontinente zusammenkommen und gemeinsame Prioritäten erörtern müssten. Yeng Kit Chan, der bei einem Empfang am 18. Juni im Namen des singapurischen Ministeriums für Information, Kommunikation und Kunst sprach, erklärte, das Jahr 2006 sei für Singapur ein Meilenstein - das Land habe vor 25 Jahren seinen ersten nationalen Plan ins Leben gerufen. Damals sei der Plan ehrgeizig gewesen, insbesondere wenn man bedenke, dass das Land zu jenem Zeitpunkt lediglich über zwei Computer verfügte. Aber schon im Jahr 1981 sei die Bedeutung von IKT für die Wirtschaft und den sozialen Wohlstand offensichtlich gewesen, so Chan. Angesichts der aktuellen Wachstumsprognosen für den IKT-Bereich sei jetzt der optimale Zeitpunkt für eine Vertiefung der Partnerschaft zwischen Europa und Südostasien, meinte er.

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