Studie zeigt Hindernisse für eine KMU-Teilnahme an Rahmenprogramm auf
Es bestehen immer noch Hindernisse für eine umfassende Teilnahme von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) am Rahmenprogramm (RP) im Allgemeinen und am Programm Technologien der Informationsgesellschaft (Information Society Technologies - IST) im Besonderen, heißt es in einem neuen Grundsatzpapier von EFPConsulting und Empirica. Die Unterstützung für KMU steht ganz oben auf der EU-Liste der grundsätzlichen Prioritäten. 99 Prozent aller europäischen Unternehmen sind KMU, sie stellen rund 75 Millionen Arbeitsplätze zur Verfügung und leisten daher einen wesentlichen Beitrag zu einem stärkeren Wachstum und mehr und besseren Arbeitsplätzen - zwei zentrale Komponenten der Neuauflage der Lissabonner Agenda. Die Bedürfnisse von KMU sind Schwerpunkt zahlreicher Dokumente und waren auch Diskussionsthema des EU-Frühjahrsgipfels 2006. Der Europäische Rat betonte, wie wichtig es sei, ein günstigeres Geschäftsklima - besonders für KMU - zu schaffen und forderte erneut, dass der Grundsatz "Think small first", also zuerst an die Belange der KMU zu denken, systematisch angewendet und Leitlinie für alle entsprechenden Gesetze werden müsse. Trotz des politischen Willens stellt das Papier "Towards an SME friendly IST programme. Lessons learned from FP6 and policy recommendations for FP7 with special emphasis on the situation in the new member states" ("Auf dem Weg zu einem KMU-freundlichen IST-Programm. Erkenntnisse aus dem RP6 und grundsätzliche Empfehlungen für das RP7 mit besonderem Schwerpunkt auf die Situation in den neuen Mitgliedstaaten") jedoch fest, dass aus Sicht der KMU selbst noch Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Anhand des Feedbacks von KMU, die am Sechsten Rahmenprogramm (RP6) teilgenommen haben, zeigt das Papier zahlreiche Themen auf, die noch untersucht werden sollten. Laut dem Papier ist die Teilnahme von KMU am RP6 vor allem ein finanzielles Problem. Dies sei teilweise auf die Streichung von Sondierungsprämien zurückzuführen, die in früheren Rahmenprogrammen (22.500 Euro im RP5, 45.000 Euro im RP4) eine Möglichkeit für KMU waren, die Kosten für die Partnersuche und die Ausarbeitung eines Vorschlags mithilfe von erfahrenen Dritten zu decken. Die Streichung dieser Prämien im RP6, zusammen mit einem Überangebot an Vorschlägen und der Verringerung der zu erstattenden Gemeinkosten von 80 auf 20 Prozent, führten dazu, dass eine Bewerbung für viele KMU mit zu hohen Kosten und einem zu hohen Risiko verbunden war. Das Papier weist zudem auf die Reduzierung des IST-Budgets im RP6 hin, was sich ebenfalls auf die Fördermittel auswirke, die KMU konkret für Forschung und Entwicklung (F&E) zur Verfügung stehen. KMU, die nicht bereits an Konsortien früherer Rahmenprogramme beteiligt seien, würden nur schwer geeignete Projekte für eine Teilnahme finden, so das Papier. Selbst wenn KMU an Konsortien wie dem für Integrierte Projekte (IP) teilnehmen, seien sie häufig aus dem Kernleitungsteam ausgeschlossen. Ein spätes Eintreten in das Projekt bedeute zudem, dass KMU die bereits vom Kernteam und besonders die vom Koordinator festgelegten Bedingungen einhalten müssten, heißt es in dem Papier. Des Weiteren werde in den ersten Aufrufen fälschlicherweise der Eindruck vermittelt, dass große IP-Konsortien begünstigt würden und dass die Mittel höher seien, als sie es letztendlich sind. Dies führe in vielen Fällen dazu, dass KMU große Teile eines Vorschlags verfassten und sogar Urheber zahlreicher innovativer Ideen seien, die dann jedoch in letzter Minute aus dem Vorschlag ausgeschlossen würden. Leider sei es selten, so das Papier, dass KMU bei ihrem Beitritt zu einem Konsortium eine schriftliche Bestätigung darüber erhalten, dass sie nicht ausgeschlossen würden. Weitere zentrale Hindernisse, die in dem Papier aufgeführt werden, sind unzureichende Integration von KMU im Entscheidungsprozess, nur zum Teil geeignete Instrumente, die häufig schwache und untergeordnete Position von KMU bei Verhandlungen und Projektausführung sowie einige nachteilige Bewertungskriterien. Besonders KMU aus den neuen EU-Mitgliedstaaten, die am IST-Programm des RP6 teilnehmen, seien von vielen dieser Probleme betroffen, fand das Papier heraus. Neben eher allgemeinen Hindernissen mangelte es KMU aus neuen Mitgliedstaaten an F&E-Ausrichtung oder sie zeigten Desinteresse oder Skepsis in Bezug auf eine europäische Zusammenarbeit. Diese KMU berichteten zudem über nicht ausreichende Mittel für die Kofinanzierung und negative frühere Erfahrungen oder auch Unsicherheit aufgrund eines Mangels an entsprechender Erfahrung. Das Papier gibt einige grundsätzliche Empfehlungen zur Überwindung dieser Hindernisse: - eine bessere Einbeziehung von KMU in den Entscheidungsprozess auf EU-Ebene, indem entweder eine Vertretung von KMU mit Hightech-Möglichkeiten gefördert werde oder bestehende KMU-Organisationen angehalten werden, sich mit den Hindernissen, die einer Teilnahme in Wege stehen, auseinanderzusetzen; - Erhöhung von Ressourcen für IST-Prioritäten, die für KMU interessant sind; - verstärkte Koordination zwischen KMU-Unterstützungsprojekten und innerhalb der entsprechenden Kommissionsdienststellen; - Neueinführung geeigneter Instrumente für KMU wie "Take Up Actions", also die Berücksichtigung vielversprechender Technologien, und "Sondierungsprämien"; - Berücksichtigung der finanziellen Situation von KMU, indem ein höherer Gemeinkostensatz eingeführt, ihr Cashflow erhöht, die Finanzvorschriften sowie Teilnahme an Leitungsgremien präzisiert werden und untersucht wird, wie eine Vergabe von Unteraufträgen an KMU ermöglicht werden kann; - bessere Integration von KMU in Kernteams von Konsortien; - Gründung eines KMU-Ombudsmannbüros für die Behebung von Problemen bei der Projektausführung. Weiterhin sollte ein Verhaltenskodex eingeführt werden. - Vereinfachung der Regeln und Verfahren und Entwicklung innovativer Möglichkeiten zur Erleichterung der bürokratischen Last von KMU. EFPConsulting und Empirica Communication und Technology Research, die Verfasser des Grundsatzpapiers, sind Partner des von der EU geförderten Projekts "IST financial training and web portal for new Member States" (FINANCE-NMS-IST) ("IST-Finanzschulung und Webportal für neue Mitgliedstaaten") und "Stimulate the participation of SMEs from NMS in IST activities" (EPRI-Start) ("Förderung der Teilnahme von KMU aus den neuen Mitgliedstaaten an IST").