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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Postnatale PCB-Exposition verringert Immunreaktion

Wenn Mütter während der Schwangerschaft oder während des Stillens polychlorierte Biphenyle (PCBs) mit der Nahrung aufnehmen, könnte dies zu verminderter Immunreaktion ihrer Kinder führen. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt Forscher in Dänemark. PCBs wurden seit den 1930er Jahren...

Wenn Mütter während der Schwangerschaft oder während des Stillens polychlorierte Biphenyle (PCBs) mit der Nahrung aufnehmen, könnte dies zu verminderter Immunreaktion ihrer Kinder führen. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt Forscher in Dänemark. PCBs wurden seit den 1930er Jahren in zahlreichen industriellen Anwendungen eingesetzt, von Flammschutzmitteln über Schmiermittel zu Pestiziden. Die Verbindungen sind extrem stabil und daher kaum abbaubar. PCBs sind darüber hinaus hoch toxisch, wirken sich insbesondere auf den Fortpflanzungsapparat aus und sind wahrscheinlich karzinogen. Aufgrund der Umwelt- und Gesundheitsschäden ist der Einsatz von PCBs seit den 1970er Jahren stark rückläufig. Die Verbindungen bestehen allerdings noch und sind in hohen Konzentrationen in Tieren weit oben in der Nahrungskette, zum Beispiel in Walen, nachweisbar. Das Forschungsprojekt wurde auf den Färöern, einer zu Dänemark gehörenden Inselgruppe zwischen Norwegen und Island, durchgeführt. "Die Färöer bieten einen einzigartigen Rahmen für PCB-immuntoxikologische Untersuchungen. Während die Dioxin-Exposition nicht angestiegen ist, sind die PCB-Werte bis zu zehnmal höher als im nordeuropäischen Durchschnitt, was darauf zurückzuführen ist, dass man traditionell Tran des Grindwals isst", heißt es im Forschungsbericht. Zwei Gruppen wurden verglichen: Eine Gruppe umfasste Mütter, die traditionelle Speisen, einschließlich Tran, zu sich nahmen, während die Mütter in der anderen Gruppe eher "westlich" orientierte Essgewohnheiten pflegten, zu denen Tran nicht gehörte. Die PCBs konnten also entweder durch den vorgeburtlichen Kontakt oder postnatal über die Muttermilch zu den Kindern gelangen. Die Untersuchungsmethode war einfach: Man verglich in den beiden Gruppen im Abstand von einigen Jahren die durch Impfungen gebildeten Antikörper. "Die Untersuchung liefert den epidemiologischen Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Umweltschadstoffen und einer reduzierten Antikörper-Produktion nach routinemäßigen Impfungen im Kindesalter", heißt es in dem Bericht. Die Antikörper der Kinder wurden im Alter von 18 Monaten nach routinemäßigen Diphtherie- und Tetanusimpfungen ermittelt. Dann wurde die Gruppe erneut im Alter von sieben Jahren untersucht. Die PCB-Belastung der traditionellen Nahrungsmittel auf den Färöern gilt als überdurchschnittlich. "Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung weisen jedoch darauf hin, dass mögliche negative Auswirkungen auf die Immunfunktion auch bei niedrigerer Exposition, so wie sie weltweit vorkommt, auftreten können", so der Bericht. Da PCBs über die Muttermilch von der Mutter an das Baby weitergegeben werden können, gehen die Forscher davon aus, dass Stillen einer der wichtigsten PCB-Übertragungskanäle ist. Den Forschungsergebnissen zufolge könnte auch die Thymusdrüse beteiligt sein, die bei der Entwicklung des Immunsystems eine wichtige Rolle spielt und bei der Geburt noch nicht voll ausgebildet ist. Da es keine Kontrollgruppe gab, konnte jedoch der Nachweis der Auswirkungen der PCBs nicht eindeutig geführt werden. "Hätte die Untersuchung eine Vergleichsgruppe mit einer wesentlich geringeren PCB-Exposition umfasst, hätte man wahrscheinlich den hohen Prozentsatz der Kinder auf den Färöern, die einen niedrigen Diphtherie-Antikörperspiegel aufweisen, überzeugend mit der PCB-Exposition in Zusammenhang bringen können", so der Bericht. Die Daten, die im Rahmen des Forschungsprojekts gesammelt wurden, weisen darauf hin, dass die Auswirkungen der PCBs in der frühen Kindheit am stärksten sind. "Auch wenn die PCB-Exposition in vielen Teilen der Welt zurückgegangen ist, so weisen die Ergebnisse doch darauf hin, dass weitere Bemühungen notwendig sind, um diese Gefahr zu minimieren", schließt der Bericht.

Länder

Dänemark

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