Irland: Begeisterung für Wissenschaft bei Absolventen, jedoch weniger bei Schulabgängern spürbar
Den jüngsten Angaben der irischen Behörde für höhere Bildung, Higher Education Authority (HEA), zufolge hat sich die Zahl der Studenten, die in Irland ein Postgraduiertenstudium absolvieren, in den vergangenen vier Jahren erhöht. Nahezu ein Drittel der Postgraduierten ist in forschungsbezogenen Studiengängen eingeschrieben. Betrachtet man jedoch andere kürzlich veröffentlichte Statistiken über Schulabgänger, so scheint sich in den kommenden Jahren ein Mangel an Bewerbern für Stellen in den Bereichen Wissenschaft, Ingenieurwesen und Technologie abzuzeichnen. Am 25. August veröffentlichte die HEA eine Zusammenfassung ihrer statistischen Daten des Studienjahres 2004-2005, aus denen hervorgeht, dass insgesamt 22 000 Studenten in Studiengängen für Postgraduierte eingeschrieben sind, von denen jedoch lediglich etwa 4 500 einen Doktortitel anstreben. Insgesamt ist laut HEA innerhalb von vier Jahren ein Anstieg von über 5 000 Studenten verzeichnet worden. Fast ein Drittel der Postgraduierten ist in forschungsbezogenen Studiengängen eingeschrieben. Die Zahl der Studenten in diesem Bereich hat sich von 5 173 im Studienjahr 2000-2001 auf 7 306 im Zeitraum 2004-2005 erhöht. Insgesamt sind 26 Prozent der Postgraduierten in Geistes-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften eingeschrieben, während 22 Prozent der Studenten in naturwissenschaftlichen Studiengängen zu finden sind. Dr. Vivienne Patterson von der statistischen Abteilung der HEA erklärt: "Die steigende Zahl der Studenten im Postgraduiertenbereich ist nicht nur auf die verbesserte Forschungsinfrastruktur im Hochschulwesen zurückzuführen, die im Rahmen des "Programme for Research in Third Level Institutions" (PRTLI) eingeführt wurde, sondern auch auf die wachsende Erkenntnis, dass wir hoch qualifizierte, innovative und kreative Menschen brauchen, damit sich Irland weiterhin auf sozialer, ökonomischer und kultureller Ebene weiterentwickeln und sich den künftigen Herausforderungen stellen kann." Experten zufolge sind pro Jahr 14 000 Absolventen im Ingenieurwesen und 6 900 im IT-Bereich nötig, damit Irland das Ziel erreichen kann, bis 2020 zu den fünf weltweit führenden Wirtschafträumen zu gehören. Während die Zahl der Postgraduierten, von denen viele in naturwissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben sind, steigt, sinkt jedoch die Zahl der Schulabgänger, die über einen angemessenen Kenntnisstand in Mathematik verfügen. Von den 51 000 Schulabgängern mit "leaving certificate" (vergleichbar mit dem Abiturzeugnis; Abschluss im Alter von etwa 18 Jahren) haben nur 11 000 einen Leistungskurs in Mathematik belegt. Dieses Niveau ist jedoch Voraussetzung für die meisten Ingenieur- und IT-Studiengänge an Universitäten. Verglichen mit den Zahlen aus den vergangenen Jahren entspricht dies einem Rückgang von etwa acht Prozent. Über 20 Prozent aller Schulabgänger erreichten in Mathematik nicht einmal einen Abschluss auf Grundkurs- oder mittlerem Niveau. Auch in den naturwissenschaftlichen Fächern wurden enttäuschende Ergebnisse erzielt: 16 Prozent der Schüler in Chemiekursen auf mittlerem Niveau bestanden die Prüfungen nicht, 13 Prozent versagten in Biologie und neun Prozent fielen in Physik durch. Die durchschnittliche Durchfallquote in den drei Naturwissenschaften betrug in Leistungskursen etwa sieben Prozent. Úna Parsons, Vorsitzende des Berufsverbands irischer Ingenieure, Engineers Ireland, erklärte jedoch, diese Daten würden nicht richtig interpretiert. "Es wird übersehen, dass in diesem Jahr 82,2 Prozent der Schulabgänger, die Mathematik auf Leistungskursniveau belegt haben, mit der Note 'befriedigend' (55-59 Prozent der vollen Punktzahl) oder besser abschlossen, während dies im letzten Jahr nur bei 78,3 Prozent der Fall war. Außerdem haben 31 400 Schulabgänger erfolgreich einen Mathematikkurs auf mittlerem Niveau absolviert, was eine der Voraussetzungen für die Immatrikulation in ingenieurwissenschaftliche und technologische Studiengänge bildet." Es sei darüber hinaus erfreulich, dass die Nachfrage nach Studienplätzen im ingenieurwissenschaftlichen, technologischen und naturwissenschaftlichen Bereich groß sei. Laut HEA haben sich an irischen Hochschulinstituten noch nie zuvor so viele Studenten in naturwissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben. Derzeit gebe es keine freien Studienplätze in naturwissenschaftlichen Bachelorstudiengängen. "Dank Initiativen der Regierung wie den Programmen "STEPS to engineering" und "Discover Science and Engineering" gibt es nun ein wachsendes Interesse an ingenieurwissenschaftlichen und technischen Studiengängen. Im Laufe des nächsten Jahres werden wir wieder im ganzen Land Informationsveranstaltungen für Schüler und deren Eltern organisieren, um ihnen die Möglichkeiten vor Augen zu führen, die sich ihnen mit einem Abschluss im Ingenieurwesen und in der Technologie bieten", so Parsons.
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