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Forscher warnen vor ansteigender Zahl der Krebsfälle in Europa

Trotz besserer Vorsorgemaßnahmen und Behandlungsmethoden wird die Anzahl der Krebsfälle in Europa in den kommenden Jahren aufgrund der alternden Bevölkerung ansteigen, so Warnungen von Wissenschaftlern. Mit Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens, insbesondere im Bereich ...

Trotz besserer Vorsorgemaßnahmen und Behandlungsmethoden wird die Anzahl der Krebsfälle in Europa in den kommenden Jahren aufgrund der alternden Bevölkerung ansteigen, so Warnungen von Wissenschaftlern. Mit Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens, insbesondere im Bereich der Tabakkontrolle, könnten bestimmte Krebsarten jedoch reduziert werden. Laut in den "Annals of Oncology" veröffentlichten Zahlen der International Agency for Research on Cancer (IARC) wurden 2006 in ganz Europa schätzungsweise 3,2 Millionen neue Krebsfälle (gegenüber 2,9 Millionen im Jahr 2004) und 1,7 Millionen Todesfälle verzeichnet. Davon entfielen 2,3 Millionen Krebsfälle und 1,2 Millionen Todesfälle auf die EU25. Lungen-, Darm-, Brust- und Magenkrebs waren die vier häufigsten Krebsarten mit Todesfolge, wobei Lungenkrebs für fast ein Fünftel aller durch Krebs verursachten Todesfälle verantwortlich war. "Lungenkrebs war 2006 in Europa nach wie vor die am meisten Todesopfer fordernde Krebsart", so Professor Peter Boyle, Direktor der IARC und einer der Verfasser des Berichts. "Die überwältigende Mehrheit der Lungenkrebsfälle wird durch Tabakkonsum hervorgerufen, daher stellt die Tabakkontrolle ganz klar eine Priorität in Europa dar, und zwar nicht nur auf Männer, insbesondere die männliche Bevölkerung Mittel- und Osteuropas, ausgerichtet, sondern verstärkt auch auf Frauen vor allem in Nordeuropa." Ende Januar hat die Europäische Kommission eine öffentliche Debatte zu den besten Möglichkeiten, rauchfreie Umgebungen umzusetzen, eingeleitet. Laut einer aktuellen Eurobarometer-Studie unterstützt die große Mehrheit der Europäer ein Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen. Eine weitere häufige Todesursache war der Darmkrebs, dem 2006 über 200 000 Menschen zum Opfer fielen. Auch bezüglich des Darmkrebses ist Prof. Boyle der Meinung, dass öffentliche Gesundheitsmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen. "Man geht nach wie vor davon aus, dass Ernährungsumstellungen, mehr Bewegung und Vermeidung von Fettleibigkeit zu einer Reduzierung der Darmkrebsfälle und der Sterblichkeit bei dieser Krebsart führen könnten", erklärte er. "Es konnten allerdings bisher nur sehr langsam Fortschritte erzielt werden. Die Anzahl der Todesfälle ist seit unserer letzten Schätzung aus dem Jahr 2004 um 1,8 Prozent gestiegen. Das Darmkrebs-Screening hat sich als wirksam erwiesen, und es gibt ganz klar einen Bedarf an organisierten europaweiten Darmkrebs-Screening-Programmen." Mit über 400 000 Fällen im Jahr 2006 ist Brustkrebs die am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Prof. Boyle führt dies auf bessere Screening-Verfahren zurück, mit denen viele Brustkrebserkrankungen sehr früh diagnostiziert werden können. Ganz ähnlich ist die Situation in Bezug auf Prostatakrebs. Der "Prostate Specific Antigen"-Test (PSA-Test) wird mittlerweile in vielen Ländern angewandt. Allerdings warnt Prof. Boyle, dass die durch diese beiden Krebsarten verursachten Todesfälle aufgrund der alternden Bevölkerung in Zukunft wahrscheinlich zunehmen werden. Abschließend bemerken die Forscher, dass europaweit auf nationaler Ebene genauere Daten gesammelt werden müssen, um die Exaktheit der Statistiken sicherzustellen: "Eine verbesserte Registrierung der Krebsfälle, wobei auf Ebene der Mitgliedstaaten die Bevölkerung so weit wie möglich erfasst wird, ist eine wesentliche Komponente für eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung in der Europäischen Kommission."

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