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Molekül entdeckt, das die Leber vor Krebs schützt

Ein europäisches Forscherteam hat einen molekularen Signalweg entdeckt, der die Leber vor einer Hepatitis- oder Krebserkrankung schützt. Ihre Arbeit wurde zum Teil durch das Sechste Rahmenprogramm (RP6) der EU innerhalb des vorrangigen Themenbereichs "Biowissenschaften, Geno...

Ein europäisches Forscherteam hat einen molekularen Signalweg entdeckt, der die Leber vor einer Hepatitis- oder Krebserkrankung schützt. Ihre Arbeit wurde zum Teil durch das Sechste Rahmenprogramm (RP6) der EU innerhalb des vorrangigen Themenbereichs "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" finanziert und in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift "Cancer Cell" veröffentlicht. Leberkrebs gehört zu den Krebsarten, die am häufigsten tödlich verlaufen. Die Betroffenen sterben meist innerhalb eines Jahres nach der Diagnose. Laut neuester Zahlen der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) belief sich die Anzahl der Fälle von Leberkrebs in der EU im Jahr 2006 auf 48 000, 42 600 verliefen tödlich. Allerdings ist bisher wenig über die molekularen Vorgänge, die zu dieser Krankheit führen, bekannt. Jetzt haben Forscher jedoch herausgefunden, in welcher Weise der Transkriptionsfaktor NF-kB dazu beiträgt, die Leber vor Hepatitis und Leberkrebs zu schützen. Normalerweise überträgt NF-kB überlebenswichtige Informationen, anhand derer die Zellen dem programmierten Zelltod entgehen können. Mithilfe von Gentechnik wurde eine Maus entwickelt, in deren Leber kein Protein namens NEMO, das für die Aktivierung des NF-kB-Moleküls zuständig ist, produziert wurde. "Die Maus entwickelte zunächst ein mit der Fettleber und Hepatitiserkrankung beim Menschen zu vergleichendes Leiden und zu einem späteren Zeitpunkt Lebertumore", so Professor Manolis Pasparakis von der Universität Köln, Mitverfasser dieser Forschungsarbeit. "Dies weist darauf hin, dass NEMO und NF-kB für den Schutz der Leber vor Krebs von großer Bedeutung sind und als neue Tumorsuppressoren dienen könnten." Die Forscher sind der Ansicht, dass der Tod der Zellen, die das Protein NEMO nicht produzieren, in der Leber eine Ersatzmeldung ausgelöst hat. "Die Leber verfügt über einzigartige Regenerationsmöglichkeiten nach einem Gewebeverlust. Sterben Zellen, wird die Vermehrung anderer Zellen angeregt, um den Verlust auszugleichen", erklärte Dr. Tom Lüdde, Mitarbeiter im Laboratorium von Professor Pasparakis. "Für die Leber ist diese Situation mit verstärktem Stress verbunden und äußerst energieaufwendig, sodass die Wahrscheinlichkeit für Fehler und Mutationen deutlich ansteigt, was langfristig zu Tumoren führt." Forscher, die sich mit Krankheiten befassen, bei denen die NF-kB-Aktivierung das Problem darstellt, können sich die Tatsache zunutze machen, dass die NF-kB-Aktivierung augenscheinlich von grundlegender Bedeutung für eine gesunde Leber ist. NF-kB wird beispielsweise in vielen Krebszellen aktiviert, wo es vermutlich ein Signal aussendet, das maligne Zellen vor dem Zelltod schützt. Ferner wird es mit Entzündungskrankheiten in Verbindung gebracht, und im vergangenen Jahr hat das Team um Professor Pasparakis herausgefunden, dass der NF-kB-Signalweg für die Verschlimmerung der Symptome bei Multipler Sklerose verantwortlich ist. In all diesen Fällen wird die Blockierung des NF-kB-Signalwegs als vielversprechender Ansatz für neue Therapien angesehen. "Die in der Studie dargelegten Ergebnisse stellen einen wichtigen Anhaltspunkt für pharmakologische Therapien dar, die am IKK-Komplex [IkappaB Kinase] im kranken Menschen ansetzen. Dieser Ansatz wird zur Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten für Entzündungskrankheiten und andere Erkrankungen empfohlen", heißt es im Bericht. "Unsere Experimente haben ergeben, dass das vollständige Ausschalten der IKK-Aktivität in Hepatozyten schädlich sein könnte und langfristig zu einer Lebererkrankung oder sogar Leberkrebs führen könnte." "Der NF-kB-Signalweg ist sehr komplex, und es bedarf noch intensiver Forschung, um zu verstehen, wie er durch Medikamente gesteuert werden kann", so Professor Pasparakis.

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