Der Large Hadron Collider verspätet sich
Der Large Hadron Collider (LHC) - der stärkste Teilchenbeschleuniger der Welt - wird nicht, wie anfänglich geplant, bis November einsatzfähig sein. Die Verspätung des Abschlusses der Arbeiten am Tunnel, der eine Länge von 27 km haben wird, und in dem Wissenschaftler versuchen werden, die Bedingungen für den Urknall zu rekonstruieren, muss noch offiziell von der Europäischen Organisation für Kernforschung (CERN) bestätigt werden - die Einrichtung, die für den Bau des Beschleunigers verantwortlich ist. Allerdings sagte der Sprecher des CERN, James Gillies, gegenüber den CORDIS-Nachrichten, dass ein neuer Zeitplan beim Treffen des CERN Rats am 22. Juni veröffentlicht wird. Berichten zufolge sei der Hauptgrund für die Verzögerung der Ausfall eines von Fermilab gebauten 'inner triplet' von supraleitenden Magneten während eines routinemäßigen Drucktests im März. Jedes Triplett enthält drei supraleitende Magneteinheiten, eine Kühl- und Energieeinheit für die Magneten und dazugehörige Bauteile. Die Triplets bündeln die Teilchenstrahlen vor der Partikelkollision im LHC. Das Prüfteam des CERN inspizierte die mechanische Struktur des inneren Triplets, um sicherzustellen, dass es keine weiteren versteckten Defekte gibt, und erstellte einen Bericht über die vorgeschlagenen örtlichen Reparaturen. Die Betriebseinsatzplanung wurde außerdem durch die unvorhergesehene Zeit, die benötigt wurde, um den ersten LHC-Ringsektor herunterzukühlen, erschwert. Der gesamte 27 km lange Ring muss auf eine Temperatur von minus 271 Grad Celsius (kälter als im tiefen Weltraum) heruntergekühlt werden, damit die supraleitenden Magneten, die die Protonenstrahlen leiten und bündeln, ihren supraleitenden Zustand behalten. In einem solchen Zustand wird der Strom ohne Widerstand geleitet, wodurch ein dichtes, starkes Magnetfeld in relativ kleinen Magneten entsteht. Insgesamt müssen 1.650 Magneten in einem supraleitenden Zustand betrieben werden, was eine enorme technische Herausforderungen darstellt. Weil mehrere Verzögerungen zusammenkamen, gab es nicht genügend Zeit für einen technischen Testlauf, der für November geplant war, bevor die Baustelle für den Winter geschlossen wurde, sagte Gillies den CORDIS-Nachrichten. Beim Test sollte ein Strahl in jede Richtung im Beschleuniger ausgesandt werden, aber ohne Teilchen zu beschleunigen. Dadurch hätten die Ingenieure und Wissenschaftler "ein Gefühl davon bekommen können, wie die Daten aus dem Beschleuniger aussehen würden", fügte der Sprecher hinzu. Trotzdem wird sich die Verzögerung nicht auf den Beginn der Forschungsaktivitäten auswirken, der für das Frühjahr 2008 vorgesehen ist, sagt Gillies. Von der Anlage wird erwartet, dass sie den Physikern ein konkurrenzloses Hightech-Werkzeug für Studien der Grundlagenphysik bieten wird. Außerdem soll sie der EU ermöglichen, ihre führende Rolle bei der Grundlagenforschung im Bereich der Teilchenphysik beizubehalten.