Australien plant Aufstellung von Teleskop der nächsten Generation
"Australien bietet einige recht außergewöhnliche, vielleicht sogar einzigartige Vorzüge", erwiderte Australiens neuer Wissenschaftsminister Kim Carr auf die Frage, warum sein Land der Standort für das SKA-Teleskop (Square Kilometre Array) werden solle. Dies sagte der Minister in einem Interview mit CORDIS-Nachrichten, während er auf seiner Reise quer durch Europa mit seinen europäischen Kollegen das SKA-Teleskop und die zukünftige Wissenschafts- und Innovationspolitik der australischen Regierung besprechen wollte. Australien bewirbt sich neben Südafrika um die Aufstellung des SKA, das das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) beschreibt als "ein Gerät, das unsere Sicht auf das Universums verändert". Das Radioteleskop wird aus einer riesigen Anzahl von Antennen bestehen, die in Clustern auf einem Gebiet von mehr als 3.000 km Durchmesser angeordnet sein werden. Mit seiner Hilfe werden die Astronomen die Bildung des frühen Universums untersuchen und nach fremdem Leben forschen können. Eine endgültige Entscheidung über den Standort wird jedoch erst gegen Ende dieses Jahrzehnts fallen. "Wir haben gute Argumente für unseren Vorschlag, das Zentrum des Teleskops im Nordwesten Australiens einzurichten, denn dieses Gebiet hat verschiedene einzigartige Vorzüge: es ist relativ frei von Funkstörungen und befindet sich in einem technologisch fortgeschrittenen und politisch stabilen Land, außerdem ist man versiert in der Errichtung und Verwaltung größerer Infrastrukturprojekte, sodass wir dort eine einzigartige Ausgangsbasis zu bieten haben", erklärte Minister Carr. "Und dass wir als einzelnes Land die Kontrolle über ein Gebiet von 3.000 km Durchmesser haben, ist auch nicht zu verachten", fuhr er fort, und fügte hinzu, dass momentan mit Neuseeland darüber verhandelt wird, dessen Gebiet im Rahmen einer australisch-asiatischen Bewerbung mit einzubeziehen. "Damit könnten wir diese Infrastruktur über eine Distanz von ca. 4.000 km ausdehnen", erklärte er. Auf seiner Reise wurde der Minister durch Brian Boyle von der durch CSIRO (Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation) betriebenen Australia Telescope National Facility (ATNF) begleitet. Er beschrieb die herausragende Rolle Australiens sowohl in der optischen Astronomie als auch in der Radioastronomie. "Australische Astronomen haben sich in vorderster Reihe schon an vielen wichtigen astronomischen Entdeckungen beteiligt", sagte er und bezog sich dabei auf Untersuchungen zur Beschaffenheit des beschleunigten Universums, auf Messungen der Masse des Universums und die Entdeckung einzigartiger Systeme, wie z.B. das Doppelpulsar-System. Den Schlüssel für Australiens Erfolg sieht er in der internationalen Zusammenarbeit. "Sämtliche Teleskope Australiens sind zugänglich und verfügbar für alle, die damit Beobachtungen anstellen wollen", sagte er und erklärt, dass die Zeitvergabe für Beobachtungen allein auf der Grundlage wissenschaftlicher Verdienste erfolgt. "Indem wir unsere ausländischen Kooperationspartner davon überzeugen, unsere Anlage zu nutzen, können wir das Ansehen der australischen Astronomie in der Welt beträchtlich erhöhen." Für den Minister liegen die Vorteile, die Australien als Standort für das SKA genießen wird, klar auf der Hand. "Diese werden für uns eindeutig nicht nur in wissenschaftlichen Entdeckungen für die Menschheit bestehen, sondern auch in der Möglichkeit, dass die besten und klügsten Köpfe Australiens mit den besten und klügsten Köpfen der Welt zusammenarbeiten können", kommentiert er. Weitere Vorteile seien die Gelegenheit zum Ausbau des australischen Industriepotenzials und der Infrastruktur für Supercomputer. Bis dahin hoffe der Minister auf eine Zusammenarbeit zwischen Europa und Australien in anderen Projekten. "Für uns liegt die Beteiligung an Aktivitäten des Siebten Rahmenprogramms durchaus im Interesse der Regierung", sagte er und fügt hinzu, dass die Regierung das Ansehen der australischen Wissenschaft im Ausland fördern und australische Wissenschaftler ermutigen will, sich bietende Gelegenheiten unmittelbar zu nutzen. Ebenfalls Priorität hat für die neue australische Regierung ein umfassender Bericht zu den Innovationssystemen des Landes. Der Bericht thematisiert die Beziehung zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung, das IP-System, den Technologietransfer und die Frage, wie sich die Innovationsbereitschaft im Land verbessern ließe. Weitere Schwerpunkte sind die Ausbildung der neuen Forschergeneration und die Unterstützung junger und aufstrebender Forscher. Die neue Regierung will auch die Kreativität der Forscher vorantreiben und Äußerungen zu kontroversen Themen ermutigen. Dies zeigt sich bereits darin, dass die von der neuen Regierung eingeschlagene Route von der australischen Forschungsgemeinschaft begrüßt wird. "Sie zeigen sich ermutigt dadurch, dass die neue Regierung Offenheit demonstriert und sich nicht vor neuen Ideen fürchtet", erklärte Minister Carr.
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