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Australiens Chefwissenschaftlerin: "Astronomen haben mehr Spaß"

Im November 2008 nahm Professorin Penny Sackett ihre Arbeit als Australiens Chefwissenschaftlerin auf. Bei ihrer ersten Europareise in ihrem neuen Amt sprach sie mit CORDIS-Nachrichten über ihre Karriere, wie wichtig es ist, begeisterungsfähiger Leute für die wissenschaftliche...

Im November 2008 nahm Professorin Penny Sackett ihre Arbeit als Australiens Chefwissenschaftlerin auf. Bei ihrer ersten Europareise in ihrem neuen Amt sprach sie mit CORDIS-Nachrichten über ihre Karriere, wie wichtig es ist, begeisterungsfähiger Leute für die wissenschaftliche Lehre zu gewinnen, und über ihre Hoffnungen für das Internationale Astronomiejahr. Bevor Professorin Sackett ihre neue Funktion übernahm, konnte sie auf eine lange und glänzende Laufbahn in der Astronomie mit Arbeitsaufenthalten in ihrem Geburtsland USA und Europa zurückblicken. Während dieser Zeit gehörte sie zu einem Team, das die Form Dunkler Materie in und um Galaxien erforschte. "Die Lösung ist, dass sie ausgedehnter als die leuchtende Materie, aber in der gleichen Richtung abgeflacht ist ", erklärte sie. Sie arbeitete auch in einem Team, das die Gravitationsfelder von Objekten wie etwa Sternen als eine Art Linse ausnutzte, um ferne Planeten zu entdecken. Gefragt, was sie zur Astronomie hinzog, nannte Professorin Sackett als einen der wichtigsten Faktoren den Spaß, den Astronomen anscheinend haben. "Eine Sache, die nun wirklich nicht oft betont wird, ist, wie viel Spaß es machen kann, wissenschaftlich zu arbeiten!", sagte sie begeistert. "Wenn man sich mit Wissenschaftlern unterhält, spürt man diese Begeisterung normalerweise, und es kam mir so vor, dass die Astronomen anscheinend den meisten Spaß hatten." Sie war außerdem von der "unglaublichen Tatsache" beeindruckt, dass die physikalischen Gesetze, die sie in der Schule gelernt hat, auch im Kosmos gelten. "Zudem ist es in der Chemie genauso. Wir wissen nun, dass die die Erde bildenden Elemente die gleichen Elemente sind, aus denen der Kosmos auch anderswo aufgebaut ist", fügte sie hinzu. "Und wenn man auch aufhört, darüber nachzudenken, so ist das doch wirklich ziemlich bemerkenswert." Die geringe Größe der astronomischen Forschungsgemeinschaft ist ein weiterer Pluspunkt für die Professorin. Anstelle von sechs trennenden akademischen Graden gibt es zwischen zwei Astronomen nur ein oder zwei, merkte sie an. Für die Praxis bedeutet das, dass es recht einfach ist, sich mit der richtigen Mischung von Leuten zu vernetzen, um ein Problem sowohl vom theoretischen als auch vom praktischen Standpunkt aus zu analysieren. Eine andere Leidenschaft der Professorin ist die Bildung: Als Penny Sackett für ihren akademischen Anschluss arbeitete, entschied sie sich zur Teilnahme an Kursen, die sie zur Lehre sowohl an Primar- als auch an Sekundarschulen befähigten. In ihrer aktuellen Rolle als Chefwissenschaftlerin möchte sie nun dringend herausfinden, was junge Leute zum Eintritt in das Gebiet der Wissenschaften motiviert. Wie sie anmerkte, war es in ihrem Fall ein begeisternder Lehrer, der sie zum Physikstudium motivierte. "Ich denke, wir brauchen Lehrer, die sich selbst leidenschaftlich für Wissenschaften interessieren. Ich bin überzeugt, dass dies einer der entscheidenden Punkte ist", sagte sie CORDIS-Nachrichten gegenüber. "So kann man sogar unzureichende Ressourcen in anderen Bereichen überwinden - damit möchte ich natürlich nicht andeuten, dass man sich mit unzureichenden Mitteln zufriedengeben sollte, aber ich glaube, die wichtigste Ressource ist und bleibt der Lehrer." Das Problem besteht darin, dass in vielen Ländern nicht nur immer weniger Leute ein wissenschaftliches Studium wählen, sondern dass auch ein geringer Anteil der besten jungen Wissenschaftler in die Lehre geht. Dadurch entsteht ein regelrechter Teufelkreis, der es noch schwerer macht, die Wissenschaften für junge Menschen ansprechend zu gestalten. Professorin Sackett ist lebhaft an einer engen Zusammenarbeit mit internationalen Partnern interessiert, um Erfahrungen und Ideen darüber auszutauschen, wie man diesen Misstand beheben kann. "Ich denke, zuallererst müssen wir großen Wert auf die Lehrer legen; und so können bei verschiedenen Leuten in unterschiedlichen Kulturen ganz verschiedene Dinge von Belang sein", erklärte sie. Sie fügte hinzu, dass dies die Gehälter, die öffentliche Anerkennung sowie eine größere Freiheit im Unterrichtsstil betreffen kann. Als Astronomin ist sie natürlich stark am Internationalen Jahr der Astronomie interessiert, das gerade anläuft. "Meiner Meinung nach scheint es geradezu allgemein üblich zu sein, dass sich die Menschen für Astronomie interessieren. Wenn ich im Flugzeug von Land zu Land reise und eigentlich etwas schlafen möchte, erzähle ich meinem Sitznachbarn nicht, dass ich Astronomin bin! Aber wenn ich ein kleines gemütliches Schwätzchen halten möchte, muss ich wiederum nur sagen, dass ich Astronomin bin", scherzte sie. "Die Menschen interessieren sich einfach für Astronomie." Sie bedauert jedoch die Tatsache, dass die allgegenwärtige Lichtverschmutzung bedeutet, dass viele Menschen noch nie die Milchstraße gesehen haben. "Unsere Heimat ist die Erde, doch unsere Heimat ist auch die Milchstraße - und die Anzahl der Menschen, die die Milchstraße nie gesehen hat, nimmt zu", merkte sie an. "Es ist doch wirklich traurig, die eigene Heimat nicht sehen zu können!" Professorin Sacketts Reise nach Europa galt sowohl der Teilnahme an der Eröffnungszeremonie für das Internationale Astronomiejahr als auch der Teilnahme an Diskussionen mit der Europäischen Kommission über die zukünftige Forschungsarbeit zwischen der EU und Australien. Die EU und Australien haben seit 1994 an einer Reihe von Themen eng zusammengearbeitet. Es sind nun Planungen im Gange, einen Fahrplan zur gemeinschaftlichen Forschung für Bereiche zu erstellen, in denen sich die Prioritäten der zwei Regionen überschneiden.

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Australien

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