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Max-Planck-Forscher identifizieren neues organisches Molekül im Weltraum

Forscher vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) haben erstmals den nahen Verwandten einer Aminosäure im Weltraum aufgespürt. Wie sie in ihrem Forschungsbericht im Magazin Astronomy & Astrophysics erklären, wurde das Molekül Aminoacetonitril in einer riesigen Gaswo...

Forscher vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) haben erstmals den nahen Verwandten einer Aminosäure im Weltraum aufgespürt. Wie sie in ihrem Forschungsbericht im Magazin Astronomy & Astrophysics erklären, wurde das Molekül Aminoacetonitril in einer riesigen Gaswolke mit der Bezeichnung "Heimat der großen Moleküle" nahe des galaktischen Zentrums im Sternbild Schütze aufgespürt. Identifiziert wurde Aminoacetonitril mithilfe einer 30-Meter-Antenne in der südspanischen Sierra Nevada. Bestätigt wurde das Ergebnis bei zehnfach höherer räumlicher Auflösung durch Beobachtungen mit zwei Radioteleskop-Netzwerken in Frankreich und Australien. Die an der Forschung beteiligten Astronomen untersuchten Spektrallinien, die von komplexen Molekülen innerhalb der "Heimat der großen Moleküle" ausgestrahlt werden, als sie ihre Entdeckung machten. Atome und Moleküle leuchten nur bei ganz speziellen Frequenzen, die als charakteristische Linien im Spektrum der Gesamtstrahlung auftreten. Durch die Analyse solcher Spektrallinien können Astronomen die chemische Zusammensetzung kosmischer Wolken bestimmen. Je komplexer ein Molekül, desto mehr Möglichkeiten hat es aber, seine interne Energie abzustrahlen. Deshalb emittieren komplexe Moleküle sehr viele Spektrallinien, die gleichzeitig allerdings alle recht schwach sind und sich daher im "Linien-Dschungel" schwer identifizieren lassen. "Trotzdem gelang es uns schließlich, 51 sehr schwache Linien eindeutig dem Molekül Aminoacetonitril zuzuordnen", sagt Arnaud Belloche, Wissenschaftler am MPIfR und Erstautor der Publikation in Astronomy & Astrophysics. Während Astronomen seit 1965 mehr als 140 verschiedene Moleküle im Weltall identifizieren konnten - meistens organische oder auf Kohlenstoffbasis aufgebaut -, blieb die Suche nach der einfachsten Aminosäure, Glycin, lange Zeit ohne Erfolg. Von Aminoacetonitril glauben die Forscher allerdings, das es möglicherweise ein direkter Vorläufer von Glycin ist. "Die Entdeckung von Aminoacetonitril hat unser Verständnis der chemischen Vorgänge in dichten, heißen Sternentstehungsgebieten deutlich erweitert. Ich denke, wir werden in Zukunft viele weitere, noch komplexere organische Moleküle im interstellaren Gas nachweisen können. Mehrere Kandidaten haben wir schon", fügt Karl Menten, Direktor am MPIfR und Leiter der Forschungsgruppe "Millimeter- und Submillimeterastronomie" hinzu. Die Suche nach interstellaren Aminosäuren ist der Schlüssel zum Verständnis vom Leben auf der Erde, da Aminosäuren die Bausteine von Proteinen sind, ohne die die Evolution des Lebens nicht möglich gewesen wäre. Aminosäuren ließen sich bereits in Meteoriten auf der Erde nachweisen, nicht aber im interstellaren Raum.

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Deutschland

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