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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Die ESRF liefert Forschern nähere Einblicke in den opaken Bernstein

Paläontologen streben gewissenhaft danach, die Geschichte des Lebens auf der Erde umfassend nachvollziehen zu können. Eine wichtige Quelle des Fossiliennachweises ist für sie Bernstein, dessen ältestes Exemplar auf das Karbonzeitalter vor 345 Millionen Jahren zurückreicht. Die...

Paläontologen streben gewissenhaft danach, die Geschichte des Lebens auf der Erde umfassend nachvollziehen zu können. Eine wichtige Quelle des Fossiliennachweises ist für sie Bernstein, dessen ältestes Exemplar auf das Karbonzeitalter vor 345 Millionen Jahren zurückreicht. Die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) lieferte Paläontologen, die bereits klassische Mikroskopverfahren anwenden, ein neues Tool zur Untersuchung des opaken Bernsteins: Synchrotron-Röntgenstrahlen. Mithilfe des Synchrotrons fanden die Wissenschaftler von der ESRF und der Universität Rennes in Frankreich 356 Tierfossilien in 2 Kilogramm opakem Bernstein aus den Mittelkreide-Ausgrabungsstätten in der französischen Region Charentes. Diese Tierfossilien sind 100 Millionen Jahre alt und umfassen Fliegen, Wespen und Spinnen. Im Rahmen der Studie bildete die Gruppe 640 Bernsteinteile aus der französischen Region ab. Trotz der Tatsache, dass die Mehrzahl der entdeckten Organismen winzig klein ist, konnten die Wissenschaftler die Familien von 53 % der Proben ermitteln. "Die geringe Größe der Organismen im Bernstein lässt eventuell darauf schließen, dass größere Tiere aus dem Harz entkommen konnten, bevor sie darin eingeschlossen wurden", erklärt Malvina Lak, eine Paläontologin der Universität Rennes und Mitglied des Forschungsteams. "Die kleineren Tiere wurden leichter eingeschlossen." Opaker Bernstein bildet über 75 % des in den Ausgrabungsstätten aus der Kreidezeit (von vor 135 bis 63 Millionen Jahren) gefundenen Bernsteins. Zu dieser Zeit starben die Dinosaurier aus und es entwickelten sich moderne Insekten und Blütenpflanzen. Die Studie dieser Bernsteinart erwies sich jedoch als schwierig, da das Vorhandensein von Fossilien nicht mit dem bloßen Auge erkennbar ist. Um das Innere des Steins untersuchen zu können, nutzen Frau Lak und ihre Kollegen sowie Dr. Paul Tafforeau von der ESRF gemeinsam mit Forschern des Nationalen Museums für Naturgeschichte in Paris eine Abbildungstechnik mittels Synchrotron-Röntgenstrahlen "Phasenkontrast-Mikroradiografie". Über dieses Verfahren gelangt Licht in das Innere dieses dunklen Bernsteins. "Die Forscher versuchten bereits seit vielen Jahren, diese Art des Bernsteins zu untersuchen, jedoch mit nur geringen oder ausbleibenden Erfolgen", erläutert Dr. Tafforeau. "Wir können also nun erstmals die darin enthaltenen Fossilien erkennen und untersuchen." Dasselbe Verfahren wandten die Wissenschaftler auch bei einer zweiten Studie an, um die dreidimensionale Struktur von Federn in durchscheinendem Bernstein aufzuzeigen. Die Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es wichtig sei, diese Fragmente zu untersuchen, da nur wenig über gefiederte Dinosaurier und die fehlende Verbindung zu modernen Federn bekannt ist. Die Studie liefert in Form von Fossilien den ersten Nachweis einer Zwischenstufe innerhalb der evolutionären Verteilung von Federn. "Opaker Bernstein birgt zahlreiche noch unbekannte Aspekte des früheren Lebens auf unserem Planeten, und der Einsatz von Synchrotron-Quellen wird auch zukünftig eine wichtige Rolle bei deren Aufdeckung spielen", sagt Frau Lak. Bei der ESRF, deren Standort sich im französischen Grenoble befindet, handelt es sich um eine gemeinsame Einrichtung, die von 18 europäischen Ländern unterstützt und gemeinsam genutzt wird. Die Einrichtung zieht Tausende Forscher an, darunter Biologen, Geophysiker und Archäologen, die in einer erstklassigen wissenschaftlichen Umgebung arbeiten möchten.

Länder

Frankreich

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