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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Verständnis kultureller Dynamik

Mathematik und Kultur scheinen nicht zusammenzupassen. Die Forscher des von der EU finanzierten Netzwerks ATACD ("A topological approach to cultural dynamics") sehen das allerdings anders. Sie zeigen, wie die mathematische Disziplin der Topologie uns zu einem besseren Verständ...

Mathematik und Kultur scheinen nicht zusammenzupassen. Die Forscher des von der EU finanzierten Netzwerks ATACD ("A topological approach to cultural dynamics") sehen das allerdings anders. Sie zeigen, wie die mathematische Disziplin der Topologie uns zu einem besseren Verständnis verschiedener sozialer und kultureller Veränderungen, die beispielsweise durch Migration, Märkte und neue Technologien hervorgerufen werden, verhelfen kann. Topologie umfasst das Studium der Anordnung von Objekten in einem Netzwerk. Anstatt die Distanz zwischen diesen Objekten zu betrachten, konzentriert sich die Topologie auf die Beziehung zwischen diesen. Ein häufig erwähntes Beispiel für Topologie ist eine U-Bahn-Karte: obwohl Sie nicht verlässlich anzeigt, wie weit es von einer Station zur anderen ist, lässt sich aus ihr erkennen, wie die U-Bahn-Linien die einzelnen Stationen miteinander verbinden. Jeder Aspekt der Kultur ist Kräften ausgesetzt, die Veränderungen hervorrufen. Topologie kann bei der Untersuchung dieser Veränderungen hilfreich sein, weil sie alle die Verbindungen, Beziehungen und Wandlungen kartieren kann, die zwischen kulturellen Elementen auftreten. Zwei grundlegende Entwicklungen der jüngsten Jahre veranlassten Forscher der kulturellen Dynamik, sich der Topologie hinzuwenden, erklärt ATACD-Projektkoordinatorin Professorin Celia Lury. Genetische Studien zeigen, dass unser Verhalten und die Entwicklung von Krankheiten von unserem Genmaterial beeinflusst werden. Diese Studien halfen dabei, die lang andauernde Debatte zu "Veranlagung gegenüber Umwelt" über die relative Bedeutung von Erziehung, Erfahrung und Lernen ("Umwelt") sowie von genetischer Vererbung ("Veranlagung") zu beleuchten, indem sie Persönlichkeit und Intelligenz einer Person bestimmten. "Diese aktuellen Entwicklungen in den Biowissenschaften haben es leichter gemacht, im Rahmen des Begriffspaars von "Veranlagung und Umwelt" zu denken, und haben zum Aufkommen von komplexen Erkenntnissen von Kausalität, Determination, kreativer Entwicklung, Kommunikation und Wandel beigetragen", erklärte Professorin Lury. Solche Veränderungen unserer Wahrnehmung von uns selbst beeinflussen zweifellos unser Leben und die kulturelle Entwicklung. "Wenn sich biologische und natürliche Erklärungen [darüber, wer wir sind] verändern, muss sich auch das Verständnis von Kultur ändern", sagte sie gegenüber CORDIS-Nachrichten. ''Topologische Ansätze haben sich in den Biowissenschaften als sehr hilfreich erwiesen. Das Netzwerk erforscht ihr Potenzial im Zusammenhang mit Kultur." Eine weitere wichtige Entwicklung war die Zunahme von Informations- und Kommunikationstechnologien, die ebenso unsere Kommunikations- und unsere Lebensweisen beeinflussen. "Mehr Menschen sind auf vielerlei Weisemiteinander verbunden; diese Verbindungen werden kontinuierlich aufgezeichnet und können in Datenbanken gespeichert werden und somit für Analysen zur Verfügung stehen", erklärt Professorin Lury. "Kommerzielle und politische Akteure und Regierungen haben ein großes Interesse an der Entwicklung von Wegen zur Nutzung dieser Daten, um Kultur zu verstehen, aber die Techniken dafür werden gerade erst entwickelt", fügt sie hinzu. Ein topologischer Ansatz mithilfe von Netzwerkanalysen könnte beispielsweise bei Volkszählungen hilfreich sein, so Celia Lury. In einer Zeit zunehmender Migration, Mobilität, und komplexer Lebensverhältnisse können traditionelle Volkszählungsmethoden, die eine Person zusammen mit einem Wohnsitz registrieren, ein verfälschtes demografisches Bild liefern. "Heutige Volkszählungen gehen davon aus, dass Menschen sesshaft sind, obwohl sie es nicht sind", erklärt die Projektkoordinatorin. Einige Elemente topologischen Denkens wurden bereits in der Studie zum kulturellen Wandel angewandt, allerdings nur bis zu einem bestimmten Grad und innerhalb der Grenzen einer einzelnen Disziplin. Das dreijährige Projekt ATACD erhält Fördermittel in Höhe von 643.797 Euro aus dem Themenbereich "Neue und aufkommende Wissenschaft und Technologie" (NEST) des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) und führt rund 20 Partner aus einer Vielzahl von Disziplinen zusammen, die alle topologische Methoden für ihre Arbeit anwenden: Soziologie, Psychologie, Politik, Neurowissenschaft sowie webgestützte Informationssysteme. Das Projekt hofft, dass dieser multidisziplinäre Ansatz neue Techniken und Denkmuster für die Untersuchung kultureller und gesellschaftlicher Veränderungen in vier spezifischen Bereichen schaffen wird: Märkte und Innovation; Raum, Transition und Migration; neue Technologien, einschließlich des Internets; sowie Verstand, Gedächtnis und Sprache. In einer Welt des ständigen Wandels hofft das Projekt, uns durch ein besseres Verständnis der kulturellen Entwicklung helfen zu können, mit diesen Veränderungen umzugehen. Das Projekt wird im Jahr 2010 abgeschlossen werden und die Ergebnisse auf einer Konferenz präsentieren.

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