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Inhalt archiviert am 2023-03-02

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Gesundheits-Umfrage unter älteren Menschen zeigt klares Nord-Süd-Gefälle

Das EU-finanzierte Projekt SHARE ("Survey of Health, Ageing, and Retirement in Europe") hat unter anderem gezeigt, dass vor allem in den südeuropäischen Ländern Frauen länger leben als Männer, und dass vor allem im Norden Männer nicht so häufig krank sind wie Frauen. Die Ergeb...

Das EU-finanzierte Projekt SHARE ("Survey of Health, Ageing, and Retirement in Europe") hat unter anderem gezeigt, dass vor allem in den südeuropäischen Ländern Frauen länger leben als Männer, und dass vor allem im Norden Männer nicht so häufig krank sind wie Frauen. Die Ergebnisse der Umfrage wurden letzte Woche in Brüssel im Einzelnen vorgestellt und stehen nun der Öffentlichkeit frei zur Verfügung. SHARE und das Schwesterprojekt COMPARE wurden mit rund 5,8 Millionen Euro im Rahmen der Themenbereiche "Lebensqualität" und "Bürger" unter dem Fünften und Sechsten Rahmenprogramm (RP5 und RP6) der EU finanziert. Weitere Unterstützung kam außerdem von nationalen Förderstellen in Belgien, Frankreich, Österreich und der Schweiz sowie in den USA und Israel. Das Ziel von SHARE bestand darin, Forscher und politische Entscheidungsträger in den Bereichen der öffentlichen Gesundheit, der Wirtschaft und der Sozialwissenschaften mit verlässlichen Daten zu den Lebensumständen älterer europäischer Bürger zu versorgen. Seit Projektbeginn im Jahr 2004 wurden Daten von rund 30.000 Menschen im Alter von 50 Jahren oder älter in 15 europäischen Ländern erfasst. Anfänglich konzentrierte sich die Studie auf Gesundheit, Arbeit, finanzielle Sicherheit, Rente, Familiensituation und Beziehungen. "Ein in der Schweiz geborenes Mädchen lebt wahrscheinlich fast vier Jahre länger als ein Mädchen in Dänemark. Und dieser Unterschied ist zwischen Dänemark und seinem Nachbarn Schweden fast ebenso groß. Wir müssen den Hintergrund zu diesen beträchtlichen Unterschieden verstehen (Genetik, Lebensstil oder Gesundheitsvorsorge?), um das Altern des Menschen besser erklären zu können. Die SHARE-Daten werden zu diesem Verständnis beitragen", heißt es in dem Projektbericht. Im Allgemeinen zeigten die Ergebnisse, dass die Menschen in Südeuropa länger leben, aber öfter erkranken als ältere Menschen in nordeuropäischen Ländern. Ihre nördlichen Pendants sind allgemein gesünder und reicher. Hinsichtlich des generellen Gesundheitszustands zeigten sich die Dänen am zufriedensten, gefolgt von den Schweden und den Schweizern: 40% glaubten, nicht vollständig gesund zu sein und 10% gaben an, sich in sehr schlechtem gesundheitlichen Zustand zu befinden. Körperliche Gesundheitsprobleme wie der Altersstar traten bei den über 80-Jähringen häufiger auf als bei der Gruppe zwischen 50 und 59 Jahren. Frauen gaben häufiger Gesundheitsprobleme an als Männer; allerdings litten Männer häufiger an möglichen lebensbedrohenden Krankheiten wie Diabetes oder Herz- und Lungenkrankheiten. In allen untersuchten Ländern waren Männer mit einer größeren Wahrscheinlichkeit übergewichtig als Frauen. Das SHARE-Projekt befasste sich auch mit den Auslagen älterer Menschen für Gesundheitsfürsorge, die Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen sowie Gesundheitsfürsorgequalität und kam zu dem Schluss, dass es viel Raum für Verbesserungen gebe. Insbesondere fand man einen erheblichen Mangel an geriatrischen Beurteilungen (zum Beispiel Fragen zu Medikamenten, die der Patient bereits nimmt) und Vorsorgeuntersuchungen, was deutlich macht, dass größere Anstrengungen in der präventiven Medizin notwendig sind. Im Rahmen der Umfrage fand man außerdem heraus, dass die jährlichen öffentlichen und privaten Ausgaben pro Kopf zwischen 1.200 Euro in Griechenland und Spanien sowie 3.000 Euro in Dänemark lagen, aber dass nicht unbedingt ein Zusammenhang zwischen Ausgaben und Lebenserwartung bestand. Dem Bericht zufolge sei besonders die Tatsache beunruhigend, dass die Daten eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung und überdurchschnittliche Ausgaben für die Gesundheitsfürsorge in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden zeigten. Der SHARE-Bericht zeigt, dass es in ganz Europa einen starken Zusammenhang zwischen Gesundheit (und Gesundheitsverhalten) und wirtschaftlicher Situation gibt. Im Vergleich zu höher Gebildeten, ist es für weniger Gebildete um 70% wahrscheinlicher, sich zu wenig zu bewegen, und um 50% wahrscheinlicher, sehr stark übergewichtig zu sein. Dieser Zusammenhang zwischen Gesundheit und sozioökonomischer Situation gilt auch für die mentale Gesundheit: Personen mit niedrigem Einkommen oder Vermögen, speziell in nordeuropäischen Ländern, leiden häufiger unter Depressionen. "Die Verbreitung der allgemeinen Depression steigt in den meisten SHARE-Ländern mit dem Alter und tritt bei Frauen häufiger auf als bei Männern", heißt es in dem Bericht. "Insbesondere die südeuropäischen Länder zeigen einen großen Geschlechterunterschied und viele Fälle von Depressionen bei älteren Frauen." "SHARE hat sich sehr bemüht, wirklich vergleichbare Daten zu liefern, sodass wir auf einer verlässlichen Grundlage untersuchen können, wie Kulturunterschiede, Lebensumstände und politische Ansätze die Lebensqualität europäischer Bürger kurz vor und nach der Pensionierung beeinflussen", fügt der Bericht hinzu. SHARE umfasst einen großen Teil Europas, schließt aber keine neuen EU-Mitgliedstaaten oder das Vereinigte Königreich mit ein. Daten aus diesen Ländern werden im Rahmen der nächsten Projektphase gesammelt.

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