Deutsche Forscher entwickeln besseres Rettungs- und Sicherheitssystem
Die Einführung der Satellitentechnologien hat den Europäern schon viel Gutes gebracht. Ein neues Beispiel für den segensreichen Einsatz von Satellitensystemen liefert ein Forscherteam der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft, das die Verstärkung der Notfall-Rettungsdienste mithilfe der Entwicklung eines hochmodernen Lokalisierungssystems im Auge hat. Fraunhofer-Forscher arbeiten bei einem ihrer aktuellen Projekte an einer Lösung, die eine Satelliten-basierte Ortung mit terrestrischen Ortungshilfen und situationsabhängigen Sensorsystemen wie zum Beispiel einer integrierten Schadgassensorik verbindet. Dieses neue System soll ganz besonders Einsatzkräften zugutekommen. Während sie bei Katastrophen anderen Menschen das Leben retten, achtet das System auf die Retter, d. h. auf ihre Koordination und darauf, ob ihnen Gefahren drohen. Den Forschern zufolge leisten moderne Lokalisierungssysteme den Rettungskräften genau die Dienste, die erforderlich sind, um sie bei der Ausübung ihrer Aufgaben zu schützen. Feuerwehrleute sind beispielsweise bei ihren Einsätzen vielfältigen Gefahren ausgesetzt - denken wir nur an einstürzende Gebäude, abgeschnittene Fluchtwege und giftige Schadgase. Die Einsatzleitung muss möglichst genau wissen, wo sich die Männer und Frauen aktuell befinden und ob ihnen potenzielle Gefahren drohen. Dank der Lokalisierungssysteme können Rettungsteams nun optimal in Notfallpläne eingebunden werden. Experten haben in der Vergangenheit schon oft die unzureichende Abstimmung von Einsatzplänen in Leitstellen bemängelt. Mangelhafte Koordination der Leitstellen zu Rettungsstrategien, lückenhafte Kommunikation und ineffizientes Einsatzmanagement können bei den meist äußerst zeitkritischen Rettungsarbeiten ein verheerendes Chaos auslösen. Das Team setzt deshalb auf die Verortung von Rettungskräften und erforderlichen Rettungsmitteln und -geräten mithilfe globaler Satellitennavigationssysteme (GNSS), zu denen neben dem US-amerikanischen Globalen Satellitennavigationssystem (GPS) auch das europäische Galileo zählt, das von der EU und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) aufgebaut wird. Die Fraunhofer-Wissenschaftler haben ein Galileo-Lab aufgebaut, in dem ihren Angaben zufolge neue, GNSS-basierte Lokalisierungstechnologien entwickelt werden. Das Team stellt auf der Messe transport logistic vom 12. bis 15. Mai in München erste Forschungsergebnisse des Projekts vor. Die Forscher nutzen für ihre Entwicklungen das Satellitennavigationssystem Galileo, das im Gegensatz zu GPS kein militärisch kontrolliertes System ist. Dadurch sei es wesentlich einfacher, spezielle Dienste für zivile Anwendungen wie etwa im Rettungswesen zu implementieren, so die Forscher. Das Team mit Experten aus neun Fraunhofer-Instituten und dem Fraunhofer-Verbund Verkehr zielt auf die Entwicklung von Diensten ab, die Personen oder Güter innerhalb der Bereiche Transport, Mobilität, Industrie sowie Wirtschaft lokalisieren. Derzeit konzentrieren sich die Forscher auf fünf Anwendungsgebiete: Sicherheitsdienste, Umweltthemen wie das Immissionsmonitoring, Logistik, Reiseassistenz und Infrastrukturbau. "Analysiert man verschiedene Zielgruppen, wird schnell klar, dass sich die Aufgaben bei der Systemarchitektur ähneln. Es werden stets ähnliche Strukturen und Inhalte auf ähnlichen Endgeräten benötigt", sagt Projektleiter Werner Schönewolf vom Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik IPK in Berlin. "[Beispiele sind] Daten, wo die Personen sich befinden, Sensoren, die bestimmte Werte wie Schadgaskonzentration liefern oder Endgeräte, die als Clients fungieren. Unser Ziel ist es, eine universelle, diensteorientierte Softwarearchitektur anzubieten, die wie ein Baukastensystem konfigurierbare Anwendungsprofile erlaubt." Das Expertenteam nutzt die Galileo-Daten und erprobt auch kombinierte Empfänger für verschiedene Satellitensysteme, da sich mit der Summe aller Satelliten am Himmel eine bessere Verortung und eine genauere Navigation erreichen lassen. "Aus der Summe der Daten von GPS, GLONAS - dem russischen Satellitennetz - und Galileo bauen wir unsere GNSS-Plattform auf", erklärt Werner Schönewolf. "Mit den Daten von 70 Satelliten am Himmel können Personen und Güter wesentlich genauer als je zuvor geortet werden - auch in den tiefen Canyons der bisher sehr schwierigen Stadtgebiete."
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