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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Der frühe moderne Mensch stellte mit Feuer stabilere und bessere Werkzeuge her

Europäische Forscher entdeckten neue Einzelheiten zur menschlichen Verhaltensevolution. Sie untersuchten, wie der frühe moderne Mensch in Südafrika durch die Nutzung von Feuer die Qualität und Effizienz von Steinwerkzeugen verbesserte. Ihre im Fachjournal Science veröffentlich...

Europäische Forscher entdeckten neue Einzelheiten zur menschlichen Verhaltensevolution. Sie untersuchten, wie der frühe moderne Mensch in Südafrika durch die Nutzung von Feuer die Qualität und Effizienz von Steinwerkzeugen verbesserte. Ihre im Fachjournal Science veröffentlichten Ergebnisse belegen, dass der Mensch bereits im Zuge seiner modernen genetischen Entwicklungslinie (also vor 200.000 - 150.000 Jahren) begann, komplexe Probleme zu lösen, was nach herkömmlicher Meinung erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfand. Das internationale Forscherteam entdeckte, dass der vor rund 70.000 Jahren in den Höhlen der südafrikanischen Mossel Bay und Still Bay lebende frühe moderne Mensch zur Herstellung von Steinwerkzeugen das sehr harte Silizium-Krustengestein Silkret erhitzte und bearbeitete. Durch das Erhitzen veränderte sich die Gesteinsstruktur und es entstand ein ausgezeichnetes Rohmaterial, das sich wiederum zur Herstellung komplexerer Werkzeuge eignete. "Sich das Feuer zunutze zu machen, war ein ungeheurer Fortschritt in der Entwicklungsgeschichte, denn damit konnte man kochen, Wärme und Licht produzieren und sich gegen wilde Tiere schützen", heißt es in der Studie. "Die Wärmebehandlung und alle damit verbundenen Arbeitsschritte stellten einen wichtigen technologischen Fortschritt dar, da man Feuer nun kontrolliert als Werkzeug zur Herstellung von Dingen verwenden konnte." Kyle Brown, Autor der Studie und Doktorand an der Universität Kapstadt, Südafrika, und Leiter für Feld- und Laborstudien in Mossel Bay für das Institute of Human Origins at Arizona State University (ASU), Vereinigte Staaten, sagte dazu: "Untersuchungen dieses Wärmebehandlungsprozesses belegen den kontrollierten und genau kalkulierten Umgang dieser frühen Menschen mit Feuer. Wir konnten zeigen, dass die frühen Menschen der afrikanischen Küstenregionen vor 72.000 Jahren, wenn nicht gar noch eher - vor 164.000 Jahren - raffiniert konstruierte Öfen benutzen, um Stein in einem komplexen Prozess zu erhitzen und dessen Eigenschaften nach Wunsch zu verändern - ein Prozess, den man heute als Wärmebehandlung bezeichnet", wie er hinzufügte. Professor Curtis Marean von der Arizona State University, Projektleiter und Koautor der Studie zufolge entdeckte man, dass sich der Stein leichter bearbeiten ließ, wenn er zuvor erhitzt wurde. "Dieses Wissen wurde in einer nur Menschen eigenen Weise weitergegeben und weiterentwickelt, die Technologie wurde zunehmend komplexer, indem die Erhitzungs-, Abkühlungs- und Bearbeitungsprozesse immer ausgefeilter wurden", erklärte er. Der Mensch erschloss sich diese nützliche Technik im Zuge immer komplexerer Kognitionsprozesse und konnte sie erfolgreich weitervermitteln, da Sprache sich zu diesem Zeitpunkt bereits zum wichtigen Lehr- und Lernwerkzeug etabliert hatte. In ihrem Begleitartikel erklärten John Webb und Marian Domanski, dass die Nutzung von Feuer "als Werkzeug den ersten Schritt darstellte, mit dem der Mensch begann, gezielt seine Umgebung zu verändern." Sie erläuterten, dass die Menschen in Afrika ab diesem Zeitpunkt auch die Wärmebehandlung anwendeten, was "als deutlicher Beleg für symbolisches Verhalten und immer komplexere kognitive Fähigkeiten gelten kann". Und sie fügten hinzu: "Durch Wärmebehandlung war es möglich, effizientere Werkzeuge herzustellen, was entscheidend dazu beitrug, dass sich der frühe moderne Mensch so schnell von den relativ warmen Gefilden Südafrikas in die kühleren und unwirtlicheren nordeuropäischen Gegenden ausbreiten konnte." Der europäische Neandertaler "hatte sich diese Technik offenbar noch nicht zunutze gemacht, was dem modernen Menschen auf seinem Vordringen nach Eurasien einen evolutionären Vorteil verschaffte", vermuten Dr. Webb und Dr. Domanski. Die Studie wurde seitens der EU über eine Marie-Curie-Fördermaßnahme (Outgoing Fellowship) im Rahmen des Siebten Rahmenprogramms (RP7) unterstützt.

Länder

Australien, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten