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Inhalt archiviert am 2023-03-06

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Das Geheimnis zukünftiger Hundertjähriger

Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts geben bessere Gesundheit, der technische Fortschritt und mehr Chancen im Leben den in den reichen Nationen geboren Babys einen Vorsprung vor ihren Altersgenossen anderswo in der Welt. Neue europäische Forschungen zeigen, dass - wenn der geg...

Seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts geben bessere Gesundheit, der technische Fortschritt und mehr Chancen im Leben den in den reichen Nationen geboren Babys einen Vorsprung vor ihren Altersgenossen anderswo in der Welt. Neue europäische Forschungen zeigen, dass - wenn der gegenwärtige Trend der Lebenserwartung anhält - über die Hälfte dieser Babys hundert Jahre alt werden wird. Die in The Lancet veröffentlichten Ergebnisse der Studie lassen darüber hinaus vermuten, dass verkürzte Wochenarbeitszeiten innerhalb ausgedehnter Lebensarbeitszeiten einen weiteren Anstieg der Lebenserwartung und Verbesserungen der Gesundheit hervorbringen werden. Forscher vom Danish Ageing Research Centre an der University of Southern Denmark, das die Studie leitete, und ihre deutschen Kollegen verzeichneten im Verlauf des 20. Jahrhunderts in den meisten Industrienationen eine erhebliche Zunahme der Lebenserwartung. So werden beeindruckenderweise wohl mindestens 75 Prozent der Neugeborenen lang genug leben, um den 75. Geburtstag feiern zu können, selbst wenn sich die gesundheitlichen Bedingungen nicht weiter verbessern sollten. Die Daten legen nahe, dass die Krankheits- und Behinderungsraten im Alter einen zunehmenden Effekt auf die Nachhaltigkeit der modernen Gesellschaft haben werden. "Der seit mehr als 165 Jahren andauernde lineare Anstieg der maximalen Lebenserwartung deutet keine sich abzeichnende Grenze der menschlichen Lebensspanne an", schreiben die Autoren. Nähere sich die Lebenserwartung einem Grenzwert an, so würde sich dieser Prozess sicherlich verlangsamen. Das anhaltende Anwachsen der ältesten Bevölkerungen lässt vermuten, dass wir uns noch keiner Grenze nähern, und so erscheint ein weiterer Anstieg der Lebenserwartung wahrscheinlich." Die Daten zeigen außerdem in den Industrieländern sinkende Sterblichkeitsraten in der Altersgruppe der über 80-Jährigen. In mehr als 30 entwickelten Ländern gesammelte Informationen zeigten den Forschern, dass im Jahr 1950 die Wahrscheinlichkeit des Überlebens vom 80. bis zum 90. Lebensjahr bei Frauen und Männer bei 15 bzw. 12 Prozent lag. Bis 2002 waren diese Zahlen auf 37 und 25 Prozent gestiegen. Die europäische Health Expectancy Monitoring Unit (EHEMU) entwickelt einen allgemeinen Indikator für eine behinderungsfreie Lebenserwartung mit der Bezeichnung 'Healthy Life Years' (Gesunde Lebensjahre, HLY). Die zwischen 1995 und 2003 gesammelten Daten zeigen auch unter EU-Mitgliedstaaten mit vergleichbaren Steigerungsraten der Lebenserwartungen ihrer Bevölkerungen Unterschiede in den HLY. Zum Beispiel ist die Anzahl "gesunder Lebensjahre" (HLY) bei Männern in Belgien, Deutschland und Italien gestiegen, während Griechenland, Spanien und Frankreich Stagnation meldeten. HLY der Frauen haben in Belgien, Italien und Schweden zugenommen, sind aber in Dänemark, Österreich, Finnland und dem Vereinigten Königreich zum Stillstand gekommen. Die Forscher haben festgestellt, dass Steigerungen der Lebenserwartung über die Jahre hinweg von einer verbesserten Lebensqualität der älteren Menschen abhängen. Gesunde Ernährung und körperliche Aktivität sind nur einige Faktoren, die sich positiv auf die Lebenserwartung auswirken. "Ein sehr langes Leben ist nicht das Privileg weit entfernter künftiger Generationen - ein sehr langes Leben ist voraussichtlich den meisten heute in den entwickelten Ländern lebenden Menschen bestimmt. Zunehmend höhere Anteile alter und sehr alter Personen werden große Herausforderungen an die Gesundheitssysteme stellen", mahnen die Autoren. "Aktuelle Hinweise lassen jedoch nicht nur vermuten, dass die Menschen länger als zuvor leben werden, sondern auch, dass sie länger mit weniger Behinderungen und geringeren funktionalen Einschränkungen leben werden." Bei einem anderen Projekt in Bezug auf Langlebigkeit haben britische Wissenschaftler die Lebensdauer von Mäusen um 20 Prozent verlängern und das Ausmaß der diese Tiere beeinträchtigenden altersbedingten Krankheiten eindämmen können. Die Ergebnisse kamen im Fachjournal Science zur Veröffentlichung. Durch die Blockade einer wichtigen Molekularbahn haben die Forscher vom Institute of Healthy Ageing am University College London auf beeindruckende Weise gezeigt, wie medikamentöse Behandlungen gegen das Altern und altersbedingte Erkrankungen entwickelt und eingesetzt werden könnten. Die Wissenschaftler fanden Veränderungen im Alterungsprozess bei einem Stamm von Mäusen vor, die kein S6-Kinase-1-Protein (S6K1) erzeugen können, das an der Reaktion des Körpers auf Veränderungen der Ernährungssituation beteiligt ist. Diese Nährstoffüberwachungssysteme spielen eine wichtige Rolle bei der angemessen Reaktion des Körpers auf ein verändertes Nährstoffangebot im Hinblick auf Wachstum, Fortpflanzung und - das zeigt die Forschung - das Altern. "Ein Blockieren der Wirkung des S6K1-Proteins verhindert bei weiblichen Mäusen eine Reihe altersbedingter Krankheiten", wie Professor Dominic Withers erklärt. "Die Mäuse lebten länger und waren schlanker, aktiver und allgemein gesünder als die Kontrollgruppe. Wir haben ihr Leben sowohl um Jahre verlängert als auch um Lebensqualität bereichert." Die Forscher fanden außerdem heraus, dass die positiven Effekte der S6K1-Blockierung durch eine stärkere Aktivität des AMPK (AMP-aktivierten Protein-Kinase)-Moleküls vermittelt wurden. AMPK wird gemeinhin als eine "Hauptkraftstoffanzeige" betrachtet, da es Energieniveaus innerhalb der Zellen reguliert. Es tritt dann in Aktion, wenn zelluläre Energieniveaus abfallen, was in der Regel der Fall ist, wenn weniger Kalorien verbraucht werden. Dank der in dieser Studie gewonnenen Informationen können nun neue Ansätze für die Behandlung altersbedingter Krankheiten gefunden werden. "Diese Studie offenbart einen biologischen Weg, der sich als Schlüssel zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen dem Altern und chronischen Krankheiten erweisen könnte", erläutert Sir Mark Walport, Leiter des Wellcome Trust, eines der Finanzierungsgremien dieser Forschungsarbeit.

Länder

Deutschland, Dänemark, Vereinigtes Königreich

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