CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Article Category

Nachrichten
Inhalt archiviert am 2023-03-07

Article available in the following languages:

Sonnenuntergang hilft nachtaktiven Tieren beim Navigieren

Obwohl Fledermäuse nachtaktiv sind, nutzen sie die Position der Sonne, um ihren internen magnetischen Navigationskompass zu kalibrieren. Zu dieser Erkenntnis sind Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Deutschland und des Nationalmuseums für Naturgeschichte Bulg...

Obwohl Fledermäuse nachtaktiv sind, nutzen sie die Position der Sonne, um ihren internen magnetischen Navigationskompass zu kalibrieren. Zu dieser Erkenntnis sind Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Deutschland und des Nationalmuseums für Naturgeschichte Bulgariens gekommen. Die Ergebnisse dieser von der EU finanzierten Forschung wurden online in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht. Die EU-Mittel stammen aus dem Projekt ORIENTATION IN BATS ("Orientation in bats: from migration to spatial memory"), einem internationalen ausgehenden Marie-Curie-Stipendium (Outgoing International Fellowship, OIF), das mehr als 250.000 EUR aus dem Sechsten Rahmenprogramm (RP6) erhalten hatte. In kleineren Gebieten orientieren sich Fledermäuse mithilfe eines biologischen Echoortungssystems. Doch wie navigieren sie über größere Entfernungen? Viele Fledermäuse entfernen sich jede Nacht mehr als 20 Kilometer weit von ihren Quartieren, um zu jagen, und die Sommer- und Winterquartiere liegen oft bis zu 50 Kilometer voneinander entfernt. Einige wenige Fledermausarten wandern sogar jedes Jahr rund 1000 Kilometer weit quer durch Europa. In den vergangenen Jahren haben Forschungen gezeigt, dass sich einige Fledermausarten, wie viele andere Lebewesen auch, am Erdmagnetfeld orientieren. Doch diese Form der Navigation birgt auch ihre Tücken, weil sich das Erdmagnetfeld aufgrund von Eisenansammlungen in der Erdkruste ständig auf unvorhersehbare Weise verändert. Vögel lösen dieses Problem, indem sie die Position der Sonne - eine sehr verlässliche Informationsquelle - zur Einstellung ihres internen Kompasses nutzen. Mit dieser Studie wollten die Forscher herausfinden, wie die Große Mausohrfledermaus (Myotis myotis) ihren Kompass kalibriert. In ihrem ersten Experiment wollten die Wissenschaftler feststellen, ob Fledermäuse von einem unbekannten Ort aus ihren Weg nach Hause finden können. Dazu fingen sie wilde Fledermäuse ein und ließen einige bei Sonnenuntergang 25 Kilometer von ihrem Quartier entfernt frei. Vorher hatten die Wissenschaftler die Tiere mit kleinen Funkgeräten ausgestattet, um ihren Flug verfolgen zu können. Die Fledermäuse waren hervorragende Navigatoren und fanden relativ schnell ihren Weg nach Hause. Die Sieger waren sogar schon nach zwei Stunden in der Höhle. Bei einer zweiten Gruppe von Fledermäusen sollte Verwirrung gestiftet werden, indem das Magnetfeld Erde mit Hilfe einer Helmholtzspule um 90 Grad verdreht wurde, wodurch der Norden im Osten lag. Das Quartier der Fledermäuse lag südlich des Versuchsortes, doch die Tiere flogen Richtung Osten davon. "Die Ergebnisse des ersten Experiments, bei dem das Magnetfeld bei Sonnenuntergang verdreht wurde, entspricht der Hypothese, dass durch die Beobachtung des Sonnenuntergangs ein bestimmter Aspekt des Magnetfelds kalibriert wird, der dann den Fledermäusen bei der Ermittlung der Richtung dient", schreiben die Forscher. Anschließend wiederholte das Team das Experiment nach Sonnenuntergang, nachdem am Nachthimmel kein Lichtschimmer mehr zu sehen war. Diesmal war der Kompass der Fledermäuse, die einem veränderten Magnetfeld ausgesetzt waren, nicht betroffen und die Fledermäuse flogen in dieselbe Richtung. "Die Manipulation des Magnetfelds funktionierte nur in Kombination mit dem Sonnenuntergang", kommentierte Richard Holland von der Abteilung für Tierwanderungen und Immunökologie des Max-Planck-Instituts für Ornithologie. "Für Große Mausohrfledermäuse ist die Position der Sonne bei Untergang die zuverlässigste Orientierungsquelle, weshalb sie ihren Magnetkompass an dieser Position kalibrieren, um sich im Dunkeln orientieren zu können." Dass sich die Große Mausohrfledermaus an der Sonne orientiert, um ihren Kompass einzustellen, überrascht deshalb, weil dieses Tier normalerweise erst nach Sonnenuntergang sein Quartier verlässt. Doch dafür scheint tatsächlich der allerletzte Lichtschein am Horizont auszureichen.

Länder

Bulgarien, Deutschland

Verwandte Artikel