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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Neue Belege für das Auftreten des modernen Menschen

Neue Funde an einer Grabungsstätte in Spanien haben eine hitzige Debatte unter Paläontologen und Archäologen entzündet, wann genau die Neandertaler verschwanden und von den ersten anatomisch modernen Menschen abgelöst wurden. Die von einer Forschungsgruppe des Zentrums für prä...

Neue Funde an einer Grabungsstätte in Spanien haben eine hitzige Debatte unter Paläontologen und Archäologen entzündet, wann genau die Neandertaler verschwanden und von den ersten anatomisch modernen Menschen abgelöst wurden. Die von einer Forschungsgruppe des Zentrums für prähistorisches archäologisches Kulturerbe an der Universitat Autónoma de Barcelona durchgeführte und im Journal of Human Evolution veröffentlichte Forschungsarbeit legt den Übergang auf die Zeit vor 34.000 und 32.000 Jahren fest. In ihrer Arbeit vertreten die Forscher die Ansicht, dass sich diese beiden Arten nicht gegenseitig beeinflussten und nicht gleichzeitig existierten. Die Archäologen führten ihre Ausgrabungen in Cova Gran in den südöstlichen Pyrenäen in Katalonien, Spanien, durch, wo Neandertaler und moderne Menschen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Vergangenheit lebten. Mit einer Gesamtfläche von 2.500 Quadratmetern ist Cova Gran für die Archäologen eine Rarität. Derartige "transitorische" Fundorte sind sowohl für Paläontologen als auch für Archäologen von großer Bedeutung, da sie dort die Entwicklung des Menschen zurückverfolgen können. Das Forschungsteam hat bereits einen großen Bereich von Cova Gran ausgegraben, sodass es jetzt in der Lage ist, die Lebensweise der früheren Bewohner zu rekonstruieren. Es wurden viele gut erhaltene Gegenstände entdeckt, darunter Werkzeug aus dem Mittleren Paläolithikum (vor 300.000 bis 30.000 Jahren) und dem Jung-Paläolithikum (vor 40.000 bis 10.000 Jahren), anhand derer die unterschiedlichen Spezies identifiziert werden können. Grundlage dafür ist die Bauart der Werkzeuge. Die unterschiedlichen Konstruktionsweisen der Werkzeuge legen nahe, dass diese von unterschiedlichen Spezies hergestellt wurden. Die Ergebnisse von Cova Gran, die mithilfe der C14-Datierung erarbeitet wurden, weisen darauf hin, dass das Gebiet von verschiedenen Menschentypen, darunter Neandertaler und moderne Menschen, zu unterschiedlichen prähistorischen Zeiten bewohnt wurde. Ihr Lebensstil ähnelte sich durchaus: Sie waren Jäger und Sammler, fertigten Werkzeuge an und benutzten Feuer. Doch im Alltag verwendeten sie sehr unterschiedliche Techniken und Materialien. Aus der C14-Datierung geht hervor, dass die Funde am Grabungsort zwischen 34.000 und 32.000 Jahren alt sind. Das ist der Zeitraum, der für das Verschwinden der Neandertaler und das Erscheinen des modernen Menschen angenommen wird. Damit werden auch Funde aus anderen Grabungsstätten in Europa belegt, wo man zu ähnlichen Schlüssen gekommen war. Es ist ein weiterer Beweis dafür, dass diese zwei Spezies sich nicht gegenseitig beeinflussten, obwohl sie vor 40.000 bis 30.000 Jahren - im Mittleren/ Jungpaläolithikum - dasselbe Gebiet besiedelten. Zu den anderen Funden in Cova Gran gehören auch perforierte Seeschneckenmuscheln. Die Ornamentierung auf diesen Muscheln weist auf kognitive Fähigkeiten hin, die für das Mittlere Paläolithikum bisher noch nicht belegt worden waren. Die Existenz dieser Muscheln gibt uns nicht nur Hinweise auf die sozialen Strukturen und die Identität, sondern auch darauf, dass Homo sapiens viel gewandert ist und soziale Netzwerke gepflegt hat, in denen derartige Objekte womöglich zirkulierten.

Länder

Spanien

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