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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Rauchverbote retten Leben

Liebe Raucher, eine neue Studie zeigt, dass das Passivrauchen weltweit für mehr als 600.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist, also für 1% aller Todesfälle. Tragischerweise handelt es sich bei 165.000 dieser Todesfälle um Kinder. Über diese Ergebnisse berichtet ein Team v...

Liebe Raucher, eine neue Studie zeigt, dass das Passivrauchen weltweit für mehr als 600.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich ist, also für 1% aller Todesfälle. Tragischerweise handelt es sich bei 165.000 dieser Todesfälle um Kinder. Über diese Ergebnisse berichtet ein Team von Experten aus Finnland, Neuseeland, Schweden und der Schweiz im Fachmagazin The Lancet. Diese neueste Studie untersuchte erstmals überhaupt, wie sich das Rauchen "aus zweiter Hand" (second-hand smoke) auf uns alle auswirkt. Weil 2004 das letzte Jahr ist, für das es umfassende Daten aus allen untersuchten 192 Ländern gibt, entschieden sich die Experten, die Daten aus eben diesem Zeitraum zu verwenden, um Konsistenz zu gewährleisten. Die Experten berechneten die "behinderungsbereinigten Lebensjahre (disability-adjusted life years, DALYs), womit die Summe der potenziell durch eine vorzeitige Sterblichkeit verlorenen Lebensjahre und der aufgrund einer Behinderung verlorenen Jahre des produktiven Lebens bezeichnet wird. Sie fanden heraus, dass 40% der Kinder, 35% der Frauen und 33% der Männer passivem Rauch ausgesetzt sind. Unter dem Strich sterben dadurch mehr als 602.000 Menschen, davon 379.000 an Herzleiden, 165.000 an allgemeinen Atemwegserkrankungen, 36.900 an Asthma und 21.400 an Lungenkrebs. Im Einzelnen handelt es sich bei den Todesfällen durch Passivrauchen zu 47% um Frauen, Kinder sind mit 28% und Männer mit 26% vertreten. Die DALYs durch das Passivrauchen summierten sich auf 10,9 Millionen, was rund 0,7% der gesamten weltweiten Krankheitslast in DALYs in diesem Jahr ausmachte. 61% davon betrafen Kinder. Die Krankheiten mit den größten Auswirkungen waren Infektionen der unteren Atemwege bei Kindern unter 5 Jahren (54%), ischämische Herzkrankheiten bei Erwachsenen (26%), Asthma bei Erwachsenen (11%) und Asthma bei Kindern (6%). Während die Zahl der durch Passivrauchen gestorbenen Erwachsenen in allen Ländern von der Einkommensklasse unabhängig zu sein schien, wurden für Kinder aus Haushalten mit niedrigem oder mittlerem Einkommen höhere Todesraten durch Passivrauchen gemeldet. In Afrika starben mehr als 43.000 Kinder durch Passivrauchen, in den Ländern mit hohem Einkommen in Europa waren es dagegen lediglich 71 Todesfälle bei Kindern, fanden die Forscher heraus. "Zwei Drittel dieser Todesfälle ereignen sich in Afrika und Südasien", schreiben die Autoren in ihrem Artikel. "Kinder sind vor allem zu Hause dem Passivrauch ausgesetzt. Die Kombination von Infektionskrankheiten und Tabakrauch scheint für Kinder in diesen Regionen tödlich zu sein und könnte die Bemühungen um eine niedrigere Sterblichkeit in der Altersgruppe unter 5 Jahren, festgeschrieben im Millenniumsentwicklungsziel 4, behindern." Global gesehen betrifft das Passivrauchen Kinder mehr als jede andere Altersgruppe. Am problematischsten ist es, so die Experten, wenn Eltern zu Hause rauchen. Naturgemäß können Kinder dieses Umfeld nicht vermeiden. Die Experten wiesen zudem darauf hin, dass fast 66% aller Todesfälle durch Passivrauchen bei Kindern und Erwachsenen und 25% der DALY aufgrund einer Belastung durch Tabakrauch bei erwachsenen Nichtrauchern auf ischämische Herzkrankheiten zurückzuführen sind. Dank der Initiativen von Regierungen und Unternehmen, das Rauchen in Innenräumen zu verbieten, hat die Zahl der akuten koronaren Erkrankungen erheblich abgenommen. "Politische Entscheidungsträger sollten bedenken, dass die Durchsetzung strenger Anti-Raucher-Gesetze die Zahl der Todesfälle, die dem Passivrauchen zugerechnet werden, vermutlich schon im ersten Jahr ihres Inkrafttretens deutlich zurückgehen lassen. Dies würde auch Folgekosten für Gesundheits- und Sozialsysteme verringern", schreiben sie. Die Experten sind außerdem der Meinung, dass die Rahmenvereinbarung über die Eindämmung des Tabakkonsums der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Ländern ohne umfassende Rauchverbote durchgesetzt werden müsse. Dazu gehörten unter anderem höhere Tabaksteuern, Werbeverbote und neutrale Verpackung. In ihrem Artikel unterstreichen die Autoren: "Auch in zwei anderen Bereichen sollte die Politik Maßnahmen ergreifen, um Kinder und Erwachsene zu schützen. Obwohl die Vorteile von Rauchverboten deutlich auf die häusliche Umgebung übergreifen, sollten Maßnahmen zum Schutz von Kindern und Frauen vor Passivrauchen in vielen Regionen durch pädagogische Strategien ergänzt werden, um die passive Belastung durch Tabakrauch zu Hause zu reduzieren. Kampagnen für ein freiwillig rauchfreies zu Hause verringern die Tabakrauchbelastung von Kindern und erwachsenen Nichtrauchern, reduzieren das Rauchen bei Erwachsenen und scheinbar auch bei Jugendlichen. Zweitens trägt Passivrauchen zum Tod von Tausenden von Kindern unter 5 Jahren in Ländern mit niedrigem Einkommen bei. Hier muss sofort angesetzt werden, um den Mythos zu zerstreuen, dass die Entwicklungsländer mit dem Kampf gegen tabakbedingte Krankheiten warten können, bis sie sich mit Infektionskrankheiten auseinandergesetzt haben. In Kombination führen Tabakrauch und Infektionen zu vielen vermeidbaren Todesfällen und zu einem kürzeren sorgenfreien Leben für Kinder. Es steht außer Frage, dass 1,2 Milliarden Raucher auf der Welt Milliarden von Nichtrauchern dem Passivrauchen aussetzen, einer krank machenden Raumluftverschmutzung. Nur wenige Quellen von Raumluftschadstoffen können vollständig eliminiert werden. Rauchen in Innenräumen kann allerdings vermieden werden - mit erheblichen Vorteilen, wie diese neue Reihe von Schätzungen gezeigt hat."

Länder

Schweiz, Finnland, Neuseeland, Schweden

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