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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Kanalsystem im Inneren von Eisschilden lässt Gletscher langsamer schmelzen

Neue Forschungen lassen darauf schließen, dass die durch die Klimaveränderung verursachten heißen Sommer für den Grönland-Eisschild womöglich nicht so katastrophal sind wie bisher angenommen und das Schmelzen der Gletscher sogar verlangsamen könnten Diese Studie wurde teilweis...

Neue Forschungen lassen darauf schließen, dass die durch die Klimaveränderung verursachten heißen Sommer für den Grönland-Eisschild womöglich nicht so katastrophal sind wie bisher angenommen und das Schmelzen der Gletscher sogar verlangsamen könnten Diese Studie wurde teilweise durch das ICE2SEA-Projekt ("Estimating the future contribution of continental ice to sea-level rise") finanziert, das fast 10 Mio. EUR unter dem Themenbereich Umwelt des Siebten Rahmenprogramms der EU (RP7) erhielt. Sie wurde kürzlich in der Fachzeitschrift Nature vorgestellt. Grönland ist zu rund 80% mit Eis bedeckt und dieser Eisschild besteht aus genügend Wasser, um den Meeresspiegel um sieben Meter zu erhöhen, wenn sie komplett schmelzen würde. In den letzten Jahren haben steigende Temperaturen in der Arktis zu einem Schrumpfen des Inlandeises geführt und somit Ängste geschürt, die Katastrophe könne nicht mehr fern sein. Ein Teil des Eisverlusts wurde auf die Beschleunigung der Gletscher aufgrund der erhöhten Oberflächenschmelze zurückgeführt. Jeden Sommer führen die warmen Temperaturen dazu, dass das Eis an der Oberfläche der Eisdecke schmilzt. Dieses Wasser läuft durch eine Reihe von Kanälen in den Rumpf des Gletschers, wo es wie ein Schmierstoff agiert und bewirkt, dass den Eisschild schnell über das Fundament in Richtung Meer fließen kann. Diese neuste Studie zeigt jedoch auch, wie die erhöhte Schneeschmelze in wärmeren Jahren zu einer Anpassung des internen Drainagesystems des Eisschildes führt, das mehr Schmelzwasser aufnehmen kann, ohne den Eisfluss in Richtung Meer zu beschleunigen. Die Erkenntnisse haben wichtige Auswirkung auf zukünftige Beurteilungen des globalen Meeresspiegelanstiegs. Bisher war der Anstieg des Eisflusses in den Sommermonaten für die Wissenschaftler schwer zu modellieren, was zu Unsicherheiten in der Vorhersage des zukünftigen Anstiegs des Meeresspiegels führte. "Eigentlich waren wir der Ansicht, dass je mehr Eis an der Oberfläche schmilzt, desto schneller wird der Eisschild dünner. Unsere Studie jedoch zeigt, dass das Gegenteil der Fall sein kann", so Professor Andrew Shepherd von der University of Leeds School of Earth and Environment im Vereinigten Königreich. "Sollte dies der Fall sein, hat das im 21. Jahrhundert zu erwartende Schmelzen der Eisoberfläche womöglich keine Wirkung auf den Verlust von Eis durch Abtrieb", fügt er hinzu, warnt jedoch auch, dass "dies nicht bedeutet, dass die Eisdecke vor der Klimaveränderung sicher ist, weil die Auswirkungen der durch das Meer verursachten Schmelze nach wie vor unbekannt ist". Die Forscher verwendeten Satellitenobservationen von der Europäischen Raumfahrtagentur von sechs landumschlossenen Gletschern in Südwest-Grönland, um zu untersuchen, wie sich der Eisfluss in Jahren mit erheblich unterschiedlichen Schmelzen entwickelt. Die anfängliche Beschleunigung des Eises war zwar in allen Jahren ähnlich, die Verlangsamung jedoch trat in den warmen Jahren früher ein. Die Autoren gehen davon aus, dass in diesen Jahren der Überfluss an Schmelzwasser einen frühen Wechsel im Kanalsystem tief im Inneren des Eises auslöst und somit zu einem Druckabfall führt, der wiederum eine verminderte Eisflussgeschwindigkeit zur Folge hat. Dieses Verhalten ist ähnlich dem eines Berggletschers, bei dem die Beschleunigung des Eises im Sommer abnimmt, sobald das Schmelzwasser effizient abfließen kann. Laut Dr. Edward Hanna von der University of Sheffield im Vereinigten Königreich und Co-Autor der Studie "unterstreichen die Forschungen auch die Nützlichkeit moderner gerasterter Klimadatensätze und Simulationen der Schmelze zur Untersuchung der saisonal und von Jahr zu Jahr unterschiedlichen Dynamik der Eisdecke Grönlands, sowie ihrer Beziehung zum globalen Klimasystem." Das ICE2SEA-Programm soll den Beitrag der kontinentalen Eisschicht auf den Anstieg des Meeresspiegels in den nächsten 200 Jahren beziffern. Zu diesem Zweck führen die Forscher gezielte Studien der Schlüsselprozesse in Berggletschersystemen und Eiskappen durch, u.a. in Svalbard in der Arktis oder in Patagonien in Südamerika, sowie in den Eisdecken der polaren Regionen von Grönland und der Antarktis. Darüber hinaus planen sie die Entwicklung von Modellen für Eisschilde und Gletscher, um so detaillierte Vorhersagen des Beitrags der kontinentalen Eisschicht zur Erhöhung des Meeresspiegels in den nächsten zwei Jahrhunderten zu liefern.Weitere Informationen unter: University of Leeds: http://www.leeds.ac.uk/ Nature: http://www.nature.com/ ICE2SEA: http://www.ice2sea.eu/

Länder

Vereinigtes Königreich

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