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Studie enthüllt frostige Lebensweise der alten Europäer

Neuste Forschungen ergaben, dass die Frühmenschen Hunderttausende von Jahren bevor sie das Feuer beherrschten in die nördlichen Breiten zogen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht und zeigt auch, dass die...

Neuste Forschungen ergaben, dass die Frühmenschen Hunderttausende von Jahren bevor sie das Feuer beherrschten in die nördlichen Breiten zogen. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht und zeigt auch, dass die Neandertaler weit versierter im Umgang mit Feuer waren als bisher angenommen. Die Frühmenschen erreichten Nordeuropa erstmals vor rund 800.000 Jahren. Archäologen hatten lange angenommen, die Ansiedelung in diesem kühlen Klima sei ohne die Fähigkeit, das Feuer kontrollieren zu können, nicht möglich gewesen. Ziel dieser Studie unter der Leitung von Wil Roebroeks von der Leiden Universität in den Niederlanden und Paola Villa von der Universität Colorado in den Vereinigten Staaten, dem Institut de Préhistoire et Géologie du Quaternaire in Frankreich und der Universität Witwatersrand in Südafrika war die Erforschung des Gebrauchs von Feuer im alten Europa. Die Forscher fanden heraus, dass sich die Frühmenschen zwar bereits vor 800.000 Jahren in Nordeuropa ansiedelten, jedoch erst rund 400.000 Jahre später die Herrschaft über das Feuer bekamen, was die Schlussfolgerung zulässt, dass das Feuer für die Besiedelung des Nordens nicht notwendig war. Dies lässt die Frage aufkommen, wie sich diese Menschen im Winter warm hielten, wenn die Temperaturen regelmäßig unter Null sanken. Die Forscher gehen davon aus, dass "eine sehr aktive Lebensweise sowie eine sehr proteinhaltige Ernährung ihren Grundumsatz als körperliche Anpassung an die Kälte erheblich erhöht hat." Darüber hinaus merken sie an, dass die Frühmenschen das Feuermachen zwar noch nicht beherrschen konnten, aber möglicherweise durch Blitzeinschläge oder Vulkanausbrüche natürlich vorkommende Feuer genutzt haben. "Es ist nur schwer vorstellbar, dass es diese Menschen in dem sehr kalten Klima ohne Feuer aushalten konnten, und dennoch scheint genau das der Fall zu sein", so Professor Roebroeks. "Dies bestätigt unseren Verdacht, dass die Hypothese der meisten Wissenschaftler, die Menschen konnten unmöglich ohne Feuer in den kalten, gemäßigten Klimazonen überlebt haben, nicht richtig ist", fügt Dr. Villa hinzu. Die zweite Erkenntnis der Studie betrifft die Neandertaler, die vor 400.000 bis 500.000 Jahren in Europa auftauchten und vor 30.000 Jahren ausstarben. Manche Forscher gingen davon aus, die Neandertaler seien aufgrund ihrer mäßigen kognitiven Fähigkeiten ausgestorben. Viele waren der Ansicht, die Neandertaler hätten das Feuermachen nicht beherrscht. Diese Studie widerlegt diese Annahme, denn die Forscher entdeckten eine Fülle von 400.000 Jahre alten Beweisen für die Kenntnisse der Neandertaler über die Kunst des Feuermachens. "Wir hatten nicht erwartet, an so vielen Fundorten der Neandertaler so gute Belege für den gezielten Einsatz des Feuers im Laufe der Zeit zu finden", so Dr. Villa. Der frühste Beweis für die Herrschaft über das Feuer der Neandertaler kommt aus Beeches Pit im Vereinigten Königreich, wo Archäologen erhitzte Feuersteine, Überreste verbrannter Knochen und erhitzte Sedimente fanden. Eine weitere frühe Fundstelle ist Schöningen in Deutschland, wo Anhaltspunkte in Form von erhitzten Feuersteinen und verkohltes Holz sowie mögliche Überreste eines Herdes entdeckt wurden. Nach Aussage des Teams waren die Neandertaler sogar in der Lage, beispielsweise Klebstoff herzustellen, mit dem sie Holzschäfte auf Steinwerkzeuge klebten. Der besagte Klebstoff wird durch das Verbrennen von Birkenrinde unter Ausschluss von Luft hergestellt. Die Forscher schlossen daraus, dass die Neandertaler Löcher in den Boden gegraben, sie mit klein geschnittener Birkenrinde gefüllt und diese angezündet haben. Anschließend deckten sie das Loch ab, damit keine Luft eindringen konnte. "Das bedeutet, dass die Neandertaler nicht nur natürlich vorkommende Klebstoffe in ihrem alltäglichen Leben verwenden, sondern auch selbst welchen herstellen konnten", erklärt Dr. Villa. "All jenen, die behaupten, die Neandertaler hätten über keine nennenswerte Intelligenz verfügt, sei somit das Gegenteil bewiesen."Weitere Informationen unter: Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS): http://www.pnas.org University of Colorado Boulder: http://www.colorado.edu/

Länder

Frankreich, Niederlande, Vereinigte Staaten, Südafrika

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