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Inhalt archiviert am 2023-03-09

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Innovatives Gerät ermöglicht frühzeitigere Brustkrebserkennung

Hightech rund um die Brust: EU-finanzierte Forscher stellen einen neuartigen Typ von Mammographietechnik vor, bei der molekulare Bildgebung eingesetzt wird - frühestmögliche Erkennung von Brustkrebs lautet die lebensrettende Devise. Die neuartige Technik wurde als Teil des M...

Hightech rund um die Brust: EU-finanzierte Forscher stellen einen neuartigen Typ von Mammographietechnik vor, bei der molekulare Bildgebung eingesetzt wird - frühestmögliche Erkennung von Brustkrebs lautet die lebensrettende Devise. Die neuartige Technik wurde als Teil des MAMMI-Projekts ("Mammography with molecular imaging") erforscht, das unter dem Themenbereich "Biowissenschaften, Genomik und Biotechnologie im Dienste der Gesundheit" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) 2,5 Millionen EUR Finanzmittel erhielt. Das gesamteuropäische Wissenschaftlerteam unter Führung des Spanischen Nationalen Forschungsrates (CSIC) kam aus acht Einrichtungen in Deutschland, den Niederlanden, Portugal und Schweden. Das MAMMI-Gerät liefert die derzeit höchstmöglichen Auflösungen und Empfindlichkeiten; es wurde speziell entwickelt, um Brustkrebs im frühestmöglichen Stadium zu erkennen. Dementsprechend wird es meistens zur frühzeitigen Brustkrebsdiagnose eingesetzt werden und um zu bewerten, wie Patientinnen auf eine Chemotherapie ansprechen. Etwas ungewohnt dabei: Die Patientin liegt in Bauchlage auf einer speziell gestalteten Liege. Dabei befindet sich eine Brust in einer der Öffnungen des Untersuchungstischs. Das Gerät erzeugt dann in dieser Lage die Aufnahmen. Neben dem Tisch positioniert der das Gerät bedienende Spezialist einen Transportwagen, auf dem sich das auf einem Gammastrahlensensor basierende Detektorsystem befindet. Aufgrund der die Brust umgebenden Ringform des Detektors gibt es keinerlei Notwendigkeit, die Brust zusammenzupressen, was ein notwendiges Übel bei derzeit üblichen Mammographieverfahren ist. Laut Dr. José María Benlloch vom CSIC verbessert diese Gestaltung "Visualisierung und Diagnose" wesentlich, da sich die Tumoren manchmal "sehr nah an der Basis des Brustmuskels" befinden. In frühen Krebsstadien replizieren sich die bösartigen Zellen unkontrolliert und nach ein paar Jahren kann eine Läsion erscheinen, die mit modernen Verfahren erkennbar ist. Danach vergrößert sich die Läsion und es dauert in etwa ein weiteres Jahr, bis sie tastbar ist. Moderne diagnostische Verfahren und traditionelle Mammographieaufnahmen basieren auf morphologischen Abbildungen - mit ihrer Hilfe ist der Krebs somit nicht zu erkennen, bis eine Läsion vorliegt. Im Gegensatz dazu basieren mit dem MAMMI-Gerät realisierte Röntgenaufnahmen der Brustdrüsen auf der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zur Brustkrebsdiagnose, was eine ganze Reihe von Vorteilen bietet. Die PET-Technik im MAMMI-Gerät misst die Stoffwechselaktivität des Tumors, indem die hohe Glukoseaufnahme der Krebszellen lokalisiert wird. Auf diese Weise können Spezialisten die Krankheit viel früher erkennen. Eine Entwicklung, die von Betroffenen und Ärzten begrüßt wird: Vorliegende Forschungsergebnisse bestätigen, dass eine frühzeitige Diagnose die Mortalität um 29% senkt. Ganzkörper-PET-Scans sind derzeit durchaus in Anwendung - zum größten Teil sind diese Untersuchungen allerdings denjenigen vorbehalten, bei denen bereits Brustkrebs diagnostiziert wurde oder die mit einem hohen Risiko leben, an Brustkrebs zu erkranken. Und selbst dann ist das Ergebnis eine Aufnahme mit geringer Auflösung, die noch nichts über kleine Tumore aussagt. Das MAMMI-Gerät konzentriert sich jedoch ausschließlich auf die Brust; die Detektoren befinden sich in deren unmittelbarer Nähe und sie sind in der Lage, Tumore in ihrer Frühphase zu identifizieren. Das MAMMI-Gerät sieht Läsionen von nur 1,5 mm Größe. Zum Vergleich: Die Grenze derzeit üblicher Geräte liegt bei 5 mm. Die somit bei allen Patientinnen erheblich die Diagnose verbessernde Technik ist außerdem besonders für Frauen mit Brustimplantaten oder auch Patientinnen geeignet, deren Brustdichte die Realisierung eines klaren Bilds erschwert. Das MAMMI-Gerät hat sich außerdem als patientenfreundlich und bequem erwiesen, was es besonders nützlich für die Behandlung älterer Menschen und Behinderter macht. Krankenhäuser und Behandlungszentren weltweit haben bereits Interesse am Kauf des Geräts gezeigt. Derzeit ist es am National Cancer Institute in Amsterdam in den Niederlanden im Einsatz. Es absolvierte außerdem eine Arbeitsperiode an der Technischen Universität München in Deutschland und wird bald im Landeskrankenhaus in Castellon in Spanien aufgebaut. Das Mammographiegerät kann überdies überwachen, ob die Brustkrebsbehandlung bei einer Patientin tatsächlich anschlägt. Man beurteilt die Aufnahme von Glukose und dies gibt letztlich Aufschluss darüber, ob nach einer Operation noch Krebsgewebe vorhanden ist. Mit heute üblichen Verfahren ist es unmöglich, das Tumorgewebe von der Narbe zu unterscheiden, die von der Operation zurückbleibt. Dieser neue Therapieansatz kann außerdem nachweisen, ob Strahlen-und Chemotherapiemaßnahmen wirksam sind oder verändert werden müssen.Weitere Informationen unter: Spanischer Nationaler Forschungsrat (CSIC): http://www.csic.es/web/guest/home

Länder

Deutschland, Spanien, Niederlande, Portugal, Schweden

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