ESA stellt sich dem Problem des Weltraummülls
Meteoritenhagel, Asteroideneinschläge, kosmische Strahlen: all das hat unsere Erde schon seit Jahrmilliarden zu verkraften. Nun droht allerdings auch noch von mehr als 700.000 Teilen Weltraumschrott Gefahr - und zwar ganz besonders für die Satelliten, die die Erde umkreisen. Um das Unvermeidliche möglichst doch zu verhindern, müssen die Wissenschaftler wissen, wo sich dieser vom Menschen zu verantwortende Müll befindet. Deshalb entwickelt die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ein System zur Katalogisierung des Weltraummülls sowie zur Information und Alarmierung von Satellitenbetreibern, um im Notfall Maßnahmen ergreifen zu können. Die ESA organisiert vom 7. bis 9. Juni eine Konferenz in Madrid, Spanien, auf der mehr als 150 Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammentreffen werden, um die neuesten Forschungsergebnisse zu den Themen Weltraummüll, Überwachungstechnik, orbitale Gefahrenerkennung und Satellitensicherheit zu diskutieren und weiterzugeben. Ein Highlight der Veranstaltung ist das Programm zur Weltraumlageerfassung der ESA (Space Situational Awareness, SSA), das sich in seiner Vorläuferphase befindet und ab 2012 bis 2019 in Dienst gehen soll. Innerhalb der SSA ist ein System mit drei Hauptarbeitsgebieten geplant, das Wissenschaftler auf sämtlichen potenziellen Schrott aufmerksam machen und ihnen wichtige Informationen anbieten soll, die entscheidende Bedeutung für unseren Planeten haben. Dazu gehören Daten über das aktuelle Weltraumwetter und natürliche Objekte wie zum Beispiel Asteroiden, die auf unserer Erde einschlagen könnten. Innerhalb von nur zwei Jahren haben die Mitglieder der SSA eine Definition der Gesamtleistung der technischen Struktur des Systems auf die Beine gestellt. Sie haben außerdem eine Bewertung der europäischen Anlagen wie zum Beispiel wissenschaftlicher Forschungsradare und Teleskope vorgenommen, die das SSA-System unterstützen sollen. In einer Erklärung betont die ESA, dass die Entwicklungsstrategie auf der weitreichenden Nutzung europäischer und nationaler Ressourcen basiert. Das Team wird überdies an der Bereitstellung aller fehlenden Komponenten für das zukünftige SSA-System arbeiten. Der Schwerpunkt der Entwicklungsaktivitäten zum Thema SSA-Überwachung liegt im Jahr 2011. Die Wissenschaftler konnten bereits eine Software der neuen Generation implementieren, die warnt, wenn sich Satelliten in Gefahr befinden, mit Weltraumschrott zu kollidieren. "Im Moment wird die Software mit Hilfe von bekannten Weltraummüll-Umlaufbahnen umfangreichen Tests unterzogen; aber das ist ein erster Schritt hin zu der Software, die wir einsetzen werden, wenn Europa über eigene Überwachungsmöglichkeiten verfügt", erläutert Emmet Fletcher von der ESA, Leiter des Segments Space Surveillance and Tracking im Büro des SSA-Programms. Konferenzen wie die European Space Surveillance Conference (ESS2011) seien für die Weltraumforschung von großer Wichtigkeit, so die ESA, insbesondere da sich die Teilnehmer auf diese Weise mit den neuesten Praktiken vertraut machen und Informationen über modernste Radare und Teleskope austauschen können. Darüber hinaus bietet sich die Chance, mögliche Lösungen für viele herausfordernde Probleme zu überdenken, die Einfluss auf den Satellitenbetrieb im Weltraum haben. Schon ein nur zentimeterkleines Stück Schrott kann nach Expertenmeinung an einem in Betrieb befindlichen Satelliten ernsthafte Schäden anrichten und sogar zerstörende Wirkung haben, wenn es Auswirkungen auf die Umlaufgeschwindigkeiten gibt. "Wir beenden demnächst eine europaweite Umfrage und Prüfung der vorhandenen Verfolgungsanlagen wie Radare und Teleskope in Frankreich, Deutschland, Italien, Norwegen, Spanien, der Schweiz und im Vereinigten Königreich", so Dr. Emmet. "Zu wissen, wie genau diese Einrichtungen sind, hat grundlegende Bedeutung für die Entwicklung des neuen SSA-Systems der ESA, das deren Daten in Kombination mit Trümmererkundungen verwenden wird, die neue, hochgenaue Radaranlagen und Teleskope in Zukunft bereitstellen werden. Wir wissen genau, dass in Europa und weltweit eine riesige Menge an Wissen vorhanden ist. Ein gemeinsames Forum, in dem sich Experten aus der gesamten Welt treffen und neue Informationen präsentieren können, ist unverzichtbar und wird uns helfen, unser kollektives Know-how auszunutzen."Weitere Informationen unter: Europäische Weltraumorganisation (ESA): http://www.esa.int/esaCP/index.html(öffnet in neuem Fenster) ESA Space Situational Awareness (SSA): http://www.esa.int/esaMI/SSA/index.html(öffnet in neuem Fenster)
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