Kleine Bypassgefäße senken Mortalitätsrisiko um 36%
Neue internationale Untersuchungen zeigen, dass kleine Bypassgefäße eine ganz wichtige Rolle bei der Reduzierung der Sterblichkeit von Patienten mit koronarer Herzkrankheit spielen. Die in der Fachzeitschrift European Heart Journal präsentierten Ergebnisse zeigen, inwiefern diese Gefäße, die das "Back-up-System" für die wichtigsten Arterien des Herzens darstellen, ein wichtiges therapeutisches Ziel sind. Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten haben untersucht, wie natürliche Bypassgefäße, auch koronare Kollateralen genannt, sich auf das Leben von Patienten mit verstopften Arterien auswirken. In der Studie beobachtete das Team eine 36% ige Reduktion des Mortalitätsrisikos. Koronare Kollateralen sind kleine, aber spezialisierte Blutgefäße, die die größeren Gefäße im Herz verbinden. Sie werden als ein Back-up-System betrachtet, weil sie im Wesentlichen verborgen sind bis sie in Aktion treten. Sobald sie aktiviert werden, vergrößern diese kleinen Bypassgefäße ihren Durchmesser, um eine signifikante Durchblutung sicherzustellen und Blockaden zu umgehen. Die Erforschung koronarer Kollateralen wurde in den letzten Jahren intensiviert. Experten glaubten bislang, dass die wichtigsten Koronararterien nicht miteinander verbunden sind. Um Arterien zu befreien wird meisten eine Arterien-Bypass-Operation durchgeführt oder ein Stent , ein künstliches Rohr, in den natürlichen Durchgang eingesetzt, um eine durch Krankheit verursachte Verengung zu verhindern oder zu beheben. An dieser Stelle setzten die Forscher dieser Studie an und befassten sich intensiv mit den koronaren Kollateralen und ihrer Bedeutung für die Gesundheit. Nachdem Daten aus 12 Studien und von 6.529 Patienten erhoben wurden, verglichen die Forscher die Überlebensraten von Patienten mit einer hohen Anzahl von natürlichen Bypassgefäßen mit jenen, die nur eine geringe Anzahl dieser Gefäße besaßen. Den Forschern zufolge lag die Überlebensrate bei Patienten mit einer größeren Anzahl gut entwickelter Gefäße höher als bei Patienten, die entweder wenige oder gar keine derartigen Gefäße besaßen. Allerdings ist zu bemerken, dass obwohl die Frage, weshalb manche Menschen bessere Bypass-Netze haben als andere, noch offen steht, Experten auch glauben, dass Genanlagen und Lebensstil eine entscheidende Rolle spielen. "Wenn wir uns Patienten mit einem Herzinfarkt (verstopfte Koronararterien) anschauen, variieren die Schäden am Herzen sehr stark von Person zu Person", erklärt der Hauptautor der Studie Dr. Pascal Meier vom Institut für Herz-Kreislaufwissenschaften des University College London. "Ein Grund dafür ist, dass die Back-up-Systeme bei einigen Patienten besser entwickelt sind - aber unsere Studie zeigt zum ersten Mal auch den Unterschied im Hinblick auf Sterblichkeit. Wir fanden heraus, dass, ob nun die blockierten Adern eines Patienten mithilfe eines Stents geöffnet oder diese nur medikamentös behandelt wurden, die besseren Überlebenschancen bei denjenigen lagen, deren natürliche Bypassgefäße besser entwickelt waren", fügt er hinzu. "Immer mehr Forschungen zeigen, dass diese Gefäße schützen und die Mortalität bei Patienten mit blockierten Koronararterien senken. Wir sollten Mittel zur Stärkung dieser natürlichen Bypassgefäße finden, um die Überlebenschancen von Patienten mit Herzerkrankungen zu verbessern." Senior-Autor Professor Christian Seiler von der Universitätsklinik Bern kommentiert die Ergebnisse folgendermaßen: "Wir wissen, dass regelmäßige körperliche Aktivität das natürliche Bypass-Netz verbessern kann. In jüngster Zeit haben einige kleine Studien mögliche Wege zur Förderung und Stärkung der natürlichen Bypassgefäße untersucht, etwa die als externe Gegenpulsation (imitiert körperliche Aktivität) bekannte Behandlung und Injektionen mit dem Wachstumsfaktor G-CSF. Unsere Studie gibt zunehmenden Beweisen mehr Gewicht, dass wir uns stärker darauf konzentrieren sollten, wie sich die natürlichen Bypassgefäße besser entwickeln lassen."Weitere Informationen finden Sie unter: University College London: http://www.ucl.ac.uk/(öffnet in neuem Fenster) European Heart Journal: http://eurheartj.oxfordjournals.org/(öffnet in neuem Fenster)
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Schweiz, Deutschland, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten