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Inhalt archiviert am 2023-03-16

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Neue Daten zeigen: Neandertaler waren bereits ausgestorben als der moderne Mensch erschien

Das Aussterben der meisten Neandertaler in Europa geschah vor rund 50 000 Jahren, und damit Jahre bevor unsere Vorfahren des Homo sapiens auf dem Kontinent auftauchten, so eine neue internationale Forschung. Die im Fachblatt Molecular Biology and Evolution vorgestellten Erkenn...

Das Aussterben der meisten Neandertaler in Europa geschah vor rund 50 000 Jahren, und damit Jahre bevor unsere Vorfahren des Homo sapiens auf dem Kontinent auftauchten, so eine neue internationale Forschung. Die im Fachblatt Molecular Biology and Evolution vorgestellten Erkenntnisse widerlegen, was die meisten Forscher lange geglaubt haben: eine stabile Neandertalerpopulation lebte in Europa Hunderttausende von Jahren bevor der moderne Menschen auftrat. Die Daten zeigen, dass nachdem die meisten Neandertaler ausgestorben waren, eine kleine Gruppe von Neandertalern Mittel- und Westeuropa wieder besiedelten. Dort überlebten sie weitere 10.000 Jahre bevor unsere Vorfahren erschienen. Angeführt von Forschern aus Spanien und Schweden verwendete das Team Informationen, die zuvor aus Desoxyribonukleinsäure (DNA) von Neandertaler-Fossilien aus dem nördlichen Teil von Spanien gewonnen wurden. Dem Team zufolge war die genetische Variation zwischen den europäischen Neandertalern in den letzten 10 000 Jahre vor ihrem Verschwinden sehr begrenzt. "Die Tatsache, dass Neandertaler in Europa fast ausgestorben waren, sich aber dann erholt haben, und dass all dies geschah lange bevor sie in Kontakt mit dem modernen Menschen kamen, kam für uns völlig überraschend", sagt Professor Love Dalén vom schwedischen Museum für Naturgeschichte in Stockholm. "Dies zeigt, dass die Neandertaler vielleicht empfindlicher auf die dramatischen Klimaveränderungen der letzten Eiszeit reagierten als bisher angenommen wurde." Die Forscher heben hervor, inwiefern ältere europäische Neandertaler-Fossilien und Versteinerungen aus Asien eine größere genetische Variation besaßen, die auf Augenhöhe mit der Variation war, die von einer Spezies erwartet wird, die ein Gebiet seit vielen Jahren bevölkert. Professor Anders Götherström von der schwedischen Universität Uppsala: "Die genetische Variation beim geologisch älteren Neandertaler als auch beim asiatischen Neandertaler war wohl ebenso groß wie beim modernen Menschen als Spezies, während die Unterschiede zwischen den späteren europäischen Neandertalern nicht einmal so groß waren wie die des modernen Menschen in Island." Das Team sagt, dass die Daten ausschließlich auf stark degradierter DNA beruhen. Deshalb wurden erweiterte Labor- und Berechnungsmethoden für die Durchführung der Analysen benötigt. Zu dem Team gehören auch Forscher aus Dänemark und den Vereinigten Staaten. Sie sagten, nur wenn alle die Erkenntnisse bewerteten, könne man sicher sein, dass die verfügbaren genetischen Daten tatsächlich einen wichtigen und bisher unbekannten Teil der Neandertaler-Geschichte freilegen würden. "Diese Art der interdisziplinären Studie ist äußerst wertvoll für die Erforschung unserer Evolutionsgeschichte", erklärt Juan Luis Arsuaga, Paläontologieprofessor an der Universidad Complutense de Madrid in Spanien. "DNA vom prähistorischen Menschen hat zu einer Reihe von unerwarteten Ergebnissen in den letzten Jahren geführt, und es wird wirklich spannend sein zu sehen, welche Entdeckungen in den kommenden Jahren noch bevorstehen."Weitere Informationen erhalten Sie hier: Molecular Biology and Evolution: http://mbe.oxfordjournals.org/ Swedish Museum of Natural History: http://www.nrm.se/en/frontpage.16_en.html

Länder

Spanien, Schweden

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