Umwelthilfe für das Schwarze Meer
Mehr als 160 Millionen Menschen leben im Einzugsgebiet des Schwarzen Meeres, das deutlich unter den verstärkten menschlichen Aktivitäten gelitten hat, wobei die Entwicklungen entlang seiner Zuflüsse noch den geringsten Schaden verursacht haben. Angesichts dieser sich fortsetzenden Tendenzen und der auch weiterhin nicht nachhaltigen Entwicklung ist es Zeit, die Bewirtschaftung der wichtigen Naturressourcen in dem 2,2 Mio. Quadratkilometer großen Einzugsgebiet zu verbessern. Das von der EU finanzierte Projekt enviroGRIDS ("Building capacity for a Black Sea catchment observation and assessment system supporting sustainable development") hat seinen Teil dazu beigetragen. Das Projektteam war bestrebt, Überwachungskapazitäten in der Region aufzubauen, einen neuen analytischen Rahmen für die Modellierung zu entwickeln und eine Reihe möglicher Szenarien vorzuschlagen, die für den Klimawandel, die Demografie und die Landnutzung verwendet werden können. Mit dem EU-Beitritt Bulgariens und Rumäniens im Jahr 2007 liegt das Schwarze Meer - zumindest teilweise - in der EU, erklärt Projektkoordinator Anthony Lehmann von der Universität Genf in der Schweiz. Obwohl es wissenschaftliche Untersuchungen der Umwelt in der Region gegeben hat, sei im Vergleich zu anderen Meeren nur wenig darüber bekannt, wie das Schwarze Meer und sein Einzugsgebiet funktionieren, sagt er. Da Eutrophierung ein wichtiges Problem ist, wurden weitere Informationen dazu benötigt, aus welchen Quellen diese überschüssigen Nährstoffe - wie z. B. Nitrate und Phosphate - stammen, die das Ökosystem beeinträchtigen können. Daher lag der Schwerpunkt des enviroGRIDS-Projekts auf der Ermittlung existierender Daten, die dann über eine verteilte Geodateninfrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Diese Daten reichen von Informationen über Niederschlagsmengen und Temperatur bis hin zu Wasserqualität und -quantität sowie Boden- und Landnutzung. Einige dieser Daten waren zuvor nicht öffentlich verfügbar, sind aber jetzt über einfache Internetdienste und -tools zugänglich, sodass die Benutzer wichtige Informationen über den früheren, gegenwärtigen und zukünftigen Zustand der Region abrufen, verteilen, analysieren und anzeigen können. Neben der Erfassung existierender Informationen produzierte das enviroGRIDS-Projekt auch neue Daten mit Hilfe des ersten hydrologischen Modells der gesamten Region. Anhand dieser konnte das Team dann bestimmte Szenarien durchspielen, bei denen es um den Klimawandel, demografische Veränderungen und die Landnutzung ging - eine derart umfassende Analyse der gesamten Region war noch nie zuvor möglich. Zusammengenommen werden all diese Daten Regierungen und Gemeinschaften mit Informationen versorgen, die sie benötigen, um Umwelttendenzen zu verfolgen und darauf zu reagieren. Ferner wird das enviroGRIDS-Team auch nach Abschluss des Projekts die Pflege der Plattform fortsetzen. Die Daten sind über die neue Grid-enabled Spatial Data Infrastructure (GSDI) zugänglich, die vom enviroGRIDS-Team entwickelt wurde und jetzt Teil des viel größeren Globalen Überwachungssystem für Erdbeobachtungssysteme (Global Earth Observation System of Systems, GEOSS) ist. GEOSS will Erdbeobachtungssysteme auf der ganzen Welt miteinander verknüpfen, indem es gemeinsame technische Standards, Interoperabilität und kostenlosen sowie offenen Zugang zu Erdbeobachtungsdaten und -informationen fördert. Die Erdbeobachtungsdaten stammen von Satelliten, Bodenstationen sowie luft- und meeresgestützten Instrumenten. Das Endziel der Gruppe für Erdbeobachtungen (GEO), die GEOSS koordiniert, ist es, die Lebensqualität der Menschen auf der ganzen Welt zu verbessern, indem sie die globale Nachhaltigkeit vorantreibt und zur Erhaltung unseres Planeten beiträgt. Eine der wichtigsten Errungenschaften von enviroGRIDS war die Beteiligung von Georgien an der GEO. Diskussionen zwischen der GEO und Armenien sowie Bulgarien laufen - wodurch sich geografische Lücken in der GEO schließen lassen. Mit Hilfe von Workshops und einem virtuellen Schulungszentrum konnte das Projekt außerdem Kapazitäten aufbauen. "Jetzt wissen mehr Menschen als vorher, wie die verfügbaren Instrumente genutzt werden können. Wir sollten bereits in einigen Jahren die Ergebnisse sehen", sagt Lehmann. Die Koordinierung eines interdisziplinären Teams aus 30 Partnern wäre für viele vielleicht eine gewaltige Herausforderung, aber Lehmann hatte damit keine Schwierigkeiten. Auch wenn die kulturellen Unterschiede zwischen einigen Partnerländern größer erschienen, als es viele Teammitglieder gewöhnt waren, stellten sie sich im Nachhinein doch nicht als Hindernis heraus. Er beschreibt die Zusammenarbeit als "sehr intensiv und fruchtbar". Lehmann ist zuversichtlich, dass die im Rahmen dieses Projekts begonnene Arbeit fortgesetzt wird. Nicht nur die Plattform der Überwachungsinstrumente wird bestehen bleiben, sondern auch zwei neue Projekte (IASON und EOPower) bauen auf der Arbeit von enviroGRIDS auf. Die Bemühungen zur Stärkung des geschaffenen Netzwerks haben begonnen. Außerdem ist er überzeugt, dass die jüngere Generation in der Schwarzmeerregion die Hilfsmittel und Systeme, die im Rahmen von enviroGRIDS entwickelt wurden, mit Interesse nutzen werden. Das enviroGRIDS-Projekt erhielt EU-Fördermittel in Höhe von 6,2 Mio. EUR und lief von 2009 bis März 2013. Es wurde von der Universität Genf und UNEP/GRID in der Schweiz koordiniert und umfasste 30 Teams aus 15 Ländern.Weitere Informationen sind abrufbar unter: enviroGRIDS http://www.envirogrids.net/(öffnet in neuem Fenster) Datenblatt des Projekts enviroGRIDS
Länder
Armenien, Bulgarien, Schweiz, Georgien, Rumänien