CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Anglo-American Relations and the 'Intermestic', 1977-81: A Case Study of the Influence of National Parliaments on Foreign Policy

Article Category

Article available in the following languages:

Neuer Blick auf den Zweiten Kalten Krieg

Ein irischer Historiker erhielt Zugriff auf kürzlich freigegebene Geheimdokumente in den Vereinigten Staaten und Großbritannien, die er in eine neue Perspektive auf den „Zweiten Kalten Krieg“ überführte. Mit seinen Forschungsarbeiten im EU-Projekt INTERMESTIC wird erstmals tiefgründig betrachtet, welche Rolle britische und amerikanische Vertreter in der jeweiligen Außenpolitik ihrer Länder und der „besonderen Beziehung“ zueinander spielten.

Gesellschaft icon Gesellschaft

Eine neue Studie des irischen Historikers Dr. Aaron Donaghy zeigt, dass die „Eiserne Lady“ Margaret Thatcher viel flexibler war als oft dargestellt und zuweilen auf Seiten anderer europäischer Staaten Stellung gegen den US-Präsidenten Ronald Reagan bezog, und das trotz dieser „besonderen Beziehung“ zwischen ihren beiden Ländern. Diese und viele weitere Erkenntnisse konnte Dr. Donaghy im EU-Projekt INTERMESTIC aus der Untersuchung freigegebener Geheimdokumente und Zehntausender anderer Unterlagen aus dem „Zweiten Kalten Krieg“ (1979 bis 1985) ziehen. Dazu gehörten Akten aus der Präsidentenbibliothek Ronald Reagans und den britischen Staatsarchiven. Diese Forschungsarbeiten wurden im Rahmen des Marie-Curie-Programms gefördert und bilden die Grundlage für das Buch: „The Second Cold War: Carter, Reagan and the Politics of Foreign Policy“, das beim Verlag Cambridge University Press in Vorbereitung ist. Außerdem hat Dr. Donaghy den Artikel „Brexit, the Falklands and Intermestic Politics“ in der British Politics Review veröffentlicht und bald folgt ein weiterer mit dem Titel: „Congress, Parliament and the Nuclear Weapons Debates, 1981-84“. „Die britische Premierministerin war im Herzen pragmatisch und wesentlich nachgiebiger als ihr Titel der ‚Eisernen Lady‘ vermuten ließ“, so Dr. Donaghy. Er behauptet, dass die Historiker den innenpolitischen Druck auf die Gestaltung der Außenpolitik durch Interessengruppen, Wahlzyklen und den Einfluss der Parlamentarier meist unterschätzt hätten: „Nur wenn man das Gesamtbild betrachtet – international und innenpolitisch – versteht man wirklich, wie die Schlüsselpersonen agiert haben: was ihre Risikoanalyse beeinflusst hat, warum bestimmte politische Maßnahmen für sie prioritär waren und sie andere verwarfen oder auch warum sie sich zu einem bestimmten Zeitpunkt entschieden, ihre Strategie zu ändern.“ Interessen statt Ideale Nationale Interessen waren in diesem Zeitraum ein Prüfstein für die Beziehungen zwischen den USA und Großbritannien sowie den USA und Europa. Die Alliierten waren sich nicht einig, wie man nach der Geiselnahme von Teheran Ende 1979 mit dem Iran umgehen sollte oder in welchem Umfang nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan im selben Jahr Sanktionen gegen Moskau angebracht wären. Auch die sowjetische Unterdrückung der polnischen Solidarność von 1981-82 sorgte für Konflikte. Unter Druck aus den Staaten des Farm Belts unterzeichnete Reagan Anfang der 1980er weiterhin Getreideverträge mit der Sowjetunion. Als er dann die europäischen Regierungen beschuldigte, nicht hart genug mit Moskau ins Gericht zu gehen, „warfen Thatcher, Helmut Schmidt und François Mitterand Reagan sein widersprüchliches Verhalten vor“, so Dr. Donaghy. Diese Verkettungen zwischen internationaler und Innenpolitik (engl „domestic“), die Dr. Donaghy als „intermestic“ bezeichnet, erklären das letzte große Ringen im Kalten Krieg. Der Höhepunkt war 1983 erreicht, dem Geburtsjahr des Forschers, als ein Atomkonflikt zwischen Ost und West nach der weitläufigen Meinung wahrscheinlicher war als seit der Kubakrise 1962. „Meine Arbeit erklärt, warum es dennoch nicht so weit kam und warum die Spannungen sich langsam lösten – noch bevor Michail Gorbatschow im März 1985 die Führung der Sowjetunion übernahm.“ Seine Forschungen führte Dr. Donaghy als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Nottingham, der Cornell University und in Harvard durch. Er reiste quer durch die Vereinigten Staaten, besuchte Archive und befragte ehemalige Kongressabgeordnete. „Ohne die Finanzierung der EU wäre das nicht möglich gewesen“, sagt er. „Die meisten staatlichen und politischen Archive sind noch immer nicht digitalisiert oder nur zu einem Teil. Ich musste alles persönlich zusammentragen, was viel Zeit und Geld kostet.“

Schlüsselbegriffe

INTERMESTIC, Thatcher, Reagan, Carter, besondere Beziehung, Zweiter Kalter Krieg

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich