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Buildings as Material Banks: Integrating Materials Passports with Reversible Building Design to Optimise Circular Industrial Value Chains

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Neue integrierte Instrumente helfen dem Bausektor beim Umstieg auf die Kreislaufwirtschaft

Gebäude, die mit reversiblen Gestaltungstechniken gebaut oder saniert werden, schaffen einen Mehrwert in einem Sektor, in dem die Nachhaltigkeit im Fokus steht. Mehr Wert bedeutet weniger Abfall – das EU-finanzierte Projekt BAMB arbeitete an Möglichkeiten, einen systemischen Umstieg in Richtung nachhaltiger Gebäude voranzutreiben.

Industrielle Technologien icon Industrielle Technologien

Die bebaute Umwelt Europas ist für einen erheblichen Anteil des Energieverbrauchs, der gesamten Treibhausgasemissionen, der Ressourcenentnahme und der Abfallproduktion verantwortlich. Einer der Hauptgründe dafür ist die mangelhafte Gebäudegestaltung in Verbindung mit dem traditionellen linearen Wirtschaftsmodell der Herstellung, Verwendung und Entsorgung. Wenn für das Lebensende von Gebäuden nur eine Option in Betracht gezogen wird, werden diese letztendlich abgerissen oder erfordern komplexe und kostspielige Sanierungsarbeiten, wobei jeweils erhebliche Mengen an Abfall anfallen. Das EU-finanzierte Projekt BAMB förderte einen Paradigmenwechsel, der die Konzeption und Bewertung von Materialien, Komponenten und Gebäuden unter Berücksichtigung der Anforderungen für ein effektives Kreislaufprinzip umfasst.

Protokoll zur Gestaltung flexibler und veränderbarer Gebäude

Die Projektpartner entwickelten ein Protokoll zur Gestaltung reversibler Gebäude, das verschiedenen Interessengruppen in der Wertschöpfungskette des Bausektors die Einführung reversibler Strategien für Bau- und Sanierungsaktivitäten ermöglicht. Im Mittelpunkt dieses Gestaltungsansatzes steht die Veränderbarkeit – die Fähigkeit, Gebäudeflächen so umzuwandeln, dass diese neuen Anforderungen entsprechen; und das Weiterverwendungspotenzial – die Fähigkeit zur Weiterverwendung von Elementen und Komponenten, ohne dass die Gebäude Schaden nehmen. Die Projektpartner entwickeln daher nun eine neue Software, die diese Veränderbarkeit und das Weiterverwendungspotenzial von Gebäuden und ihren Elementen bewertet.

Materialpässe

Die von BAMB erarbeiteten Materialpässe fungieren als zentrale Anlaufstelle für Informationen über Werkstoffe und unterstützen somit die Entscheidungsfindung auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft. Das Rahmenwerk für Materialpässe hat die Entwicklung verschiedener Produktdateninitiativen inspiriert und unterstützt, darunter die Initiative für Datenblätter über die Kreislaufwirtschaft des luxemburgischen Wirtschaftsministeriums.

Instrument für die Bewertung von Gebäuden nach dem Kreislaufprinzip

Die Projektpartner entwickelten zudem einen Prototyp eines Instruments für die Bewertung von Gebäuden nach dem Kreislaufprinzip. Diese Entscheidungshilfe baut auf einer Methodik für die Bewertung der Ressourcenproduktivität neuer und bestehender Gebäude auf, die auf Entscheidungen zur Materialauswahl und Gestaltung basiert. Die neu entwickelte Softwareplattform hilft den Nutzenden dabei, die Auswirkungen alternativer Lösungen zu bewerten sowie Leistungskennzahlen wie das Weiterverwendungspotenzial und die Veränderbarkeit über die verschiedenen Phasen des Gebäudelebenszyklus zu optimieren.

Erfahrungen und Feedback aus Pilotprojekten

Junge Auszubildende in Brüssel gestalten vollständig in Eigenarbeit ein nachhaltiges, skalierbares und reversibles Bauwerk, das der „Konzeption reversibler Gebäude“ entspricht. Es wurde nun bereits drei Jahre in Folge auf- und wieder abgebaut. Jede dieser drei Transformationen ging mit einer Funktionsänderung einher: vom Bürogebäude (2018), über ein Geschäft (2019) bis hin zu einem Akustiklabor (2020). Am Campus der Vrije Universiteit Brussel (VUB) wurde ein ehemaliges Studierendenhaus jetzt in ein Labor für Umrüstungen nach dem Kreislaufprinzip, das sogenannte „Circular Retrofit Lab“, verwandelt. Acht Studierendenzimmer wurden unter Verwendung abnehmbarer, anpassungsfähiger und weiterverwendbarer Gebäudelösungen renoviert, um so wenig Bauschutt wie möglich zu erzeugen. In Heerlen, Niederlande, entwickelte das Projektkonsortium das Labor für umweltschonende, veränderbare Gebäude („Green Transformable Building Lab“) um einen multifunktionalen und reversiblen Stahlrahmen mit austauschbaren, unabhängigen und reversiblen Boden-, Fassaden- und Dachelementen. Das Pilotprojekt zur Errichtung eines neuen Bürogebäudes („New Office Building“) in Essen findet ganz in der Nähe der Zeche Zollverein statt, einer ehemaligen Kohlemine in einem Industriekomplex. Beim Bau dieses neuen Bürogebäudes wird ein durchgängiger und konsequenter Kreislaufansatz verfolgt und es soll Platz für über 200 hochwertige Büroräumlichkeiten sowie eine Dachterrasse bieten. In Bosnien und Herzegowina soll der „Green Design Centre“ ein Ort sein, der veranschaulicht, wie Gebäude in einer Kreislaufwirtschaft aussehen werden. Er wird Teil eines neuen Innovationsparks in Mostar sein, in den verschiedene Aspekte des nachhaltigen Lebens integriert werden sollen, darunter die urbane Landwirtschaft, Windräder, offene Arbeitsplätze für Kinder mit Behinderungen und ein offener Ausstellungsbereich. „Die Pilotprojekte und Prototypisierung demonstrierten, dass durch die BAMB-Instrumente und -Methodiken 75 bis 90 % aller im Rahmen mehrerer Gebäudeveränderungen erzeugten Abfälle und verbrauchten Ausgangsstoffe vermieden werden können“, so Projektkoordinatorin Caroline Henrotay abschließend.

Schlüsselbegriffe

BAMB, Abfall, Bau, Wertschöpfungskette, Materialpässe, reversibles Design, Kreislaufwirtschaft

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