CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS

Reversal of anti-cancer drug resistance

Article Category

Article available in the following languages:

Neue Krebsmedikamente ohne Resistenzrisiko

Die Bildung von Arzneimittelresistenzen gegen Krebsmedikamente ist eine der größten Hürden für eine wirksame Behandlung. Daher forscht SCANRESIST an neuartigen Arzneimitteln, die dieses Problem vermeiden.

Gesundheit icon Gesundheit

2018 starben weltweit etwa 9,6 Mio. Menschen an Krebs, und allein die EU verzeichnet täglich 7 550 Neudiagnosen und 3 500 Todesfälle. Eines der größten Probleme im Kampf gegen Krebs ist, dass Krebszellen Resistenzen gegen medikamentöse Wirkstoffe ausbilden können. Könnte diese Bildung von Resistenzen vermieden werden, ließen sich die Heilungschancen europa- und weltweit enorm verbessern. Das Horizont 2020-Projekt SCANRESIST entwickelte neue Wirkstoffe, die Arzneimittelresistenzen verhindern und den Therapieerfolg verbessern, indem die der Behandlung entgegenwirkenden resistenzfördernden Prozesse in Tumorzellen gestört werden. Damit soll das Problem der Resistenzen gegen Krebsmedikamente gelöst und die Krankheitslast durch Krebs weltweit verringert werden. SCANRESIST wurde vom dänischen Biotechnologieunternehmen Scandion Oncology koordiniert, das vorrangig Medikamente entwickelt, die die Resistenzbildung gegen Krebs bekämpfende Wirkstoffe stören oder verhindern. „Unsere Mission sind neuartige und innovative Medikamente, die Resistenzen gegen Krebsmedikamente entgegenwirken und so die Überlebensraten bei Krebspatienten verlängern“, sagt Nils Brünner, Geschäftsführer und Mitbegründer von Scandion Oncology und Projektkoordinator von SCANRESIST. Das im Rahmen von SCANRESIST entwickelte Vorreiterprodukt von Scandion Oncology SCO-101 wirkt auf molekularer Ebene spezifisch auf die Resistenzmechanismen von Tumorzellen. Das Medikament wurde bereits in vier einzelnen klinischen Phase-I-Studien an gesunden Freiwilligen getestet, um die Sicherheit der Einnahme als Tablette und eine niedrige Toxizitätsstufe für die Patienten zu demonstrieren. Damit ist SCO-101 bereit für die nächste Testphase. In der nächste Forschungsphase testet SCANRESIST das Medikament an Krebspatienten, die bereits Resistenzen gegen Krebsmedikamente entwickelt haben. Diese Phase-II-Studien sind ein entscheidender Vorbereitungsschritt für die Markteinführung des Arzneimittels. SCANRESIST will bestätigen, dass SCO-101 ein geeigneter, sicherer und effizienter Wirkstoff für Patientinnen und Patienten ist, die gegen Krebsmedikamente resistent sind.

SCO-101

Das neuartige Arzneimittel greift Proteine an, die bekanntermaßen für die Resistenzbildung gegen Krebsmedikamente verantwortlich sind, d. h. es hemmt die Kinase SRPK1 und baut den ABCG2-Transporter (Effluxpumpe) ab. Effluxpumpen sind in Zellen für den Abtransport verschiedenster Wirkstoffe zuständig. Die Kinase SRPK1 hat mehrere biologische Funktionen: u. a. Zellinvasion, Metastasierung, Induktion der Tumorangiogenese (Bildung neuer Blutgefäße), Immortalisierung sowie Verlängerung des zellulären Überlebens. Sowohl die Kinase SRPK1 als auch das Wirkstoffeffluxprotein ABCG2 sind bei Darm-, Brust- und Bauchspeicheldrüsenkrebs hochaktiv und verschlechtern die Prognose. „Besonders überraschend war für uns, dass SCO-101 nicht nur die ABCG2-Effluxpumpe abbaut, sondern auch spezifisch die an der Regulierung des alternativen Genspleißens beteiligte Kinase SRPK1 hemmt“, sagt Brünner. Das Medikament wirkt der Resistenzbildung gegen mehrere zytotoxische (zelltoxische) Krebsmedikamente und Anti-Östrogene entgegen. Angesichts der großen Zahl an Krebspatientinnen und -patienten, bei denen die bisherige Behandlung nicht mehr anschlägt, könnte das Marktpotenzial für den Wirkstoff riesig sein.

Vorbereitung der Markteinführung

Da das Projekt SCANRESIST noch nicht abgeschlossen ist, plant Scandion Oncology bis zu drei klinische Phase-II-Studien. Die Phase-III-Studien sollen dann zusammen mit einem großen Pharmaunternehmen durchgeführt werden. „Unser Ziel ist der Nachweis der klinischen Wirksamkeit für unsere Arzneimittel und die Zusammenarbeit mit einem größeren Pharmaunternehmen, um unsere Medikamente den Krebspatientinnen und -patienten zur Verfügung stellen zu können“, schließt Brünner.

Schlüsselbegriffe

SCANRESIST, Arzneimittel, Medikament, Krebs, Resistenz, Effluxpumpe, Kinase, Protein, Tumorangiogenese, Metastasierung, neuartig, entwickeln

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich