Wissenschaft im Trend: Gemäß einer Studie ist die Kombination von Szenarien zur physischen Distanzierung das beste Mittel im Kampf gegen COVID-19
Im Kampf gegen COVID-19 besitzt der Bedarf nach einer gewissen räumlichen Distanzierung inzwischen weltweite Gültigkeit. In der Fachzeitschrift Lancet Infectious Diseases(öffnet in neuem Fenster) veröffentlichte Ergebnisse lassen darauf schließen, dass eine Kombination aus dreierlei Maßnahmen zur physischen Distanzierung am wirksamsten sein könnte. Dieses dreigleisige Konzept sieht eine Quarantäne für infizierte Personen und ihre Familien, Schulschließungen und eine Distanzierung am Arbeitsplatz vor. In der Studie wurde die Wirksamkeit dieser drei Methoden als Reaktion auf Frühphasen eines COVID-19-Ausbruchs sowohl in Kombination als auch als Einzelmaßnahme untersucht.
Kombinierte physische Distanzierung funktioniert am besten
Die Studie beruht auf einem Computermodell einer simulierten singapurischen Bevölkerung und ist die erste Untersuchung, in der die Anwendung dieser drei Optionen für eine frühzeitige Intervention geprüft wird. Die Forschungsgruppe fand im Vergleich mit anderen Interventionsstudien heraus, dass diese drei Maßnahmen am wirksamsten sind, damit die Anzahl der COVID-19-Fälle zurückgeht. Am zweitbesten war die Kombination aus Quarantäne und Maßnahmen am Arbeitsplatz, gefolgt von Quarantäne plus Schulschließungen. Die Quarantäne allein war die am wenigsten wirksame Strategie. Das Forschungsteam erarbeitete ein Simulationsmodell der Influenza-Epidemie, in dem Demografie, individuelle Mobilität sowie die Anzahl der sozialen Kontakte in Arbeitsstätten, Schulen und Familien Berücksichtigung fanden. Mit dem Modell wurde die Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 von Mensch zu Mensch bewertet, sofern Bemühungen zur Eindämmung scheitern sollten. Die wissenschaftliche Gruppe bezifferte die Gesamtzahl der Infektionen mit SARS-CoV-2 innerhalb von 80 Tagen nach der Erfassung von 100 Übertragungsfällen in der Gemeinschaft. Die Forschenden ermittelten, dass eine Kombination der Maßnahmen zur physischen Distanzierung die Anzahl der Neuinfektionen um 78 bis 99 % verringern kann.
Mögliche Szenarien
Der Hauptautor, Alex R. Cook, Prodekan für Biostatistik und Modellierung am Institut für öffentliche Gesundheit Saw Swee Hock der Nationalen Universität Singapur sagt(öffnet in neuem Fenster): „Sollten lokale Maßnahmen zur Eindämmung – wie die Verhinderung der Verbreitung der Krankheit durch die Ermittlung von Kontaktpersonen sowie durch ein aktuelleres Verbot von kurzen Besuchen – ohne Erfolg bleiben, bieten die Ergebnisse dieser Studie politischen Entscheidungsträgern in Singapur und anderen Ländern Anhaltspunkte für die Einführung umfassenderer Maßnahmen zur Bekämpfung der Ausbreitung, die lokale Übertragungsraten abschwächen oder verringern könnten, wenn sie wirksam und rechtzeitig umgesetzt werden.“ Prof. Cook fügt an: „Wenn die vorbeugende Wirkung dieser Maßnahmen aufgrund von Bevölkerungsanteilen ohne Symptome merklich zurückgeht, sollte der Quarantäne und der Behandlung infizierter Personen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dies könnte jedoch unmöglich werden, wenn die Anzahl der infizierten Personen die Kapazitäten der Krankenhäuser und Kliniken übersteigt.“ „Bei einer hohen Anzahl von infizierten Personen ohne Symptome werden die Unterrichtung der Öffentlichkeit und die Fallbearbeitung immer wichtiger. Es wird notwendig, Impfstoffe zu entwickeln und vorhandene Medikamente einzusetzen.“ Die Autoren wiesen auf die Beschränkungen der Studie hin. Diese sind u. a. Bevölkerungsdaten von älteren Volkszählungen, Effekte durch Migrantenströme, der Einfluss von Übertragungen von außerhalb Singapurs sowie Kontaktmuster zwischen Menschen.
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