Erkennung des Gesichtsausdrucks zur Ergebnisprognose von Antidepressiva
Depression ist eine Hauptursache für Beeinträchtigungen: über 350 Millionen Menschen weltweit sind derzeit von einer geminderten Erwerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Funktion betroffen. Bei nahezu 50 % der Betroffenen schlägt das erste verschriebene Antidepressivum nicht an, wodurch Lebensereignisse länger von Negativität betroffen sind.
Ein Web-basiertes Programm zur Erkennung von Emotionen
Das EU-finanzierte Projekt PReDicT hat innovative digitale Technologien für die bessere Diagnose von psychischen Gesundheitsproblemen implementiert. i-spero® ist ein Web-basiertes Programm, das eine Reihe von Funktionalitäten beinhaltet, darunter eine diagnostische Untersuchung und Triage, die fortlaufende Überwachung von Symptomen und die Bereitstellung von Echtzeit-Gesundheitswarnungen für Patienten und Ärzte. Die i-spero®-Plattform umfasst den Test PReDicT, der die Leistung des maschinellen Lernens nutzt, um die negative Einstellung und Wahrnehmung von Patientinnen und Patienten zu quantifizieren. Sie funktioniert dergestalt, dass Patientinnen und Patienten darum gebeten werden, einen Gesichtsausdruck wie beispielsweise fröhlich, traurig oder verängstigt zu erkennen, den sie auf ihrem Smartphone, Tablet oder PC sehen. Da depressive Patientinnen und Patienten eine Mimik besser erfassen können, die mit negativen Emotionen assoziiert ist, lässt sich durch die Erkennung subtiler Gesichtsausdrücke vor und nach der kurzfristigen Behandlung vorhersagen, ob sich der Zustand der Patientinnen und Patienten verbessern wird oder ob ihre medizinische Heilbehandlung geändert werden muss. „Unser Ziel war es, für Patientinnen und Patienten schneller als mit den bestehenden Methoden die richtige Behandlung zu erreichen“, erklärt Projektkoordinatorin Rebecca Dias. Zur Bewertung der Wirksamkeit von PReDicT führten die Projektpartner eine groß angelegte internationale klinische Studie durch, an der über 900 Patientinnen und Patienten mit Depression aus fünf großen europäischen Ländern eingeschrieben waren. Bei der Untersuchung wurde systematisch gemessen, ob das Antidepressivum die Wahrnehmung der Gesichtsausdrücke durch die Patientinnen und Patienten veränderte. Betroffene, die keine Verbesserung zeigten, wurden innerhalb von sieben Tagen nach Behandlungsbeginn auf eine höhere Dosis des Antidepressivums oder auf ein anderes Arzneimittel eingestellt. Die Kontrollgruppe wurde auf herkömmliche Weise behandelt, der behandelnde Arzt wartete also 4 bis 6 Wochen nach der Behandlung, um die Wirksamkeit des Arzneimittels zu beurteilen. Darüber hinaus wurden im Zuge von PReDicT Befolgungsraten im Hinblick auf die Einhaltung des Behandlungs- und Studienplans aber auch im Hinblick auf die Verwendung digitaler Bewertungen und des Tests im Rahmen der routinemäßigen Behandlung gemessen. PReDicT verbesserte wichtige Patientenergebnisse, da gegenüber der Kontrollgruppe insbesondere das Angstniveau gemindert und die funktionelle Wiederherstellung um sechs Monate verkürzt wurde. „Unser Ansatz der Informationsgewinnung für eine proaktive anstelle einer reaktiven klinischen Entscheidungsfindung erhielt von Patienten und Ärzten überwiegend positives Feedback“, betont Dias.
Bedeutung des Projekts und Aussichten für die Zukunft
PReDicT war eine internationale Kooperation, bei der digitale Technologie erfolgreich europaweit in die Primärversorgung integriert wurde. Gleichzeitig hat das Projekt Unterschiede in der Behandlung, den Verschreibungsmusters und den Ergebnismessungen bei Depression in verschiedenen europäischen Ländern beleuchtet. Derzeit gibt es kein vergleichbares Instrument, das an die Spezifität und Empfindlichkeit von PReDicT heranreicht. Die vorläufigen Ergebnisse deuten bereits auf die Einsparung gesellschaftlicher Kosten hin, und abgesehen von einer Verbesserung des Patientenwohls sollen sie die schnelle Integration von PReDicT in die routinemäßige klinische Praxis beschleunigen. Das Gerät wird von den Partnern bereits in Gesundheitszentren im Vereinigten Königreich getestet und außerdem steht die Einbindung von i-spero® als begleitendem Diagnoseansatz für Arzneimittelunternehmen in Aussicht, die neue Therapien für die Behandlung von Depressionen entwickeln.
Schlüsselbegriffe
PReDicT, Behandlung, Depression, Gesichtsausdruck, digitale Technologie, i-spero®