Maschinelles Sehen und Algorithmenpaket erhöhen Sicherheitsstandards und verhindern Ertrinken
Ein Drittel aller Fälle von Ertrinken ereignen sich in Schwimm- und Badebecken, während die Badeaufsicht im Dienst ist. Sind die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer richtig ausgebildet und absolut aufmerksam, so bieten sie einen wirksamen Schutz. Das ist jedoch nur selten der Fall. „Berücksichtigt man die Größe der zu beaufsichtigenden Bereiche, Umweltbedingungen wie Blendung durch die Sonne und schlechte Sichtwinkel, Ablenkungen wie Mobiltelefonanrufe und Kontakt mit Badegästen und anderem Personal, so ist völlig klar, dass eine kontinuierliche, effektive Badeaufsicht nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist“, sagt Omer Bar-Ilan, Koordinator des EU-finanzierten Projekts LYNXIGHT. Das Zeitfenster, in dem es möglich ist, lebensgefährliche Verletzungen beim Ertrinken zu verhindern, umfasst die ersten 60 Sekunden. Danach verliert die Schwimmerin bzw. der Schwimmer das Bewusstsein und der neurologische Schaden ist unaufhaltsam.
Fortgeschrittenes maschinelles Sehen und Deep-Learning-Technologie unterstützen Badeaufsicht
Die derzeit verfügbaren Systeme erkennen Ertrinken nur dann, wenn die Person für eine Mindestzeitdauer, meist etwa zehn Sekunden, bewegungslos auf dem Grund des Beckens liegt. Die nun vorliegende Lösung erkennt bereits Frühphasen des Ertrinkens, während die schwimmende Person noch bei Bewusstsein ist und sich an der Wasseroberfläche befindet. Die existierenden Systeme jedoch erkennen nur das Ertrinken. Herzstück des Systems ist ein von LYNXIGHT entwickeltes Paket von Algorithmen zur Videoanalyse in Echtzeit. Diese Algorithmen erkennen und klassifizieren weitaus fortgeschrittenere und komplexere Fälle, etwa ein unbeaufsichtigtes Kind allein in einem Badebecken und aggressiv miteinander spielende Personen. Sie alarmieren die Badeaufsicht, bevor sich überhaupt ein potenzieller Fall von Ertrinken entwickeln kann. Durch Nachverfolgung der Badeaufsicht führenden Personen rund um die Becken überwacht die Lösung deren Aktivitäten sowie Routinen und Verhalten, um sicherzustellen, dass sie wachsam bleiben. Im Gegensatz zu jedem anderen auf dem Markt befindlichen System verfolgt diese Neuheit alle Badegäste kontinuierlich, gleichzeitig und anonym. Sie sammelt Informationen über die Beckennutzung und die Verhaltensmuster der Schwimmenden. Auf diese Weise können die Betreiber besser verstehen, was in den Beckenanlagen vor sich geht. Der gesamte Betrieb wird sicherer und effizienter. Das System kann in Schwimmbädern beliebiger Größe eingesetzt werden, ohne dass die Infrastruktur verändert werden muss. Für dieses einfache technische Konzept sind eine oder zwei in Überkopfhöhe installierte Kameras erforderlich, bei denen es sich um die üblichen Kameras der bereits als Teil des Sicherheitssystems des Schwimmbads installierten Videoüberwachungsanlage handeln kann. Diese Kameras sind mit einer zentralen Verarbeitungseinheit vernetzt. Erkennt und identifiziert das System im Wasser in Not geratene Personen, alarmiert es die Badeaufsicht führende Person oder anderes Personal drahtlos per Smartwatch. „Da das System in Bezug auf Hardware und Installationsvoraussetzungen autonom und in sich geschlossen ist, kann es einfach eingerichtet und gewartet werden. Daher ist es für jeden Badbetreiber praktisch realisierbar und finanziell erschwinglich“, erklärt Bar-Ilan.
Der Wettbewerbsvorteil
Das LYNXIGHT-Team evaluierte Dutzende bereits existierende kommerzielle Lösungen, um Schwachstellen zu identifizieren und herauszufinden, warum sie das Problem nicht zufriedenstellend lösen können. „Anhand dieses die Kundschaft einbeziehenden Validierungsprozesses wurde außerdem eine Preisstrategie geformt, die uns dabei unterstützen wird, eine kostengünstige Lösung anzubieten, die für fast jedes kommerzielle oder öffentliche Bad realisierbar ist“, fügt Bar-Ilan hinzu. „Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass unser Analytikangebot rund um verschiedene Messgrößen der Becken und das Verhalten der Badegäste ein Alleinstellungsmerkmal ist, und wir werden neben der fundamentalen Fähigkeit des Produkts, Ertrinken zu verhindern, weiterhin an dieser Entwicklung arbeiten.“ „Durch Auslösen eines Alarms innerhalb der ersten kritischen 20 Sekunden eines Ereignisses, das zum Ertrinken führen kann, unterstützt LYNXIGHT die Badeaufsicht beim Treffen besserer Entscheidungen und bei der Erhöhung der Aufmerksamkeitsspanne, wenn im Wasser frühe Anzeichen von Notlagen auftauchen“, so Bar-Ilan abschließend. „Leider sind oft Kinder vom Ertrinken bedroht, aber die meisten Fälle lassen sich hier durch aufmerksame Überwachung sowie genaue und rechtzeitige Warnmeldungen völlig vermeiden.“
Schlüsselbegriffe
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