Retinaschäden mit speziell formulierten Augentropfen verhindern und behandeln
Bei Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter gilt diabetische Retinopathie als häufigste Komplikation von Diabetes und als Hauptursache für Erblindung. Rund 110 Millionen Menschen weltweit und 3 % bis 4,1 % der europäischen Bevölkerung leiden an dieser Krankheit. Obwohl in den frühen Stadien der diabetischen Retinopathie gewöhnlich keine Symptome auftreten, kann ihr Fortschreiten zu retinaler Neurodegeneration sowie einer Leckage und Blockade der Retinakapillaren führen. Typische Probleme sind verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Schwierigkeiten beim Lesen, Punkte im Sichtfeld, Glaskörpertrübungen und der Verlust der peripheren Sicht. Augenärztinnen und Augenärzte können die Krankheit sehr zeitig erkennen. Aktuelle Behandlungsmethoden, bei denen Medikamente in das Auge injiziert oder Laser angewendet werden, sind jedoch ziemlich aggressiv und haben erhebliche Nebenwirkungen. Sie werden eher in den fortgeschrittenen Stadien eingesetzt. Zwischen der Diagnose der Erkrankung bis zum Auftreten der ersten Symptome können Betroffene nur ihren Blutzuckerspiegel und Blutdruck kontrollieren.
Augentropfen gegen retinale Neurodegeneration
„Mit unserer RetinDR-Formel können wir den Betroffenen zum ersten Mal eine therapeutische Lösung anbieten. RetinDR ist eine topische Formel, die als Tropfen ins Auge verabreicht wird, ein Fortschreiten der Erkrankung effektiv verhindert und die Symptome einer retinalen Neurodegeneration, die durch Diabetes verursacht wird, bremst“, sagt Marta Guerrero vom EU-finanzierten Projekt RetinDR. Sie ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Retinset. Das Unternehmen, eine Ausgründung von www.medicalmix.com (Medical Mix) (Website auf Spanisch), entwickelt verschiedene Medikamente zur Behandlung von Pathologien des Auges, die auf neurovaskuläre Degenerationen, wie das Glaukom, zurückzuführen sind.
Eine bahnbrechende Formel für die Wirkstoffabgabe
Guerrero, außerordentliche Professorin für Pharmazie und pharmazeutische Technologie an der Universität Barcelona erklärt dazu weiter: „Unser Projekt war vor allem deshalb erfolgreich, weil wir den Wirkstoff so ausbauen konnten, dass er in das Auge eindringen und die Retina erreichen kann, die innerste Schicht an der Rückseite des Augapfels, die für das Sehen verantwortlich ist. Wir haben eine Formulierungsplattform entwickelt, dank der die Augentropfen physiologische Barrieren überwinden und die Retina erreichen können.“ Sie weist darauf hin, dass das Team mithilfe des Projekts seine strategischen Ziele erreichen konnte. Darunter fallen alle präklinischen Studien, die erforderlich sind, bevor die Formel an Menschen getestet werden kann, und die Aufnahme der klinischen Phase-1-Studie, um die Sicherheit des Wirkstoffs zu testen. „Heute liegen uns die klinischen Daten der ersten Patientinnen und Patienten vor, denen RetinDR verabreicht wurde. Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend. Wir haben eine zuverlässige, sichere, wirksame und stabile Formel erreicht, die eine hohe Qualität hat und unter optimalen Herstellungsprozessen produziert werden kann.“ Im Rahmen des Projekts konnte das Team anhand einer Marktstudie und eines Geschäftsplans den potenziellen Markt für die Augentropfen besser erfassen. Das schließt auch künftige Wettbewerber und Technologien ein. Das Projekt erhöhte auch die Sichtbarkeit des Unternehmens – dank einer Website und der Teilnahme an einer der größten Veranstaltungen für Partnerschaftsbildung Europas im Bereich Biowissenschaften, der BIO-Europe Fall im Jahr 2019. „Das Feedback, das wir erhalten haben, war enorm wichtig, da wir so aus erster Hand erfahren konnten, was Investoren und die Wissenschaft über RetinDR wissen müssen“, fasst Guerrero zusammen. „Durch die Wirkstoffabgabe an das Auge in Form von Augentropfen bringen wir eine einzigartige Lösung für Betroffene von diabetischer Retinopathie auf den Markt – eine Erkrankung, für die es in den frühen Stadien noch immer keine Behandlung gibt.“
Schlüsselbegriffe
RetinDR, diabetische Retinopathie, Wirkstoff, Augentropfen, neurovaskuläre Degeneration, augenmedizinisch, Retina, Sehvermögen