Ein ganzes Krankenhaus in einem Container
Bei Naturkatastrophen oder gar weltweiten Pandemien wie der COVID-19-Krise sind schnelle, zuverlässige und kostengünstige Lösungen für die Gesundheitsversorgung notwendig. Besonders in ländlichen Regionen und Entwicklungsländern bedarf es Lösungen, die medizinische Versorgung zu den Menschen bringen, die sonst keine ärztliche Behandlung erhalten könnten. Leider sind die meisten mobilen Gesundheitseinrichtungen heute in der Bereitstellung, Einrichtung und Verwaltung enorm teuer. Das EU-finanzierte Projekt HEALTH-IN-A-CONT möchte dem Bedarf an kostengünstigen mobilen Krankenhausleistungen gerecht werden. „Unser Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Dafür wollten wir eine autonome, mobile und temporäre Krankenhauseinrichtung entwerfen, die in Katastrophengebieten und unterversorgten Regionen schnell bereitgestellt werden kann“, sagt Aquilino García Martos, CIO und technischer Leiter bei Health Point Europe, dem Hauptpartner des Projekts.
Autonom und einsatzbereit
Die Lösung von HEALTH-IN-A-CONT bringt ein komplettes Krankenhaus – einschließlich Chirurgie, ITS, Labor und Diagnostik – in einem Schiffscontainer unter. Da diese Container für den schnellen und effizienten Transport konzipiert sind, kann die Einrichtung einfach über bestehende Logistiknetzwerke per Lastwagen, Zug oder Schiff befördert werden. Ein weiterer Vorteil der Lösung ist, dass sie vollständig unabhängig funktioniert. Das bedeutet, dass die notwendige medizinische Ausrüstung in dem Container autonom funktionsfähig ist. „Sobald der Container vor Ort angekommen ist, muss er nur noch geöffnet werden. Dann kann die medizinische Versorgung beginnen“, erklärt Martos. Da die Container für den Transport per Lastwagen, Zug und Schiff konzipiert wurden, können auch während der Fahrt Menschen versorgt werden. So lassen sie sich beispielsweise auf einem Zug einrichten und verwenden, sodass die Versorgung an einzelnen Haltepunkten oder während der Fahrt durchgeführt werden kann.
Ein Tetris-Spiel
Laut Martos war eine der größten Herausforderungen, eine Raumplanung zu entwerfen, die eine sichere, modulare Montage der Ausrüstung innerhalb der Begrenzungen des Grundrisses ermöglichte. So musste zum Beispiel gewährleistet werden, dass die sterilen Operationsbereiche vollständig von den anderen, nicht sterilen Bereichen getrennt sind. Außerdem mussten die Bauteile für die Elektrik, Gase und Chemikalien in Übereinstimmung mit allen Sicherheitsstandards installiert werden. „Diese mobilen Krankenhäuser müssen zahlreichen Zwecken gerecht werden, der Platz ist jedoch sehr begrenzt“, fügt Martos hinzu. „Die Raumplanung glich einem Tetris-Spiel, doch wir haben eine Anordnung gefunden, die alle notwendigen Leistungen unter Einhaltung der regulatorischen Anforderungen ermöglicht.“
Gesundheitsversorgung überall und jederzeit
Das Team des Projekts HEALTH-IN-A-CONT entwickelte erfolgreich einen Prototyp seines mobilen Krankenhauses. Mit Blick auf die Kommerzialisierung der entwickelten Lösung führt das Projektteam derzeit Gespräche mit verschiedenen Endnutzern über die Erprobung des Prototyps und eine mögliche frühzeitige Anwendung. „Dank der Unterstützung durch EU-Fördermittel haben wir eine innovative Lösung vorgelegt, mit der sich überall und jederzeit ein Krankenhaus errichten lässt“, schließt Martos. „Damit definieren wir die Erbringung von Gesundheitsversorgung neu.“ Der Prototyp für den Operationscontainer wurde patentiert, und das Projektteam arbeitet derzeit aktiv an der Entwicklung eines Industrieprozesses für die Serienfertigung.
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