Faktenlernen ohne Eintönigkeit
Das Projekt Memorix entwickelt eine immersive 3D-Umgebung, bei der webbasierte Werkzeuge, Spielmethoden und andere Anregungen genutzt werden, um Lernende zu motivieren und eine längerfristige Speicherung im Gedächtnis zu unterstützen. „Es ist schwierig, sich Fakten einzuprägen, die über einen längeren Zeitraum hinweg gelernt wurden. Trotz ihrer Anstrengungen, Informationen abzuspeichern, gehen 80 % von dem, was Studierende lernen, nach einer Prüfung allmählich verloren. Das ist sehr demotivierend“, so Hermann Kudlich, Mitgründer und Geschäftsführer von Memorix. „Wir möchten das Lernen und Abspeichern von Fakten aus den Klassenräumen holen und digitalen Tutoren diese schwere Arbeit übertragen. Dadurch wird im Klassenraum Platz für Dinge bleiben, in denen Menschen gut sind: anleiten, Fragen beantworten, sich um leistungsschwache und leistungsstarke Lernende kümmern.“ Kudlich erklärt, dass die Schaffung von 3D-Welten als Lernumgebungen nicht das Gleiche wie die Nutzung von Spielkonzepten in 3D ist. Die mit Unterstützung der EU entwickelte Memorix-Plattform kombiniert schon lange bekannte Techniken in Verbindung mit dem assoziativen Gedächtnis mit neueren Forschungen betreffend das Lernen für ein langfristiges Abspeichern und Problemlösen. Algorithmen der künstlichen Intelligenz personalisieren das Lernen und machen es effektiver. Kudlich beschreibt, wie die Nutzenden „Gedächtnisreisen“ schaffen, indem sie mit der Liste der zu lernenden Einheiten spielen und arbeiten. „Die Nutzerinnen und Nutzer melden sich bei der Plattform an, konstruieren einen ‚Gedächtnispalast‘ und verstecken zehn Wörter, die sie sich einprägen möchten, an Orten oder Stellen, die sie mögen und an die sie sich erinnern werden. Dabei verwenden sie assoziierte Bilder, Farbcodierung und so weiter.“ Die Plattform kümmert sich um den Rest. Dies spricht Bereiche im Gehirn an, die für effektives Lernen oder das Einprägen aktiviert werden, während die Nutzerinnen und Nutzer die Reise unternehmen.
Nutzende entwickeln gemeinsam Inhalte
Auf Memorix kann jeder Inhalte erstellen. „Es handelt sich um gemeinsames Lernen, bei dem die Personen, die Inhalte erstellen, und diejenigen, die Inhalte konsumieren, Nutzende sind“, ergänzt Kudlich. „Dies ist unüblich, da das Veröffentlichen von Inhalten in einer 3D-Umgebung normalerweise schwierig ist. Zum Beispiel können Nutzende, nachdem sie eine Prüfung erfolgreich bestanden haben, die Inhalte freigeben, die sie auf Memorix erstellt haben und die ihnen geholfen haben, zu bestehen. So werden diese Inhalte für andere zur Nutzung zugänglich. Keine der aktuellen Lösungen auf dem Markt bietet einen ähnlichen Ansatz der gemeinsamen Entwicklung im Frontend und der künstlichen Intelligenz im Backend.“
Tests mit Studierenden der Medizin
Die Prototyp-Plattform wurde mit mehr als 600 Studierenden an der medizinischen Universität in Kopenhagen getestet. Zur Einholung von Rückmeldungen wurden persönliche Befragungen durchgeführt und die Tests halfen bei der Entwicklung eines Minimalprodukts, das im April 2020 online gestartet wurde. „Personen, die Medizin studieren, müssen viele Fakten lernen. Daher waren sie eine ideale Kohorte“, merkt Kudlich an. Die Rückmeldungen waren wichtig – die Studenten wollten ein einfacheres, ansprechenderes Produkt, das direkt auf der Website funktioniert. Kudlich erklärt, dass dies neben der wesentlich umfassenderen, herunterladbaren Version in der Entwicklung eines zweiten Produkts mündete, das eher wie ein Videospiel gestaltet ist und es den Nutzenden ermöglicht, Inhalte zu erstellen. Die EU-Förderung für KMU half bei der Entwicklung der Nutzung von Daten, etwa hinsichtlich der Messung von Erfolg und der Berechnung der Vergessenskurve, was dazu beiträgt, das optimale Lernprofil von Nutzenden zu ermitteln. Dies verbesserte die Nutzererfahrung und -einbindung durch die Anpassung der emotionalen Auslöser wie Belohnung und Erfolgserlebnisse, welche sich aus der Beherrschung von Inhalten ergeben. „Wenn wir die vollständige Funktionsfähigkeit erreicht haben, werden die Nutzenden einen digitalen Memorix-Tutor haben, der durch künstliche Intelligenz gesteuert wird. Der ‚Tutor‘ wird die Lernmuster und Präferenzen des Nutzers oder der Nutzerin verinnerlicht haben. So kann er die effizienteste Weise planen, die Informationen zu verankern, welche die Nutzenden sich einzuprägen versuchen. Dabei stützt er sich auf eine umfassende Bibliothek mit Inhalten, die noch entwickelt werden“, erklärt Kudlich. Das Unternehmen arbeitet derzeit mit Innovationszentren zusammen, um das Produkt in Dänemark, Deutschland und Südkorea testweise einzuführen.
Schlüsselbegriffe
Memorix, Gedächtnis, Prüfungen, künstliche Intelligenz, Problemlösung, Lernen, digitaler Tutor, 3D