Erweiterung therapeutischer Optionen für Europas Haustiere
Immer mehr Menschen in Europa leben mit einem Haustier. So findet sich inzwischen in etwa der Hälfte aller Haushalte ein Haustier, darunter mehr als 100 Millionen Katzen und 88 Millionen Hunde. Die jährlichen Kosten für deren medizinische Versorgung belaufen sich weltweit auf 11 Milliarden EUR. Allerdings geht der Mangel an therapeutischen Optionen oft mit unnötigem Leid für das Tier und auch dessen Halter einher. „Diesen Mangel an innovativen Therapiemöglichkeiten für Haustiere bemerkte ich, als mein eigener Hund an Krebs erkrankte“, sagt Kathrin Ladetzki-Baehs, Projektkoordinatorin von CAESAR-und Mitbegründerin von adivo. „Während meiner damaligen Forschungen an therapeutischen Antikörpern für Menschen kam mir die Idee, dass man neben rein menschlichen Antikörpern doch sicher auch spezifische Antikörper für Hunde oder Katzen herstellen könnte.“
Erzeugung artspezifischer Antikörper
Im Vergleich zur Humanmedizin mit rund 80 Antikörpertherapien steht für die Behandlung von Tieren bislang nur eine einzige Therapie zur Verfügung. Humane Antikörper sind teuer und, wie der Name schon sagt, humanspezifisch, sodass sie bei Haustieren Nebenwirkungen verursachen können. „Wir haben hier einen hohen, kaum gedeckten Bedarf, und natürlich fordern Tierhalter bessere Lösungen“, fügt Ladetzki-Baehs hinzu. „Früher war die Akzeptanz größer, kranke Tiere einzuschläfern. Heute jedoch sind Tiere fast schon Familienmitglieder, und als solche sollten sie auch behandelt werden.“ Somit sind Menschen bereit, mehr in die Gesundheit ihres Haustieres zu investieren. „Der Markt für Tiergesundheit ist krisenresistent“, erklärt Markus Waldhuber als Mitbegründer von adivo und verweist auf dessen Wachstum trotz der Wirtschaftskrisen in den letzten 20 Jahren. „Wenn man wenig Geld hat, kann der Urlaub auch mal ausfallen, aber ein krankes Haustier wird dem Tierarzt vorgestellt, ohne Kosten für die notwendigen Medikamente zu scheuen.“
Spezifische Antikörper-Bibliothek
Um diese Lücke zu schließen, erstellte adivo eine Bibliothek mittels Phagen-Display mit mehr als 10 Milliarden Antikörperfragmenten speziell für die Veterinärmedizin. Die erste Zielstruktur ist ein Zytokin, dessen Überaktivität chronische Entzündungskrankheiten bei Hunden verursacht, und für das bereits die Zulassung beantragt ist. „Therapeutische Antikörper für die Humanmedizin gibt es seit mehr als 25 Jahren“, erklärt Ladetzki-Baehs. „Wir hingegen entwickelten die erste Technologieplattform für Antikörper, die in der Veterinärmedizin einsetzbar ist: eine Phagen-Display-Bibliothek mit hundespezifischen Antikörpern.“
Kommerzialisierung
Das Projekt CAESAR wurde über das EU-Programm „Horizont 2020“ unterstützt. Da Tiergesundheit bei Fördermitteln meist hinten an steht, war dies ein entscheidender Faktor, so Ladetzki-Baehs: „Nischen wie diese gewinnen kaum Investoren, und so hat uns die Finanzierung sehr geholfen, um das Projekt voranzutreiben.“ im Herbst plant Waldhuber nun die Beantragung von Fördermitteln für die zweite Phase, um das Procedere zu erweitern, die Proteinproduktion anzukurbeln und die Wirkung des Medikaments an Zieltieren zu testen. Hat das deutsche Unternehmen die Machbarkeit des Produkts demonstriert, soll ein pharmazeutisches Partnerunternehmen mit ins Boot geholt werden. Er erklärt: „Da wir nur ein kleines Projekt sind, sollte ein Pharmaunternehmen letztendlich die Kommerzialisierung übernehmen.“ Langfristig hofft Ladetzki-Baehs, adivo als renommierte Marke für Tiergesundheit zu etablieren. „Haustiere sind viel mehr als nur Begleiter und können zur Stabilität unserer heutigen Gesellschaft wesentlich beitragen“, fügt sie hinzu. „Man mag sich kaum ausmalen, wie unser Leben ohne unsere vierbeinigen Freunde aussehen müsste.“
Schlüsselbegriffe
CAESAR, Hund, Katze, Haustier, medizinische Versorgung, Medizin, Innovation, Behandlung, Antikörper, pharmazeutisch